Widerspricht sich das unbedingt? In unserem Training ist der Geist auch "beschäftigt", im Sinne von konzentriert auf bestimmte Dinge im Körper. Aber gerade deswegen ja nicht zerstreut.
Widerspricht sich das unbedingt? In unserem Training ist der Geist auch "beschäftigt", im Sinne von konzentriert auf bestimmte Dinge im Körper. Aber gerade deswegen ja nicht zerstreut.
Eben.
"Widerspricht" finde ich den falschen Begriff und unbedingte Aussagen mache ich IMO selten.
Es ging in meiner Frage nicht um den Unterschied zwischen zerstreut und konzentriert auf einen Gegenstand, sondern um den Unterschied zwischen konzentriert auf einen Gegenstand und leere offene Achtsamkeit.
in der Methode, von der das Bild stammt, in dem sich ThomasL teilweise wieder zu erkennen meint, wird der Geist nicht beschäftigt.
Angestrebt wird ein "Wuji-Zustand".
in den Chinesischen Künsten wurde mir der Weg "Aus tausend Gedanken einen machen und den letzten dann auch noch loslassen" berichtet.
"Tausend Gedanken" ist da nach meiner Interpretation der normale Zustand des Geist als wilder Affe, der von einem Gegenstand zum nächsten springt.
Das, was Du als "zerstreut" beschreibst.
Der "eine Gedanke" ist dann die Konzentration auf irgendwas.
Man gibt dem Affen ein interessantes Spielzeug und der ist eine Weile damit beschäftigt.
Den einen Gedanken loslassen ist dann etwas schwieriger, denn alles ist interessanter als nichts.
Manche sprechen dann von einem leeren Geist.
Ein bekannter und wissenschaftliche getesteter tibetischer Meditationsmeister sagt, das (nix denken) geht gar nicht und selbst wenn, würde es einem in einen Zombie verwandeln.
Wie auch immer, es ist IMO und nach meiner Erfahrung schwieriger, in einer auf nichts (besonderes) gerichteten Meditation oder offenen Achtsamkeit zu verweilen, als in einer auf einen Gegenstand gerichteten konzentrierten Achtsamkeit.
Insbesondere, wenn der Gegenstand nicht so was ödes ist, wie eine Kerzenflamme sondern geeignet, den Geist zu fordern, ohne zu überfordern.
Hängt natürlich auch davon ab, für wie wichtig Dein Gehirn nun den Gegenstand einschätzt.
Wenn ich Dir eine Flasche in die Hand gebe, und sage, die enthält Nitroglycerin, wirst Du eventuell konzentrierter gehen, als wenn Du einfach so von A nach B kommen musst.
Selbst wenn es eigentlich nur Wasser ist.
Ich kenne die Methode von kanken nicht aus eigener Anschauung, aber nach dem was er hier berichtet, werden da geistige Bilder mit steigendem Schwierigkeitsgrad erzeugt, und mit körperlichen Zuständen verknüpft.
ich kann mich an den Vergleich erinnern, "sixtinische Kapelle auszumalen".
Das hörte sich für mich recht anspruchsvoll an und durchaus geeignet, die Aufmerksamkeit des wilden Affen zu fesseln, als die Beschäftigung mit ... Nichts (besonderem).
Natürlich können in der Methode um die es hier geht auch Zustände spontan auftreten, die geeignet sind, die Aufmerksamkeit zu fesseln. Sind aber eventuell nur Erscheinungen auf dem Weg, und nicht das Ziel.
In manchen spirituellen Richtungen wird ja davor gewarnt, bei so was hängen zu bleiben...
Damit Wuji entsteht müssen Wu Wei und You Wei harmonisiert werden. Das passiert im ZZ. Es geht um Wu UND You und eben nicht nur um Wu.
Geändert von Pansapiens (17-05-2020 um 12:43 Uhr)
Du hast doch selbst das „unendlich Grenzenlose“ ins Spiel gebracht. Dann solltest du doch auch wissen wie You und Wu damit zusammen hängen. Die Begriffe hängen doch seit der Song-Zeit damit zusammen. Das Taijitu zeigt ja auch den Zusammenhang zwischen den beiden Aspekten.
In der konkreten Übung des ZZ zeigt sich das Prinzip doch durch die Harmonisierung von Beidem im Sinne der „Null-Punkt-Energie“.
Taiji ist die Manifestation des Wuji, wenn du so willst. So wurde es zumindest ab der Song Zeit gesehen, vorher war „Taiji“ auch oft bedeutungsgleich mit „Wuji“. Man sieht in der Differenzierung sehr schön wie der Buddhismus den Daoismus beeinflusst hat, denn hier scheint das Diamantsutra sehr schön durch.
Wie sich dieses Prinzip konkret im körperlichen Üben zeigt und mit was für Ideen man da arbeitet, dass kann einem nur der Lehrer zeigen, aber ich denke doch mal dass jeder, der ZZ übt, zumindest die Basisaspekte des Wechselspiels von Yin & Yang dabei gezeigt bekommen hat.
Dieses Wechselspiel ist es doch, was es gilt zu verstehen.
ich hab "Wuji-Zustand" genannt, in Anführungsstrichen.
Erklärt habe ich ihn in "westlicher Sprache" mit einem ungerichteten offenen Geist im Gegensatz zu einem Geist, der irgendwas macht, z.B. die sixtinische Kapelle ausmalen.
Genau genommen hab ich einen einen einzigen chinesischen Begriff verwendet unter 400 nicht chinesischen.
Wu ist die Leere, You ist das Seiende.
Könnte man ja auch einfach sagen.
