Hallo, ich nehme mir jetzt mal Zeit, da ich merke, dass wir echt konstruktiv und gerne auch sachlich kritisch sind.
Ich fange mal bei Zen an:

Zitat von
ZEN2021
Moin!
Schöne Diskussion! Zwei Punkte möchte ich aufgreifen: Ich erachte das "Deckungs-Provokations-Spiel" in einer SV-Situation als, wie soll ich sagen, naja für den Normalbürger als jetzt nicht eine Sache, die er unbedingt intensiv trainieren sollte. Bitte lest dies wertneutral. Auch die Deckung an sich und hier kann ich nur von mir sprechen und meinen Erfahrungen mit Menschen aus den Kursen, ist eine heikle Angelegenheit. Daher finde ich deine Aussage Künstler "ich arbeite nicht mit Deckung, sondern mit Dynamik" als durchaus treffend! Deckung an sich impliziert irgendwie, dass ich auf X mit Y reagiere und auf Z mit A. Das erachte ich nach all den Jahren als unrealistisch. Ich bin ein Fan der "monkey-defence" für die erste Schrecksekunde und die finden wir in zahlreichen Kampfkünsten und deren Formen interessanterweise oftmals direkt zu Beginn "versteckt" oder aber besser "verklausuliert". Was dann folgt ist letztlich der Dynamik der Situation geschuldet und auch irgendwie nicht planbar.
Wow, ich staune, dass hier Konsenz besteht, und das von der Arbeit mit Anfängern (die ich nebenbei für sehr wertvoll und lehrreich finde, weil diese ja erstens unberechenbar, oft unbeholfen und damit ein Spiegel dessen sind, was man vernünftigerweise vermittelt. Ich bin da auch nie fertig mit dem Forschen und komme laufend auf Neues aus den Erfahrungen (+Wissen)
Dynamik hört sich jetzt sehr pauschal und abgegriffen an, ich versuche es differenzierter zu beschreiben (und das leitet dann später ins Faszienthema)
Einer der entscheidendsten, wenn nicht DER entscheidendste Input, den ich mitbekam, ist der des never ending movements. Was meine ich damit?
Schaut man sich einerseits das "Leben" an und andererseits die verkünstelte Form in den meisten KKs, da sieht man eine Diskrepanz hinsichtlich der "Lebendigkeit". Da wir ja (was gar nicht so schlecht ist als gemeinsame Basis) im wing chun Forum sind, kann man da ruhig direkte Beispiele zum Verständnis bringen.
Man schaue sich die Formen an: egal welche... nehmen wir die CK. In Satz 1 sind alleine schon drei grobe Stopps enthalten -> Bevor es losgeht, nach Gaun (wenn man diese Variante hat), denn wieder nach Tan. (Und dann wieder zurück zum nächsten Stopp)
Auch bei den Wendungen, es geht zack- stopp-zack stopp- etc
Um nur mal eine Feinheit dazuzumischen zum Zeigen wie tiefgreifend das never ending movement gemeint ist: Beim Wenden (egal in welchem Substil) wir das "en bloc" getan. Es gibt IMHO keine Ausführung, bei der die Ansteuerung solch einer Rotation einen Initiator hat, der dann den ganzen Körper durch sämtliche Gelenke (und nicht nur die "großen 7") durchläuft, geschweige denn ein Bewusstsein, oder gar ein Gefühl dafür. (Pauschal in der Masse gesprochen, ohne Einzelne, die das privat für sich entdecken!)
Das ganze durchzieht dann alle Anwendungen und auch das ChiSao. Technikkombi 1 - stopp - Kombi 2 - stopp - Es wird hier und da GESAGT, es solle eins ins ander übergehen, aber das ist mit 3 Gelenken und über beide Körperhemisspären gar nicht möglich, weil auf dem Weg dazwischen unzählige stopps sind. Man kann das beobachten an sich, wirklich mal machen. Bei mir als quirliger "Hüpf-WTler war das genau so, ohne dass ich das merkte (vielmehr kam mir nicht in den Sinn, dass sowas Relevanz hat und nicht Firlefanz ist
)
Von den Schritten brauchen wir da nicht reden, da ist auch ohne genaues Hinsehen oder-spüren offensichtlich.
