Bitte sofort zurück zum Thema! Politik gehört hier nicht hin.
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Wenn ich es recht verstanden habe, geht es um das Konzept "Menschenwürde". Und das ist denn doch in bestimmten Regionen der Welt unumstritten. Was ja, u.a. auch gerade darin deutlich wird, daß deine Kritik an der deiner Ansicht nach fehlenden Umsetzung dieses Konzeptes sinnvoll ist und diskutiert werden kann.
In anderne Regionen der Welt ist jedoch bereits das Konzept selber umstritten. Dort müsstest du zunächst argumentieren und durchsetzen, daß Menschenwürde überhaupt ein umzusetzendes Konzept sei.
Ich halte den Einwand von Marasmusmeisterin insofern für bedeutsam, weil es m.E. bisher keinen tragfähigen immanenten Grund für dieses Konzept gibt. Sondern es - meiner Ansicht nach - bisher nur durch einen transzendenten Garanten des Wertes der Menschenwürde begründet werden kann.
Solange "nur" Menschen sich auf den Wert der Menschenwürde einigen, können sich Menschen genauso auch anders einigen ... wie es eben in anderen Regionen/Kulturen ja auch geschieht.
Hm ... m.E. ist - für das Konzept von Menschenwürde, wie es z.B. im GG verankert ist - das christliche Menschenbild ursächlich, das in den Urtexten explizit den Wert eines Menschen betont, unabhängig von äußeren Attributen, wie Volkszugehörigkeit (Grieche/Römer/Jude), Geschlecht (Mann/Frau), sozialer Status (Sklave/Freier) ...
Das es das Konzept der Menschenwürde gibt, aber eher keine Hamsterwürde, hängt wohl damit zusammen, dass das von Menschen erdacht wurde und nicht von Hamstern.
Eigentlich Speziesismus, die Bevorzugung der eigenen Art.
Auch bei Haustieren macht man da ja Unterschiede:
https://youtu.be/Pia2OVE7zPU?t=971
Aber gegenüber anderen Konzepten, in denen nicht mal verboten ist, Menschen als Mittel zum Zweck zu verwenden, oder eine Ungleichheit als gegeben angenommen wird immerhin ein Fortschritt.
Was hat das aber mit dem Konzept der Seele zu tun?
Das Menschsein ist doch nicht an einen unveränderlichen Wesenskern gebunden?
Oder meint "Seele" im vorliegenden Fall der in Organen lokalisierten Seelen nicht einen unveränderlichen Wesenskern, sondern eher so was wie "Psyche", wie in "Seelenklempner"?
What you do speaks so loudly that I cannot hear what you say.
-Ralph Waldo Emerson-
Zum Thema "Buddhismus, Hirntod, Organtransplantation":
https://comparisonproject.wp.drake.e...eath-paper.pdf
Danke für den Text Julian, war interessant!
Für mich ungeklärte Fragen wären jetzt eigentlich noch die von Inryoku:
Kann da jemand was zu sagen? Oder ist das Argument gegen die Organspende weniger der "nicht geordnete Tod" sondern das "Weiterleben eines Organs bzw eines Teils der Seele"?
Noli turbare circulos meos
Ich warte da auch gespannt auf Antworten, das ist eine der Fragen die mich in dem Zusammenhang schon immer beschäftigt hat.
Na ja, ich denke im wörtlichen Sinne ist diese Frage nicht wirklich spannend. Dass das, was wir unspezifisch als Bewusstsein bezeichnen, in besonderem Bezug zum Gehirn steht, darüber besteht vermutlich Einigkeit bei den meisten Menschen.
Ob es "da sitzt" ist hingegen schon eine Frage, von der ich jetzt noch nicht sehen kann, dass ausschließlich Hirnforscher sinnvolles dazu beitragen können (oder überhaupt die Führungsrolle beanspruchen können); ebenso bezüglich der Frage "was denn da vielleicht sitzt" und wie dieses Was sich zum Gehirn verhält.
(Und bezüglich des Geistes in der Leber, ist dann der Leber-Experte maßgeblich?)
