Schade
Wie bereits erwähnt, kenne ich mich mit Bruce Lees Lebensgeschichte zu wenig aus, um einschätzen zu können, was ihn wie stark beeinflusst haben könnte. Vielleicht war Liang tatsächlich ein sehr wichtiger Einfluss.
Für mich ist es ehrlich gesagt faszinierend, dass man in vielen Bereichen Parallelen entdecken kann und oft zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt, wenn man versucht, sich dem Kern einer Sache anzunähern: indem man das Überflüssige oder Verschnörkelte abwirft und sich stattdessen an grundlegenden Prinzipien orientiert.
Besonders interessant finde ich, dass sich in meiner aktuellen Praxis – insbesondere in meiner Hauptlinie, wo jede Art von Blumigkeit quasi als falsch betrachtet wird – die empty hands aus dem Fechten/dem Schwertkampf ableiten. Und zwar so, dass es sich tatsächlich auch so anfühlt (zumindest für mich) wie mit den Händen zu fechten. Viele behaupten, dass dies bei ihnen ähnlich sei; für mich persönlich trifft das jedenfalls zu. Mein Distanzgefühl und die Positionierung haben sich dadurch grundlegend verändert - ich muss hinzufügen, dass ich das ja noch nicht so sehr lange mache.
Ob Bruce Lee mit seiner bekannten Aussage (vorausgesetzt, es handelt sich tatsächlich um ein echtes Zitat und nicht um eines, das ihm nur zugeschrieben wird) etwas Ähnliches meinte, kann ich natürlich nur vermuten. Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Wortlaut, aber sinngemäß lautet es: "Now I am fencing with my hands."
Eine relevante (auch indirekte) Verbindung zwischen der Linie, die ich trainiere, und Bruce Lee scheint mir mehr als unwahrscheinlich. Betrachtet man den historischen Kontext, ist es schlicht logisch, dass sich die Dinge bei uns auf diese Weise entwickelt haben.
Auch diese Idee der "formless form" lässt sich bei uns wiederfinden, wenn bei uns auch nicht alles sprachlich so ausformuliert sein mag, wie im Chinesischen.
Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich noch einmal betonen, dass ich keineswegs krampfhaft versuche, Ähnlichkeiten aufzuzeigen. Meiner Meinung nach handelt es sich vielmehr um natürliche, ja sogar grundlegende Gemeinsamkeiten. Sogar vermute ich stark, dass man diese Gemeinsamkeiten auch finden würde, wenn man einen guten und erfahrenen japanischen Schwertkämpfer befragen würde. Natürlich habe ich nicht mehr alle Einzelheiten aus dem Tao of Jeet Kune Do im Kopf. Es ist sicher mindestens zehn Jahre her, dass ich das letzte Mal hineingeschaut habe. (Das erste Mal dürfte so um 1990 oder kurz danach gewesen sein. Das Buch war damals ein Geschenk von meinem damaligen Lehrer Thomas Mannes – vielen Dank, Sifu, falls Du das hier liest! Das Buch, bzw. Ideen die damit verbunden sind haben mich mehrfach auf meinem KK Lebensweg mit beeinflusst).
Es wäre jedoch interessant zu sehen, ob sich in diesem Buch auch Aussagen finden, die vielleicht gut auf Yiquan zutreffen und weniger auf unsere Praxis; vielleicht finden sich sogar Wiedersprüche, wenn man danach sucht. Von daher bin ich sehr offen für für spezifische Zitate. ... Wir hatten ja mal einen anderen, interessanten Themenstrang, in welchem wir aufzeigen konnten, dass es relevante Unterschiede bezüglich des Bindens und der "Wohlfühldistanz" (eigentlich dürfte ich das Wort nicht verwenden, weil in unserer Praxis alles situationsabhängig ist und man sich eben nicht fixieren soll - aber wir wissen, was gemeint ist) in unserer beider Praxis gibt.
Sorry A.M. der Exkurs fürt jetzt etwas vom eigentlichen Thema weg; falls sich eine interessante Unterhaltung daraus ergeben sollte, machen wir einen neuen Faden auf
Guten Start in den Sonntag zusammen.






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