Man ist also mehr oder weniger von einer festen Position zur nächsten unterwegs, je stilistischer, desto stärker. Wer sich mehr davon löst, löst sich auch schon gleichzeitig grundsätzlich mehr aus dieser künstlich erzeugten Starre, die es im "Leben" nicht gibt.
Mit Dynamik (unglücklich ausgedrückt, meine ich also nicht eine gewisse Schnelligkeit (diese ergibt sich allenfalls) sondern ein permanentes Bewegen (aber auch nicht was im NEO-WT praktiziert wird, weil dort zumindest die Hälfte des Körper vergessen wird (die untere) und damit nie ein never ending movement erreicht werden kann.
(Spoiler zum Faszienbeitrag: das Festhalten, Blockieren beim Bewegen (was Dysfunktionalität zur Folge hat/ haben kann) etc. betrifft uns mehr oder weniger alle, auch im "Leben" )
Ein Sprung zurück zu Dehmann: Er weiß sich verbal zu präsentieren und man hört ihm auch gerne zu. Das ist so ein angenehmes Gesäusel und man wird eingewickelt und eingelullt. Typisch für die Szene, denn er schafft es (wie viele andere auch) auf Nebenschauplätze zu (ver)führen und hier versucht er zu punkten. Die Krux an der Sache: Was ist/war eigentlich der rote Faden? Ah! Messerabwehr, stimmt. Er geht mehr und mehr auf Nebenschauplätze und inszeniert am Ende eine mögliche Situation - eben "ich kann nicht weg". Ok - kein Ding. Die Reaktion darauf oder aber besser, was der dann anbietet sieht auch nett aus - aber das ist so nicht umsetzbar. Kann, muss aber nicht - eine meiner Differenzierungen. Wenn ich an meine Kurse denke - da wüsste ich keine Frau, die mit einer derartigen Bewegung hinter einen Störer kommt und dann "weiterarbeitet". Das hat jetzt nix mit schwaches Geschlecht und kein Gefühl für Bewegung zu tun. Nein! Das sind Show-Bewegungsmuster und sein Harry Hirsch macht ja auch nix - der steht da und lässt sich "hintergehen". Nenene. Das geübte Auge und erkennt das leere Gerede und spult vor und vor und vor, bis er mal was zeigt und dann wie weiter oben so herrlich geschrieben wurde: I wasted my time - again! Nullkommenull Essenz! Außer vielleicht: So bitte nicht.
Vollkommen akzeptiert und voll verständlich!
Ich glaube, ohne das direkte Erleben und auch intensive Studieren von dem Zeug, bleibt nur die Provokation und der Insiderhumor übrig. Ich sags mal mit eigenen Worten: Was gezeigt wird ist eine spezielle Mischung aus bitterernst und ins Lächerliche gezogen, ich sehe da auch eine Menge Selbstironie und Anspielungen darauf, dass eh niemand in seinem Sinne wirklich gut ist (und er selbst auch nicht, aber solange die meisten anderen NOCH schlechter sind, in seinem Sinn, darf man ruhig über die Fehler von uns allen erzählen ...) folgerichtigerweise, aber selbstkritisch und hart sich arbeitend. Es geht aus meinem Verständnis darum, allgemeine Defizite aufzuzeigen (bei denen man sich nicht ausnimmt, ABER sich deren bewusst ist und schon recht lange an DIngen arbeitet, die viele andere gar nicht als Defizit bemerken. Wie hart und fokussiert an sich arbeitend und was dabei rauskommt, weiß ich und nehme daher generell nichts wirklich ernst, weil alles nur reines Lernen und Selbsthinterfragen ist. Ich kanns nicht ändern
Man könnte das wunderbar und einleuchtend demonstrieren (was es trotzdem dann ohne zu testen nicht glaubwürdiger aber zumindest theoretisch nachvollziehbarer macht?) Ich kann das auf Video nur rudimentär. Und ich glaube, ich stehe da nicht ganz alleine da mit diesem Manko ^^
lach ^^
Zitat Künstler:
Nun übertrage das aufs Allgemeine: Kann es sein, dass es Aktionen/ Bewegungen gibt, bei denen das stilistische Deckungsverhalten unwirksam , also durchaus beeinflusst, wird?