Im Grunde ist das ja eine rein materialistische Sicht auf die Welt, aus der Seemann auf den Körper schaut, was dazu führt, dass das Bewusstsein einfach nur als eine subtilere Form der Materie oder der Organisation derselben angesehen wird, die unseren Messinstrumenten bisher verborgen geblieben ist. Das ist die Sicht der Naturwissenschaft, Phänomene von außen zu betrachten und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Die Frage ist aber, ob das die einzig gültige Sicht ist, die Welt zu betrachten, bzw. eine geeignete Sicht darstellt, um die Welt in ihrer Gesamtheit, die dann das Bewusstsein mit einschließt, zu verstehen. Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher, obwohl ich selbst Physiker bin. Was man immer bedenken sollte: Die Naturwissenschaft kann eigentlich nur deswegen exakt sein, weil sie bestimmte Grundannahmen über die Welt macht, bestimmte Axiome setzt. Z.B. nimmt man an, dass die physikalischen Gesetze an jedem Ort des Universums gleich sein müssen, d.h. die Maxwell-Gleichungen z.B. gelten sowohl auf der Erde als auch im Andromeda-Nebel, denn ohne diese Annahme könnte man keine Physik betreiben. Man könnte wahrscheinlich sagen, in diesem Sinne schauen die Naturwissenschaften voreingenommen auf die Welt, weil sie sonst schlicht nicht funktionieren würden.
Ich sehe das weiter gefasst und denke, dass das Gehirn nur eine mögliche Realisierung einer komplexen Struktur ist, die von "Bewusstsein" begleitet wird.
Auf einer abstrakteren Ebene könnten da also auch oder sogar eher Informatiker beitragen.
Wobei ich denke, dass man hier nur interdisziplinär weiter kommt, falls überhaupt möglich.
What you do speaks so loudly that I cannot hear what you say.
-Ralph Waldo Emerson-
Bei manchen wohnt auch der Geist des Weines mit in der Leber ...
Wie die sich wohl vertragen?
Ich glaube nicht dass da jemand irgendwo "sitzt", das sind energetische Austauschprozesse.
Elektrizität funktioniert doch auch ohne den Elektrolurch, der irgendwo im Hauptzähler wohnt.
Im Christentum ist ja die Seele auch das was den Menschen letztendlich ausmacht, bei fünf Seelen oder mehr sieht das doch ganz anders aus, das sind Konzepte die man vielleicht gar nicht so einfach in einen Topf schmeißen kann.
Vielleicht ist es ja eher der "unsterbliche Embryo" der mit der christlichen Seele vergleichbar ist?
Dazu habe ich irgendwo mal gelesen, dass die Leute damals, als Dampfmaschinen der letzte Schrei waren, gedacht hatten, dass das Gehirn auch so funktioniert wie eine Dampfmaschine. Heutzutage sind ja Computer, neuronale Netzwerke der letzte Schrei und viele gehen davon aus, dass das Gehirn auch so funktioniert wie bestimmte Algorithmen. Auch wenn natürlich Computeralgorithmen um einiges komplexer als Dampfmaschinen sein können, entspringen sie doch demselben mechanistischen Geist. Ich bin daher nicht so überzeugt, dass Informatikern mehr Expertise als anderen bei der Bewusstseinsfrage zuzuschreiben ist.
Bewusstsein als subtilere Form der Materie aufzufassen hat so was von der "Feinstofflichkeit" von der in sog. esoterischen Kreisen mitunter gesprochen wird.
Da könnte man dann aber auch Materie als gröbere Form von Bewusstsein auffassen.
In der daoistischen Alchemie spricht man ja von Jing-Qi-Shen, (körperliche)Essenz-Energie-Geist, die so etwas wie verschiedene Aggregatzustände des Gleichen darstellen.
Wenn nun aber Geist bzw. Bewusstsein etwas materielles ist, dann liegt nahe, dass es mit gröberer Materie wechselwirkt und grundsätzlich nicht nur messbar ist, sondern bei der Erklärung des Verhaltens der Materie
mit einbezogen werden muss.
Dann wäre das Bewusstsein nicht nur Beobachter sondern Akteur.
Es scheint mir ja die Frage ungeklärt, ob Bewusstsein lediglich ein Epiphänomen des Gehirns (oder vergleichbarer komplexer Informationsverarbeitungsstrukturen) ist, oder selbst wieder auf das Gehirn zurückwirkt.
