
Zitat von
ZEN2021
Eben die von Künstler angesprochene "Joker-Rolle" (der 1. Teil ist genial) ist eine wie ich finde unterschätze Waffe im Repertoire des Normalmenschen, um im Rahmen einer ernsten Situation wieder die Kontrolle soweit zu gewinnen, dass man aus diesem Stresstunnel rauskommt und sich Optionen erarbeitet. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch der Störer unter massivem Stress steht und einen Plan im Kopf hat, der aber auf einmal auf eine Art und Weise "gestört" wird - damit muss er erst einmal umgehen. Und sagen wir mal so: Ich hatte in meinem Leben noch keine lebensgefährliche Situation, aber ich habe diese "Joker-Rolle" schon oftmals in anders gelagerten Situationen genutzt, um mich kontrolliert aus einer verbal aggressiv-geladenen Situation zu ziehen. Klar pumpt hier auch das Adrenalin nach, aber es ist ein wie ich finde probates und (ich wiederhole mich) unterschätztes Mittel zum Zweck. @ Künstler: Danke!
Hi Zen,
Danke für die Zustimmung!
Auf dieses Verhalten aufbauend beginne ich quasi SV- Training, kombiniert mit der Erfahrung, jemand damit weh zu tun. Im Gegensatz dazu arbeitete ich früher mit festen Techniken (a la WT) und dann später auch mit "Deeskalationspraktiken" wie Hände vor, Stop schreien, etc. pp - letzteres halte ich für wirklich bösartige Aggressoren für unwirksam und lässt zudem Anfänger in einer Pose "erstarren", bei der sie hilflos werden, wenn die Geste ignoriert wird. Wohl aber kann man es (ohne wirkliche SV dahinter) als eine Art der Abgrenzung sehen bei unangenehmen Handlungen ohne schwerwiegende Gewaltabsichten.
@Cam67
Danke für deine Erläuterungen zum "Formlosen"!
Ich sehe, wir meinen dabei ziemlich Ähnliches (in Trance geraten, völlig unwillkürlich agieren)
Tatsächlich erarbeite ich aktuell (wieder) eine Methode, dieses Verhalten grundsätzlich zu fördern. Und klar hat das auch eine gewisse "Form" (alleine schon wenn man es übt, aber nicht immer)
Diese Form ist für mich das "angeborene" menschliche Bewegungsspektrum, welches man sich teilweise durch meditatives, teilweise durch dynamisches "Studieren" seiner Bewegungsabläufe einerseits und teilweise durch Freilegung von Faszienstrukturen erarbeitet. Dieses Bewegungsspektrum ist jedoch so mannigfach, dass man es in keiner formalen Übung hinreichend abbilden kann, sondern nur im Tun.
Frei daran ist, dass für mich das benannte Bewegungsspektrum keine direkte Form (Abläufe, spezielle Ausführung) hat, sondern im Grunde genommen in jeder praktischen Alltagsbewegung wieder zu finden ist. Z.B. beim Gehen (bei dem man bereits mehr als genug "Blockaden" und Stereotypien entwickelt)
Unfrei daran ist, dass es neben dem eigenen Erarbeiten an praktischen Beispielen ein Vorbild braucht oder spezielle Szenarien, bei denen man einzelne Aspekte studiert.
Die "Anwendung" ist dabei extrem individuell, da der Mensch spontan das abruft oder damit variiert, was er in sich hat. Gradmesser des Fortschritts ist dabei nicht, welche Technik (die es in dem Sinn nicht gibt, bzw, nie geübt wird) abgerufen wird, sondern WIE etwas abgerufen wird. (Wie unmittelbar, wie effizient, wo noch Luft bei der Anzahl der beteiligten Gelenke, wie leicht es sich anfühlt, und am wichtigsten: wie es beim Partner ankommt, also die Wirksamkeit)
Ich bin soweit gekommen, dass viele Übungen in Kontakt, die es bereits in Kampfkünsten gibt (die ich kenne) einen ähnlichen Charakter haben, wie der Ort des Kontaktes, die Richtung, in die Kraft aufbgebaut wird etc. jedoch subjektiv für mich immer sehr eingeschränkt.
Was meine ich mit eingeschränkt: nehmen wir Pushing Hands als mögliches Beispiel: Die Bewegungen erfolgen ja kreisförmig und scheinen keinen Anfang und kein Ende zu haben. Jedoch oft nur in einem bestimmten Stand, einer bestimmten Ebene, was nichts anderes bedeutet, dass in anderen möglichen Richtungen, Ebenen, Haltungen etwas festgehalten wird. Also irgendwo ist dann doch Schluss mit der Bewegung. Sei es die Größe der Kreise oder sei es die Neigung des Rumpfes oder die Anordnung der Beine.
Über solche Grenzen gehe ich hinaus, was jedoch eine überdurchschnittliche Beweglichkeit (auch im Kopf) voraussetzt, die man in solchem Kontext nicht gewohnt ist.
Es gibt dann, um beim selben Beispiel zu bleiben, Kontakt jeweils außen diagonal, keine Beschränkung, was aus den Bewegungen wird, solange es keinen Stopp gibt und das Ergebnis wirksam, ökonomisch und unberechenbar gleichzeitig ist. Abläufe von Übungen ergeben sich aus dem Vermögen der Übenden und werden kaum, höchstens rudimentär, um das Thema einzugrenzen, vorgegeben. So ergeben sich spannende, nicht vorhersehbare Abläufe, solange sie Sinn machen.
Der Stilist, egal welcher, verliert so jedenfalls recht zuverlässig die Kontrolle, ohne sinnvoll intervenieren zu können. (Was aber nicht Sinn und Zweck des Ganzen ist!) Gleichzeitig wird einem dann aber auch klar, wie wenig Kontrolle man überhaupt über jemand haben kann, der sich an rein nichts hält, sondern nur wehtun will und sich dabei permanent bewegt.
Sinn und Ziel ist dennoch sofortiges "Ausschalten". Bloß wie man da hin kommt, braucht recht intensives Tuning, Studien, und natürlich Erfahrung unter Druck. (Also regelmäßige Tests)
Ergänzend: Was es auch braucht und was ich als größte Herausforderung sehe, ist ein hohes Maß an Selbstvertrauen und Mechanismen mit Angst umzugehen, die nämlich den Bewegungsspielraum und Bewegungsfluss durch Angstanspannungen zunichte machen kann. Und da wiederum hilft nur Erfahrung, das lässt sich "technisch" nicht unmittelbar lernen.
Geändert von derKünstler (23-03-2025 um 23:14 Uhr)
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