Naja, das Deckenfresko der sixtinische Kapelle gehört natürlich zu den zehntausend Dingen und damit zu You auch wenn das natürlich im Wuji als nicht manifeste Möglichkeit enthalten ist und die Leere nicht verschwindet, nur weil sich das Seiende in ihr manifestiert hat.
Wuji ist aber nicht der „ugerichtete offene Geist“. Was du anscheinend meinst ist Wuwei, „die Leere wirken lassen“, denn das ist das, was sich im Geist manifestieren kann (in/durch Xing, um genau zu sein).
Wuji manifestiert sich durch Wuwei, was in Xing entsteht. Das kann aber nur passieren wenn Xing und Ming harmonisiert werden und da kommen dann die „Kräfte“ im Körper ins Spiel, die man im ZZ erforscht. Die gehören zu Ming, während die Visualisierungen zu Xing gehören (zu Yi, um genauer zu sein, was Teil von Xing ist, ebenso wie Shen).
Im ZZ sind auch, je nach Tradition, buddhistische Lehren eingeflossen. Hier sind vor allem der Yogachara Buddhismus zu nennen und der Vajrayana Buddhismus.
Die körperliche Übung bleibt dabei gleich „Movement in No-Movement“, das Erforschen der Kräfte und deren Wechsel etc. Die Ideen im Geist, mit denen dies geschieht, werden jedoch dtl. komplexer, vor allem je tiefer es in das Vajrayana geht. Diese „esoterische“ Seite des Buddhismus passt jedoch wiederum sehr gut zum „Alltagsdaoismus“, der ja geprägt war von Beschwörungen, Dämonen etc.. Da macht es dann auch wieder Sinn dass diese Ideen in die KK eingeflossen sind, denn auch da waren damals Talismane und „Schutzzauber“ gang und gäbe.
Im ZZ einfach zu stehen, die Position zu halten und dabei zu versuchen den Geist zu leeren, hat dabei jedoch absolut nichts mit dem ZZ zu tun wie ich es kennengelernt habe. ZZ ist das Herz und die Essenz und übt das Herz und die Essenz.
Dabei übt man zunächst im Stehen (Movement in No-Movement), dann in Bewegung (No-Movement in Movement) bis man bei allem üben kann was man tut. Dann wird alles zu ZZ.
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Geändert von kanken (17-05-2020 um 20:45 Uhr)
@Pansapien: Na, wieder am absichtlich falsch verstehen?
Ich beschreibe lediglich, dass es Tage gibt an denen es eben nicht so leicht fällt (gerade jetzt mit Sorgen um den Arbeitsplatz und ältere, kranke Verwandte) die Konzentration voll in die Übung zu legen und fokussiert zu bleiben. Passend zum Thema „aufwärmen“, den an solchen Tagen besteht das aufwärmen darin erstmal alle ablenkenden, belastenden Gedanken zur Seite zu schieben um sich auf die Übung zu konzentrieren.
Du bist schlau genug um zu wissen, dass dies ganz normal ist und kein Widerspruch. Kurz gesagt dein Seitenhieb auf Kanken ist so durchschaubar wie unsinnig.
Was die körperliche Erschöpfung betrifft, ich stehe im Moment an 5-6 Tagen die Woche i.d.R. 30 min pro Tag. Die Begrenzung auf 30 min ergibt sich dabei einfach aus der Zeit in der ich es schaffe, wirklich fokussiert zu bleiben (manchmal ist es länger, manchmal auch kürzer) und sicher nicht aus irgendwelchen körperlichen Anforderungen.
Viele Grüße
Thomas
https://www.thiele-judo.de/portal/
The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.
Was ich meinte, hab ich ich ganz ohne chinesische Begriffe beschrieben.
Trotz dieses Hinweises beißt Du Dich weiterhin an dem einzigen chinesischen Begriff fest, den ich nannte, noch dazu mit Bindestrich mit "Zustand" verknüpft und in Anführungszeichen gesetzt.
Ich beiß mich ja auch nicht an der "Nullpunktsenergie" fest, die wohl eher aus der Physik kommt, als aus dem Daoismus....
Natürlich ist Wuji nicht der ungerichtete offene Geist.
Wuji ist ein Begriff aus der daoistischen Kosmologie, so wie "Chaos" einer aus der griechischen ist und tōhū wā-bōhū aus der jüdischen...
Wenn Wuji als höchste Leere der Gegenbegriff zu You als dem Seienden ist, dann kann natürlich nichts Seiendes Wuji sein und insbesondere nicht der "ungerichtete offene Geist".
Man löst sich in dem von mir so genannten "Wuji-Zustand" der natürlich nicht nur geistige, sondern auch körperlich-energetische Aspekte hat nicht wirklich auf und wird aus etwas manifest Seienden zu einer nicht manifestierten Möglichkeit.
Vielmehr ist damit eben ein bestimmter Zustand gemeint, der auf der Ebene des Geistes mit geistiger Ruhe einhergeht und nicht mit reger, gezielter Beschäftigung.
Hast Du nicht mal behauptet, dass Du alles in "westlicher Sprache" erklären kannst?
Das ZZ, von dem ich spreche, besteht auch nicht darin, einfach zu stehen und eine Postion zu halten, und ist schon gar keine isometrische Kraftübung.
Vielmehr von sich hinstellen und einen bestimmten Zustand herzustellen.
Das Herz spielt dabei auch eine Rolle...also das Herz als geistiger Aspekt, nicht das westliche Organ.
Viele Grüße
Thomas
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Vernünftig!
Viele Grüße
Thomas
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