Zitat:
Zitat von
discipula
Spielt es denn eine Rolle, ob eine Flüssigkeit verschrieben wird "das hier ist eine mächtige Magie, die Entzündungsdämonen vertreibt, drei Mal täglich auf die Wunde geben", oder ob dieselbe Flüssigkeit erklärt wird mit "das ist ein Desinfektionsmittel, das tötet Bakterien, drei Mal täglich auf die Wunde geben"?
Ja.
Das nennt man Placeboeffekt.
Da spielt auch die Farbe des Mittels eine Rolle und der Preis.
Wenn es sich um ein Mittel mir Verumeffekt handelt, dann spielt es natürlich eine Rolle dass es irgendjemand gibt, der tatsächlich die Wirkzusammenhänge kennt, weil ja irgendjemand das Mittel herstellen oder weitere entwickeln muss.
Zitat:
Zitat von
discipula
ein Mittel funktioniert immer, egal, welches Modell als Erklärung benutzt wird. Solange die Anwendung korrekt ist, funktioniert es. völlig wurst, was man begleitend dazu denkt oder auch nicht. Praxis ist relevanter als Theorie.
Nur das Verum funktioniert unabhängig von den Begleitumständen. (Der Placeboeffekt ist ja gerade der Effekt der Begleitumstände.)
Natürlich kann es Dir egal sein, wie Dein Computer und das Internet funktioniert, wenn Du weißt, wie Du es anwenden musst.
Wenn es aber niemanden gibt, der weiß, wie das funktioniert, dann guckst Du in die Röhre.
Dann kannst Du Dir einen Stein anmalen, so dass er wie ein Tablett aussieht und auf die Knöpfe drücken...die Wirkung eines wirklichen Tabletts mit Internetverbindung wirst Du allerdings nicht erzielen.
Auf den Samoainseln haben die Einheimischen nicht begriffen, was es mit den Flugzeugen auf sich hat, die während des Krieges landeten und ihnen alle möglichen herrlichen Dinge brachten. Und jetzt huldigen sie einem Flugzeugkult. Sie legen künstliche Landebahnen an, neben denen sie Feuer entzünden, um die Signallichter nachzuahmen. Und in einer Holzhütte hockt so ein armer Eingeborener mit hölzernen Kopfhörern, aus denen Bambusstäbe ragen, die Antennen darstellen sollen, und dreht den Kopf hin und her. Auch Radartürme aus Holz haben sie und alles mögliche andere und hoffen, so die Flugzeuge anzulocken, die ihnen die schönen Dinge bringen. Sie machen alles richtig. Der Form nach einwandfrei. Alles sieht genau so aus wie damals. Aber es haut nicht hin. Nicht ein Flugzeug landet.“
– Richard Feynman: Cargo Cult Science. Eröffnungsrede des California Institute of Technology zum Semesterbeginn 1974
Zitat:
Zitat von
discipula
"Den Wirkmechanismus kennen" ist was ganz anderes als "ein standardisiertes Verfahren haben" - was die Homöpathie ja hat. Anamnese, wie ein Mittel ausgewählt wird, ist ja alles im Detail beschrieben und auch vorgeschrieben.
Der von JKDBerlin zitierte Kritiker meinte in dem verlinkten Tweet, man könne bei der Auswahl einem komplizierten esoterischen Verfahren folgen oder eine Münze werfen.
Letzteres wäre wohl irgendwie Betrug.
Falls es aber in der Wirkung keinen Unterschied macht, ist Ersteres natürlich Zeitverschwendung.
Zitat:
Zitat von
discipula
Wobei es nicht unbedingt besser ist für den Patienten, wenn es zu sehr standardisiert ist
Ich hab ja auch geschrieben für das Gesundheitswesen. Also viele Patienten.
Auch die wissenschaftlich orientierte Medizin geht übrigens den Weg zu mehr Individualisierung, wenn man auf genetische bedingte Unterschiede in der Wirksamkeit von Medikamenten eingeht.
Zitat:
Zitat von
discipula
offenbar ist's aber doch nicht genau dasselbe.
zumindest nicht für die vielen vielen Leute, die homöpathische Behandlungen und Medikamente grösstenteils selbst bezahlen, und offenbar zufrieden sind damit.
da müsste man mal testen, ob die weniger zufrieden sind, wenn man ihnen Alkohol und Zuckerkügelchen einfach so verkauft. Natürlich ohne es ihnen zu sagen.
Zitat:
Zitat von
discipula
Wenn man erst mal so ein Röhrchen hat mit einem Mittel, das reicht meist für den ganzen Rest des Lebens, wenn man nicht grad eine Grossfamilie versorgen will...
woher willst Du denn, beim nächsten Auftreten ähnlicher Beschwerden, ohne ausführliche Anamnese eines ausgebildeten Fachmenschen, wissen, ob es sich wirklich um das gleiche Symptombild handelt und Du auch tatsächlich das gleiche Medikament brauchst?
Eine Großfamilie kann man schon gleich gar nicht versorgen, denn die Mitglieder müssen ja individuell betrachtet werden....;)
(Und verflüchtigt sich nicht mit der Zeit die aufgebrachte Heilungsinformation?:gruebel:)
Zitat:
Zitat von
discipula
Das mit "Beschwerde kommt, Beschwerde geht, Beschwerde kommt, Beschwerde geht" ist nun sehr typisch für viele schulmedizinische Behandlungen (Entzündug, Antibiotika, später wieder Entzündung, Antibiotika, etc etc) - während Homöopathika es oft schaffen, eben diese Entzündung, die mit Antibiotika wellenförmig immer wieder mal auftaucht, ein für allemal zu erledigen.
nein ich hab da auch keine wissensaahftliche Studie dazu, aber eine Fülle von entsprechenden Anekdoten zu finden ist leicht, und ja, für mich hat das durchaus auch ein Gewicht.
Das kann man jetzt glauben, oder auch nicht....
Ich bezog mich allerdings auf Krankheiten, die auch unbehandelt entsprechende Verläufe zeigen.
Zitat:
Zitat von
discipula
Wenn man so tut, als ob allein die Gabe des Mittels den Effek tauslöst - ohne die bewusstseinsverändernden Wirkungen eines Gesprächs, das aber obligatorisch zu gehört, zu berücksichtigen - gibt es eine Verfälschung.
damit sagst Du, dass ein homöopathisches Medikament, also das Mittel selbst, keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus hat. :p
Dann kann man sich das Klopfen, Schütteln und Verdünnen auch sparen und dem Patienten - nach korrektem bewusstseinsveränderndem Gespräch und Ermittlung eines passenden Mittels - auch einfach unbehandelte Zuckerkügelchen geben.
Natürlich ohne dass Therapeut oder Patient davon wissen. ;)
Was halt Betrug wäre...:o