Zitat von
Affenherz
It's all hidden in plain sight. Der Schüler kriegt ein paar wichtige Bewegungsabläufe oder sogar nur Stände in einer leichter zu merkenden Choreographie beigebracht, dazu Prinzipien, Bilder, Beispielanwendungen und Partnerdrills. Damit hat er dann alles, um im Studium mit seinen "älteren Brüdern" und "jüngeren Brüdern" seinen eigenen Kampfstil zu entwickeln. Die Form ist quasi ein Buch für Analphabeten. Der Lehrer bringt den Schülern nur lesen und schreiben bei und beantwortet Fragen zum Inhalt und zum Hintergrund des Textes. Danach müssen die Schüler selbst weiter über den Text nachdenken, daran forschen und die Erkenntnisse eigenständig in ihrem Leben anwenden. Schon im Grundlagentraining liegt die Hauptarbeit beim Schüler, nicht beim Lehrer. Einen Trainer wie in der modernen westlichen Kultur gab es nicht.
Man versteht das Lehrsystem leichter, wenn man sich überlegt, wie die konfuzianische Bildung funktionierte. China ist seit Jahrtausenden eine Schriftkultur, obwohl es immer viele Analphabeten gab.
Zeichen abmalen und aufsagen, bis es halbwegs passt, dann als Hausaufgabe drillen.
Verse und Floskeln abmalen, das als Hausaufgabe drillen. Dann selbständig die ganze Schriftrolle kopieren und auswendig lernen. Dazwischen Gespräche mit Erklärungen, Fragen und Antworten zur Anwendung der Textinhalte.
Die Idee, man müsse erstmal 30 Jahre lang im Klassenverband einen Formationstanz üben und dann kämen irgendwann die allergeheimsten Geheimnisse, durch die einen irgendeine daoistische Magie plötzlich zum Großmeister macht, ist sehr modern.
Ich kann zwar die Einordnung in den historischen und kulturellen Kontext nicht beurteilen. Aber ansonsten trifft diese Beschreibung mein persönliches Verständnis von Kata sehr gut.
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“