Ist "Entropie" oder "Information" Deiner Meinung nach etwas materielles?
What you do speaks so loudly that I cannot hear what you say.
-Ralph Waldo Emerson-
Du hast IMO recht, dass die Leute sich die Funktionsweise des menschlichen Geistes anhand von Analogien gerade aktueller Technik vorstell(t)en.
"Dampf ablassen" oder dergleichen, bei der Vorstellung, wie Aggressionen abgebaut werden sind ja so ein Beispiel.
Und als Computer aufkamen, verglich man das Gedächtnis mit Festplatten und das Kurzzeitgedächtnis mit Arbeitsspeichern und die Informationsverarbeitung mit Prozessoren.
Bei neuronalen Netzwerken sehe ich das etwas anders, denn da geht es ja um ein Netzwerk von Neuronen, wo das Gehirn eher als Vorbild dient.
Und so weit mir bekannt, kann man nicht genau vorhersagen, wie sich so ein Ding ab einem gewissen Komplexitätsgrad verhält.
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-Ralph Waldo Emerson-
Naja, im Christentum gibt es ja auch die körperliche Auferstehung.
Goethe legte dem Theologiestudiumbereuer Dr. Faust folgenden Ausspruch in den Mund:
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der anderen trennen; Die eine hält, mit derber Liebeslust, Sich an die Welt, mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust.
Zu den Gefilden hoher Ahnen“
eine Ärztin und angehende (?) Neurologin mit Interesse an Akupunktur stellt die "Seelen" der TCM als Aspekte der Psyche so dar:
Die Psyche des Menschen besteht in der TCM aus fünf verschiedene Anteilen: den Geist (Shen), die Körperseele (Po), die Wanderseele (Hun), der Intellekt (yi) und der Willenskraft (zhi).
Sie meint:
Die Wanderseele (Hun) trifft am ehesten das, was wir in unserer Kultur als Seele verstehen. Sie verlässt nach dem Tod den Körper. Außerdem ist sie der Leber zugeordnet und ist vor allem für Lebensziele, Kreativität, Pläne und Projekte zuständig.
https://de-qi.de/ueberblickseele
Auch in der wissenschaftlich orientierten Medizin gibt es interessanterweise auch den Begriff der "Wanderniere" (Ren mobilis) (sicr)
Dagegen stirbt die der Lunge zugeordnete Körperseele "Po":
Die Körperseele (Po) ist der Teil der Seele, der mit dem menschlichen Körper stirbt. Sie ist der Lunge zugeordnet und hat die Aufgabe, die Empfindungen, das Schmecken, Hören, Riechen, und Sehen wahr zu nehmen.
Das hier zuletzt diskutierte Bewusstsein ist - wie glaube ich schon von Julian Braun erwähnt - als Funktion dem Herzen zugeordnet:
Der Geist (Shen) hat die engste Beziehung zum Herzen. Daher wird das Herz als „Residenz des Geistes“ bezeichnet. Shen hat verschiedenen Funktionen wie: das Bewusstsein, Denken und Gedächtnis, den Schlaf, die Intelligenz, die Emotionen, Sinne und Ideen
Wenn hier angeführt wurde, dass Leute nach Lebertransplantationen ärgerlicher werden, wäre interessant, ob Lungentransplantationen traurig, Herztransplantationen schlau und Nierentransplantationen entschlossen machen, oder zumindest entsprechende Ausprägungen des Vorbesitzers auf den Empfänger übertragen...
Wenn nun tatsächlich mit der Leber die unsterbliche Wanderseele auf den Empfänger übertragen wird und die der christlichen Seele entspricht, stellt sich mir die Frage - wie bei einer Hirntransplantation - ob der vermeintliche Empfänger nur Körperspender ist.
Wenn da die Pläne und Lebensziele sitzen, dann sollten die ja auch irgendwie mit übertragen werden?
Dazu kommt, dass man seine Leber - ohne eigenes Ableben - auch teilweise spenden kann:
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/...nde/index.html
Das wirft dann weitere Fragen auf....
Geändert von Pansapiens (27-02-2021 um 13:40 Uhr)
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