Spruch zum Thema:
Die Zahlen arabisch, Jesus ein Jude, die Schrift lateinisch, die Demokratie griechisch, die Gymnastik aus Schweden ... und dann gibts Leute, die kulturelle Aneignung für ein Thema halten? (nein, du bist nicht gemeint, DZXX)
Ohne kulturelle Aneignung würde Yoga in den Gemeinschaften Mittel- bis Westeuropas gar nicht funktionieren, genauso wenig wie Tai Chi.
Wer blutet, wischt die Matte sauber.
Hahhaaa - alles drin, was man heute so braucht.
Stichworte:
- Kapitalistische Spiritualitätsformen und neoliberale Selbstoptimierung
- Yoga wird betrieben von besser situierten Menschen, vornehmlich weiß und weiblich
- kulturelle Aneignung durch Veränderung
- der Mensch als myofasziales Netzwerk
- noch einmal: Weiblich und weiß, Männer und LGBTQ+ - Menschen hätten das Gefühl, Yoga sei nichts für sie
- Yoga ist "vom Weg abgekommen"
- Yoga sei auch entstanden als Gegenbewegung zum britischen Kolonialismus [Hä ???]
- ein ideales Milieu für Mißbrauch
- sexualisierte Gewalt ...
- "Sexuelle Übergriffe und Machtmißbrauch erschüttern die Yoga-Szene immer wieder."
- Gewalt auch während des Unterricht bei der Korrektur
- es sei keine neue geschichte, dass Männer in Machtpositionen letztendlich mit der Macht nicht umgehen können
- Bewußtsein für die Gefahr von Grenzüberschreitungen ist Neuland
[..woher kenn ich nur diese ganzen Themen...]
Geändert von DZXX (03-07-2024 um 23:48 Uhr) Grund: Ergänzung
Die Spiritualität... Nichts dagegen an sich, und vielleicht spricht vieles dafür. Aber wenn man eine Bewegungsdisziplin schnell oder umfassend mit 'Spiritualität' verbindet, dann kann es m.E. schnell ziemlich 'messy' werden.
Von meiner alten Website-FAQ, vielleicht nehme ich die Texte bald wieder auf. (Diese Texte sind natürlich sehr vereinfachend):
Ist Tai Chi Chuan wie Yoga?
Das kann man nicht so leicht beantworten. Es gibt Ähnlichkeiten und es gibt Unterschiede. Und natürlich hat Tai Chi Chuan auch viel Partnerarbeit - schliesslich ist es eine Kampfkunst, und wird dadurch mehr 'überprüfbar'. Besser ist es, das Training selber zu erleben – hier geht Erfahrung über Theorie.
Ist Tai Chi Chuan spirituell?
Tja, vielleicht, nicht völlig ausgeschlossen. Aber das können viele Tätigkeiten sein. Wir suchen jedenfalls nicht explizit nach dem Spirituellen – das bringt einen eher zum ‘Abheben’ und im Tai Chi Chuan geht es vor allem darum, die Erde zu finden: Im buchstäblichen und im übertragenden Sinne grounded zu sein. Ein ganz wichtiger Spruch aus den klassischen Schriften des Tai Chi Chuans: “Man sollte nicht das Naheliegende aufgeben, um stattdessen das Weitentfernte zu suchen.”
Ich finde Yoga prinzipiell gut bis super, je nach dem. Obwohl es heutzutage offensichtlich viele Lehrer oder Kursleiter (...innen) dabei sind, die nicht so viel Ahnung vom guten Bewegungstunterricht und von der Kunst selbst haben. Aber das trifft ja mindestens so viel auf die Tai Chi-Szene. Umso mehr, wenn es um die Kampfkunst geht.
Erste Fragestellung nochmal: Was kann Tai Chi von Yoga lernen? Marketing...? Aber es ist schwierig, Tai Chi '$exy' zu machen. Vor allem, wenn die Trainingsräume weniger nach Duftkerzen und (vorm Lüften) mehr nach altem, ehrlichem Schweiß riecht. (Kampfkunstschule Neukölln, rock on!)
Geändert von GilesTCC (04-07-2024 um 13:30 Uhr)
Tai Chi Chuan und Qigong in Neukölln und Treptow, Berlin: cloudhand-taichi.berlin
Seminare "Tuishou-Stereo": tuishou-stereo.com
Wo dann? Der Faden ist doch schon lange quer.
Dieser Schwachfug mit der "kulturellen Aneignung" z.B., dazu gehört doch wirklich mal was gesagt. Zu keiner Zeit wurden Theorien oder Praktiken oder Bräuche von Generation zu Generation oder von Region zu Region weitergegeben, ohne dass sie verändert, vermischt, weiterentwickelt oder reduziert usw. wurden. Kein Schüler ist das 100-%-Abbild seines Lehrers. Das ist ein ganz normaler Entwicklungsprozess. Man schaue sich einfach mal die vier Hauptvertreter des Chen-Stils an. Wie unterschiedlich der doch aussehen kann!
Hier wird ein Problem konstruiert!
Von den anderen Stichworten gar nicht zu reden.