Stichwort wing chun Tan- Sao bei Angriffen, die plötzlich rund oder - schlimmer, komplett wirr werden.
Herrlich provokant! Ganz und gar vortrefflich! Tan-Sao ist so oder so mein Lieblingsthema! Der Tan-Sao, wie ich ihn Jahre reingeprügelt bekommen habe, hat NIE funktioniert, wenn kein WT-typischer-Angriff kam. Ich dachte, dies liegt an mir. Pustekuchen! Es liegt auch nicht am Tan-Sao! Es liegt IMO schlicht daran, dass hier nach wie vor zum größten Teil Systeminzest betrieben wird, wohl aber mit universellen Lösungen geworben wird, die aber keine sind, weil der Tan-Sao (wie er vermittelt wird oder mir vermittelt wurde) eben nicht gegen runde oder gar chaotische/wirre Angriffe funktionieren kann. Um hier auf die Metaebene zu gehen: Ich denke jede Kampfkunst trägt absolutes Werkzeug in sich, um in Sachen SV bestimmte Muster zu legen, die im Falle eines Falles die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ich die erste Runde überstehe und noch genug Geistesgegenwärtigkeit besitze, um zu flüchten. Lasst das mal so stehen - ihr wisst, wie ich das meine. Die Kunst besteht nun darin, dass meines Erachtens nach woe vor nicht differenziert wird im Sinne von: Hey, Leute - DAS ist unser Stil und es ist eine ganz und gar wunderbare Kampfkunst, aber DAS sind jetzt reine Ideen zur SV, die wir zum Beispiel aus einer Kata oder Form ableiten, die aber durchaus universell sind - also stilunabhängig. Ein weites Feld, aber ich bin sehr angetan von der laufenden Diskussion hier!
Nachvollziehbarer Gedanke!
Du nimmst das, was du hast, und merkst, es wäre nicht schlecht, damit variabel zu sein. Genau so würde ich mit formlosem Praktizieren anfangen. KKs sind ja an sich kein Kampf, sondern sehr spezifische Übungsmethoden. Genau da kann man ansetzen:
Welche Übung widerspricht dem natürlichen Bewegungsspektrum eines gesunden lebenden Menschen - und das weglassen O_o Würde man das stilübergreifend tun und dabei genau arbeiten, käme als Schnittmenge, wenn überhaupt vielleicht noch das Atmen raus, aber auch das nicht überall ... (Provozierend, aber hoffentlich nett ^^) Aber ernsthaft und konkret: Der Stand im Tai Chi?, im WT??? Im Karate??? im Boxen, Ringen,... (wobei beim Ringen ist was dran!) Gehen, vernünftige Schritte machen? Wo? Wer geht so?
Ich mache mal einen konstruktiven Vorschlag, rein zum Nachdenken und Schauen, und nicht gleich fragen/motzen... ja das ist aber nicht Kämpfen (ist keine KK - nur Übungen!)
-> Wer die HP hat, gehe mal völlig enstspannt um die rum, wie schlendern, und dann entspannt wie im Vorbeigehen die diversen Moves ausprobieren. NIE Anhalten, ständig Gehen. NICHT an Kampfkunst denken, nur mal machen. Experimentieren. HP ist nur ein willkürliches Beispiel.
Grüße
Geändert von derKünstler (25-03-2025 um 19:03 Uhr)
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