
Zitat von
ZEN2021
Moin Künstler,
vielen Dank für die Resonanz! Leider heute wenig Zeit, aber lass mich kurz ergänzen und einen Schritt weiter gehen: Ich bin vollkommen bei dir, was die "innere Arbeit" angeht, wenn Formen extremst langsam praktiziert werden. Wir kommen da auch sehr schnell in den Bereich des ZEN - voll im Hier und Jetzt! Denn gerade in diesem Zeitlupentempo musst du wahrlich "online" sein und höllisch aufpassen, dass dir der "Affe im Gehirn" nicht abhaut und das geht sehr schnell, wenn du nicht aufpasst. Was mir da sehr hilft, das ist eine Uhr im Raum mit einem lauten Sekundenzeiger, um sich zu orientieren.
Was die Karate-Kata angeht: Sie gewinnen in diesem langsamen Tempo eine ganz andere Qualität und auch Tiefe. Ja! Das geht schon mit so Belanglosigkeiten wie dem Stand los und der Beinbewegung. Das eingeschliffene Bewegungsgefüge einer Kata kann sich da mitunter sehr verändern und auch die Sicht auf die Bewegung an sich, weil ich nicht mehr in den Schritt "falle" oder "stampfe", sondern ganz bewusst agiere und im Grunde in jedem Moment verharren könnte. Auch die Sicht auf Tritte(!) kann da mitunter eine neue Dimension erreichen. Du weißt, was ich und wie ich das meine.
Ja klar weiß ich das. Die Frage ist, was verändert sich genau? Bei mir passierte sehr schnell eine Veränderung der "Technikausführung", und zwar so sehr, dass sie dem Stil nicht mehr zuzuordnen war. Und es passierte, dass die Form sich jeden Tag veränderte. Was meiner Vermutung nach bei solchen "langsamen Formen" nicht dazu gesagt wird, ist, dass sich der Körper / die Bewegungen dabei verändern MÜSSEN. Und dass man lernt, dem Körper/der Intuition mehr und mehr Verantwortung zu übertragen und damit wirklich unbewusste Ausführungen erfährt. Dass man immer weniger aktiv lenkt, sondern nur noch die Intention visualisiert, das WIE aber nicht kontrolliert.
Was ich immer sehe, wenn überhaupt, sind Menschen, die halt langsame Formen üben und dabei eben jene Form eben nur sehr langsam ausführen. Dabei wird voll darauf vertraut, dass die Abläufe und die Ausführungsart schon irgendwie ihre Richtigkeit haben und man das dann eben so nachahmt, nur eben langsam. Dadurch lernt man Präzision und Ökonomie und Feinjustierung für eben genau diese Ausführung. Dabei lernt man, ganz bei sich zu bleiben. In Wirklichkeit lernt man, bei der Form zu bleiben, das bei sich bleiben ist bloß Voraussetzung um auch sehr langsam noch in der Form zu bleiben.
Diese Art der langsamen Form habe ich zu WT- Zeiten tatsächlich erlebt und es öfter geübt, oft im Wald damals. Es hatte einen leichten Effekt, aber nur solange ich geübt habe.
Das oben erwähnte Überlassen der Körperintuition und des Neuentdeckens, wie denn heute der Körper Bewegungsvorstellungen angeht, bzw. ob überhaupt. (Es gab Tage, da wollte der Körper partout nicht den Ellbogen z.B. heben und ich brauchte Geduld ... bis er eines Tages eine andere Art Heben entdeckte, mit der er einverstanden war, beispielsweise wollte er erst dann heben, wenn er vorher auf die Idee kam, aus den Beinen oder dem Rumpf einzuleiten, etc)
Diese Art des Übens eröffnete mir eine neue Dimension, generell Bewegungen körpergerecht zu entwickeln. Nur war ich nicht derjenige, der crazy genug war (und viel zu indoktriniert und auch unwissend) sich sowas zu trauen und damit auch konsequent zu arbeiten, muss ich gestehen.
Befreie Dich von Konkurrenz-Denken. Du bist hier, um zu erschaffen, nicht zum Wetteifern um das, was bereits erschaffen ist. Du musst ein Schöpfer werden, nicht ein Konkurrent.