Es gibt in Japan mit dem Shikinen-sengū ein Ritual das zumindest nahe an diese Vorstellung kommt.Zitat von DZXX
Gruß
Alfons.
Hap Ki Do - Schule Frankfurt - eMail - 합기도 도장 프랑크푸르트 - Daehanminguk Hapkido - HECKelektro-Shop
...Dosenbier und Kaviar...
Für mich stellt sich die Frage eher, sollte Taijiquan von Yoga etwas lernen sollen und wenn ja warum?
Es geht doch gar nicht darum, wer vermarktet sein System besser als der andere.
Und gleichzeitig bringen interessierte-, kritische- und vorwärtsstrebende Schüler dem System Austausch und Dialog, Geld, vielleicht bessere Trainingsräume und tausendundeins Dinge mehr.
Zu schauen wo Stärken und Schwächen beider Systeme stecken macht sicher Sinn und doch möchte ich nicht Trainingsbescheinigungen für Kursteilnehmer ausfüllen, da sie diese dann von der Krankenkassen bezahlt bekommen. Nur ein kleines Beispiel.
Wo liegen sie denn die Stärken und Schwächen der beiden Systeme Yoga und Taijiquan?
Liebe Grüße Dao
Moin!
Mein persönlicher Eindruck zu TJQ/Yoga:
Beide Disziplinen leider immer noch der gesellschaftlichen Hauptströmung, dem kommerziellen und auch einem selbst darstellerischen Aspekt unterworfen. Dazu ist der Markt übersättigt, youtube liefert den finalen Stoß, auf dass ein interessierter Mensch so gar keinen Überblick mehr hat.
Ich habe vor Jahren Kurse an der VHS in Sachen TJQ geleitet und immer wieder waren die Teilnehmer/innen zu Beginn höchst verwundert, warum ich keinen Seidenpyjama trage. Also diese Öffnung, was die "Idee" des TJQ letztlich ist und was es eben nicht ist, war mit ein harter Knochen. Ein weiterer Knochen: Die Partnerübungen, um die Idee der Formbewegungen im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Ich kann mich noch an eine Dame erinnern, die sich trotzig hinstellte und sagte: "Ich möchte das nicht." Also ich sehe hier eine riesige Wand an Vorurteilen, die erst einmal durchdrungen werden muss, bevor es überhaupt losgeht. Nehmen wir noch in den Blick, wie sich so manche "Taiji-Lehrer/innen" im Netz auf ihre Internetpräsenz präsentieren - Leute, da bin ich raus und gehe lieber zu der spontanen Gruppe, die sich hin und wieder im Park einfindet und einfach praktiziert, weil es Freude bereitet. Es muss nicht direkt das I-Ging ausgekotzt werden.
Meine Frau hat bis vor Corona Yoga-Kurse und Seminare gegeben. Während Corona hat sie sich (zuvor absolut begeistert) komplett von Yoga abgewandt. Ein schleichender Prozess. Auch sie konfrontiert mit den Vorurteilen der Menschen, die sich dafür interessieren und einen entsprechenden "Lehrer" erwarten - verbunden mit der Räumlichkeit, die suggeriert wird. Um bei den Räucherstäbchen zu bleiben - die sind ungesund. Warum soll ich diese Plörre einatmen? Profan, ich weiß.
Ich wage ein persönliches Fazit:
Die beiden Disziplinen in der mehrheitlichen Darstellungm wie sich sich präsentieren (Ausnahmen sind gerne willkommen) suggerieren eine Art "Komplettpaket" und verleiten dazu, nicht mehr denken zu müssen. Da dockt die Masse doch direkt und gerne an. Das sind sie aber gerade nicht, meiner bescheidenen Meinung nach. Ich erachte gerade in beiden Disziplinen das "selbst denken" und sich selbst kennen lernen, reflektieren, hinterfragen wollen, also über die rein körperliche Ebene der Bewegung hinaus mit als das Wesentliche und damit bin ich weg von der Massentauglichkeit und letztlich bei z.B. gezielten Seminaren, individuell abgestimmt mit nur wenigen Teilnehmer/innen. Danach geht jeder wieder nach Hause und lebt es für sich, jetzt einmal unabhängig davon, dass da auch soziale Komponenten absolut eine Rolle spielen können und sollen.
Ganz genau. Und zwar bist du damit meilenweit weg von dem, was die Praktizierenden eigentlich wollen: eine schöne, farbenprächtige heile Welt, die meilenweit weg ist vom konfliktträchtigen bis schmerzhaften alltäglichen Umfeld.
Ich bekenne mich schuldig; bei mir wars erst Karate, dann Bharata Natyam, ich weiß also, wovon ich rede. Nur war mir meine Fluchtbewegung die ganze Zeit bewußt; davon kann ich nach Vivisektion der Yoga-Szene bei den dort angetroffenen schäfchentreu-kritiklosen Allesschluckern nicht ausgehen.
Aus dieser Perspektive ist der Unterschied im sozialen Gefüge zwischen Yoga und Tai Chi? Qi? gar nicht vorhanden.
Wer blutet, wischt die Matte sauber.
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