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Julian Braun
Aber der systematische und effektive Umgang speziell mit diesen Emotionen in vielleicht noch sehr starker Form, und vor allem wenn sie in Verbindungen zu früheren traumatischen Erfahrungen stehen (und nicht nur durch Frustration aus dem Sitzen heraus entstehen), sind zumindest meines Wissens nach nicht standardmäßiger Anteil weder im Zen noch in anderen spirituellen Wegen.
Wie gesagt, Trauerarbeit ist denke ich etwas, was naturgemäß ein Thema in vielen spirituellen Wegen ist. Aber vielleicht magst du einfach mal einen spirituellen Text oder eine Schule nennen, die sich schon seit langer Zeit spezifisch damit beschäftigt, durch (erlittene oder ausgeübte) Gewalt ausgelöste emotionale Entwicklungen zu behandeln?
Opfer und Täter von Gewalt und Missbrauch und ihre innere Verfassung sind doch jetzt nicht das, womit sich spirituelle Wege normalerweise beschäftigen, oder doch? Dass es natürlich auch Menschen mit diesen Erfahrungen in diesen Wegen gibt, ist natürlich auch klar; und auch, dass dann irgendwie damit umgegangen wird.
Oder vielleicht reden wir wieder aneinander vorbei?
Im Sanbo Kyodan Zen und dem Herzensgebet ist dies absolut essentieller Bestandteil. Es wird mit dem gearbeitet, was der Übende mitbringt, dazu gehören natürlich alle seine Emotionen.
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Das EINE ist meine wahre Natur und die aller Wesen. Es ist zeitlos und unwandelbar. Es entfaltet sich in der Zeit. Es offenbart sich als diese Form, die ich bin. Es ist weder gut noch böse und mit nichts vergleichbar. Es ist non-dual[37] wie der Ozean. Aus diesem absoluten Jetzt steigen die vielen Formen und Wesen des Universums. So entstehen aus dem Einen Menschen, Tiere, Bäume, Blumen, Steine, Wasser, Berge, Planeten, Monde, Sonnen, selbst unsere Gefühle, Gedanken, Intentionen. Es ist das „Nichts“, das sich immer wieder neu ausformt. "Wir sind eine Form des Nichts, nur ein Wimpernschlag in einem zeitlosen Universum"[38]. Wir sind als Menschen nur eine Masche in einem gewaltigen Netz. Wir sollten endlich begreifen. dass wir zuerst Netz sind und dann erst Masche, dass wir zuerst eins mit dem ganzen Universum sind und dann erst einzelne Wesen. Wir sind Kinder des Kosmos. In der Erfahrung unseres kosmischen Bewusstseins wissen wir uns mit allen verbunden, erleben die Einheit des Seins. Da wir das Eine sind, sind wir auch nicht entstanden und werden nicht vergehen. Wir sind unserem Wesen nach ungeborenen und unsterblich. Wir gehen im Tod nicht unter. Wir verlieren nur dieser Form[39]. Die äußere Form wird sterben. aber was wir sind, ist unvergänglich. Es ist das Eintauchen in das kosmische transmentale, transpersonale Eine. Sterben ist die Rückkehr in unser wahres Wesen, dem wir entstiegen sind.[40] Die Religionen sprechen von einem Jenseits, in das wir einmal eingehen. Aber diese Vorstellung stammt aus einem vormodernen Weltbild. Wir leben aber im 21. Jahrhundert. Einen Himmel und ein ewiges Leben kennt er nicht. Da existiert kein Himmel, Hölle und Fegefeuer, nur der nicht rational erfassbare Seinsgrund[41]. Es geht darum, alle Bilder, Konzepte von Jesus und Gott loszulassen, um das zu begreifen, auf das sie verweisen, auf das zeitlose Jetzt[42].
bringt es ja sehr schön auf den Punkt.
Zitat:
In einer weiten Landschaft liegt ein Fluss. Er strömt von Horizont zu Horizont.
Dieser Fluss entspringt einer Quelle und ergießt sich ins Meer.
Auf dem Fluss schwimmen verschiedene Boote: große, kleine, offene, geschlossene,
bewaffnete, friedliche, ... .
Zwischen den Booten springt ruhelos und angestrengt eine kleine Person hin und her.
Diese Person bleibt in keinem der Boote sehr lange - sie springt und springt.
Der Fluss, der all diese Boote trägt, ist das "Wahre-Selbst", - die Boote sind Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Absichten, Ziele, Erwartungen, Verhaftungen, ... .
Die Boote schwimmen auf dem Fluss, gehören zu ihm, sind aber nicht der Fluss.
Die kleine Person ist unser "Ich".
Die Quelle und das Meer sind "die Macht, die größer ist als ich selbst",
sind das "GÖTTLICHE", sind das "ABSOLUTE GEHEIMNIS",
dass das "Wahre-Selbst" hervorbringt, trägt und in seine wesentliche Dynamik bringt.
Immer fährt unser "Ich" in einem der Boote; es ist sehr wasserscheu und hat Angst davor,
ertrinken zu müssen, wenn es die vertrauten Boote verlässt und in den Fluss springt.
"Öffnen von Herz und Geist für das leere GewahrSein, - für mein Wahres-Selbst" heißt:
mutig aussteigen aus dem vermeintlich sicheren Boot, in den Fluss springen und
sich dem Fluss überlassen, fließen als der Fluss,
der man immer schon war, nur-Hier-und-Jetzt ist, immer sein wird, - von der Quelle zum Meer.
Und nun, - frage und erforsche bei Tag und bei Nacht, - bei allem was Du tust und lässt:
Wer bin ich, - nicht?? Wer ist es, der eigentlich
sieht, hört, riecht, schmeckt, berührt, fühlt, denkt will, redet und handelt ??
Was ist mein ureigentliches Wesen, - mein "Wahres-Selbst"??
Der Text stammt von meinem Lehrer im christlichen Herzensgebet.