
Zitat von
Kensei
Ich sehe es als Lehrer ohne die Brille der persönlichen Betroffenheit. Weil ich nicht mittendrin bin, sondern als Außenstehender beobachte.
Dabei nehme ich verschiedene Typen von Charakteren bei meinen Schülern wahr und denke, mir nach zehn Jahren Schuldienst da mittlerweile auch ein relativ objektives Urteil bilden zu können. Dabei war ich aber in der Tat nicht, da hast du recht.
Dir müsste eigentlich der Widerspruch zw. dem "ICH" und "ohne persönliche Betroffenheit" sofort auffallen.
Selbstverständlich bist du beim THEMA "Sportunterricht und seinem Ablauf " mittendrin ...
Das du dabei im Unterricht selber physisch aussen als Beobachter stehst und Charaktere wahrnimmst , macht doch deine Wahrnehmung noch lange nicht objektiv . Das ist jetzt auch nicht negativ gemeint , sondern nur um einzuordnen.
"So genannte Bessere..." waren schonmal häufiger am Ball als du und damit besser, was Ballkontakte angeht. Ansonsten sollst du dich bemühen, AKTIV zum Ball zu gehen, und nicht PASSIV darauf zu warten, dass dir einer den Ball zuspielt. Wenn man sich besonders anstrengt, schafft man es vielleicht sogar mal, dem Gegner den Ball abzunehmen. Ballspiele haben zumeist einen Wettkampfcharakter. Da geht nicht so sehr um Harmonie zwischen den Spielenden, wie du dir das vielleicht vorstellst.
Klar ist das Wettkampfcharakter , aber da treten normalerweise Team gegen Team an. Heisst ja nicht umsonst Mannschaftssportart. Wenn der Wettkampf aber innerhalb des eigenen Teams ausgetragen wird und die "schwächeren" keine Chance bekommen Ihrenen Teil innerhalb des Teams beizutragen , dann frustriert sie das nur , während die "Guten" sowohl innerhalb als auch ausserhalb (gegen die andere mannschaft ) positive Rückkopplung erhalten und so natürlich richtig Spass dabei haben..
Ich kann das Argument von Schnubel gut nachvollziehen und die Beobachtungen auch bestätigen .
Bevor jetzt das Argument der negativen Sicht und Erfahrung zum Thema Sport kommt.
Ich war zur Schulzeit IMMER in ,mehreren Sportarten-Vereinen gleichzeitig aktiv und wenn mal nicht dann im Leistungssport mit 5 x die Woche Training. Habe also ein sehr gutes Verhältnis zum Thema Sport gehabt und Sah aber im Sportunterricht die gleichen Defizite wie Schnubel angeführt hat.
Kommt darauf an, was seine Zielsetzung war. Wenn ich möchte, dass du lernst dich gegen andere durchzusetzen, würde ich auch nicht darauf einwirken, dass dir artig der Ball zugeworfen wird. Ganz im Gegenteil, wenn ich sehe, dass du nur auf dem Feld rumstehst, würde ich dir verbal Beine machen.
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Schnubel spricht von das einige wenige Gute das EIGENE Spiel an sich rissen (was auch nicht sooo schwer zu verstehen ist ) und du machst daraus ein , "wenn die anderen nur rumstehen muss man ihnen beine Machen" . Wieso läuft es in deiner Sicht sofort darauf hinaus dass die Anderen dann nur rumstehen. ....Hast du nicht was von objekte Sicht auf alle Charaktere gesprochen ? ..
Mal davon ab, wird euer Sportunterricht aber auch nicht nur aus Ballspielen bestanden haben. Es gibt ja auch Individualsportarten, wo man unabhängig von den anderen seine Leistungen erbringen kann.
Ja klar gibt es auch andere Sportarten , macht aber das Defizit im Teamplay bei Ballsportarten und den prozentualen Überschuss an Ballspiele nicht besser ......und
Jeder Sportlehrer hat auch seine Favoriten was die Sportarten angeht .
Dsa führt dann dazu , das , wie bei uns , wenn ein Sportlehrer aus dem Turnen kam , er natürlich verstärkt turnerische Elemente üben liess (für mich super , für andere Horror) und der Rest sich zum grüssten Teil aus wenigen Ballsportarten , wie Völkerball und Fussball zusammen stellte .
Leichtathletik zum Beispiel ,war dann eher nur als Pflichtprogramm und halbherzig .
Ein Lehrer hat fünf Jahre studiert, danach ein Referendariat abgelegt und ist mit zwei Staatsexamen überprüft worden. Das lässt sich nicht vergleichen mit einem der mal fünf Wochen Trainerschein gemacht hat. Auch nicht, wenn er dann zehn Jahre in seiner spezifischen Sportart unterwegs ist. Wie du ja selber schreibst, geht es eben nicht nur darum, irgendwelche Techniken und „basics“ zu vermitteln. Sportunterricht ist weit vielschichtiger. Man kann sicher zugestehen, dass ein Handballtrainer auch artverwandte Sportarten wie Basketball vermitteln kann. Aber darüber hinaus wird's doch schon dünn.
Ein Beispiel .
Als es zum Thema Boxen kam wurde der Unterricht dazu nach der dritten Stunde abgebrochen und tauchte nie wieder auf. Was passiert?
Die ersten zwei Stunden war noch das Zeigen der Grundlegenden Schläge , Schrittarbeit ein wenig , bissel Kreistraining mit Kraftausdauer dazu und in die luft schlagen . In der dritten Stunde lies er mit zufälliger Gruppierung sparring machen . Wir sollten also locker zeigen was wir gelernt hatten ..^^
Nach dem vierten KO und einigen zusätzlichen blutigen Nasen , brach er alles komplett ab und das Thema ward nie mehr gesehen. keine Auswertung dessen was passiert war. Kein umstellen der Unterrichts um das Thema anders , sicherer, zu vermitteln .
Er war völlig überfordert mit der Situation.... und es ging zurück zum ....Ballspielen
Sportunterricht ist weit vielschichtiger. Man kann sicher zugestehen, dass ein Handballtrainer auch artverwandte Sportarten wie Basketball vermitteln kann. Aber darüber hinaus wird's doch schon dünn.
Mag sein dass das Studium und der Unterricht weit vielschichtiger ist als er sich für die Schüler selbst dann darstellt , aber wieweit sich diese Vielschichtigkeit dann auch im Unterricht zeigt ,ist eine Frage des jeweiligen Lehrers und nicht des Systems und damit , wie so oft , eine SEHR subjektive Sache .
und kein Sportlehrer ist ein "nur" aussenstehender Beobachter
Und auch für einen Sportlehrer kann es schonmal sehr dünne werden ,..siehe das Beispiel zum Thema Boxen .
PS. Klar,das ist nun noch aus der ddr-Zeit , aber nach allem was ich hier an Erfahrungsberichte gelesen habe, scheint einiges immer noch aktuell zu sein und ich kann Schnubels Argumentation aus meiner Erfahrung heraus bestätigen , trotz der Zeitunterschiede. und trotz meines positiven Verhältnisses zum Thema Sport ..
Geändert von Cam67 (27-05-2022 um 14:09 Uhr)
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)