Ahimsa (Sanskrit, f., अहिंसा, ahiṃsā, wörtlich das Nicht-Verletzen) bedeutet Gewaltlosigkeit – eines der wichtigsten Prinzipien im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus. Es handelt sich um eine Verhaltensregel, die das Töten oder Verletzen von Lebewesen untersagt bzw. auf ein unumgängliches Minimum beschränkt. Damit ist die Vorstellung verbunden, dass jede Gewaltausübung schlechtes Karma erzeugt und sich dadurch auf die Zukunft des Täters negativ auswirkt.
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Hinduismus
In den heiligen Schriften des Hinduismus (Shruti und Smriti) werden die Fragen, die mit der Geltung und der Umsetzung des Ahimsa-Prinzips zusammenhängen, ausführlich erörtert.
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Die heiligen Schriften und religiösen Gesetze des Hinduismus befürworten Gewaltanwendung zur Selbstverteidigung gegen einen bewaffneten Angreifer.[34] Sie stellen klar, dass Ahimsa nicht auf Kriminelle anzuwenden ist.[35] Gegen die Todesstrafe bestehen keine grundsätzlichen Bedenken; vielmehr wird festgestellt, ein Übeltäter solle getötet werden, wenn er den Tod verdient habe. Der König ist verpflichtet, Verbrecher zu bestrafen und nötigenfalls zu töten; dabei soll er auch seine eigenen Geschwister und Kinder nicht verschonen.[36]
Ahimsa in dem Sinne, wie sie in den maßgeblichen Schriften des Hinduismus aufgefasst ist, fordert keinen Pazifismus. Der Krieg wird als normaler Bestandteil des menschlichen Daseins und als Berufspflicht der Krieger betrachtet.[37] Im zweiten Kapitel der Bhagavad Gita weist Krishna die pazifistischen Ideen von Arjuna zurück und trägt verschiedene Argumente für seinen Standpunkt vor, dass es Arjunas Pflicht sei, in der bevorstehenden Schlacht zu kämpfen und zu töten. Nach den heiligen Schriften ist der Kampf Mann gegen Mann sehr verdienstlich, und Kämpfer, die in der Schlacht fallen, kommen in den Himmel.
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Yoga
Ahimsa ist für Praktizierende des klassischen Yoga (Raja Yoga) nach Patañjali eine verbindliche Verhaltensnorm: Sie steht an erster Stelle unter den fünf Yamas (Enthaltungen), welche die erste Stufe des achtgliedrigen Yoga-Weges ausmachen.[47] In den Schulen des Bhakti-Yoga sind die Schüler, die Verehrer von Vishnu oder Krishna sind, zu gewissenhafter Einhaltung der Ahimsa verpflichtet.[48] Auch im Hatha Yoga ist nach dem klassischen Handbuch Hathayogapradipika (1.1.17) Ahimsa eine bindende Vorschrift. Ahimsa schließt seelisches Nicht-Verletzen ein.
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Jainismus
Im Jainismus ist die Umsetzung von Ahimsa besonders konsequent und umfassend.[49] Jains betrachten die Gewaltlosigkeit als die wichtigste Tugend (ahiṃsā paramo dharmaḥ). Das gilt nicht nur für Mönche und Nonnen, sondern für jeden.[50] Wie im Hinduismus geht es um das Ziel, die Ansammlung von schädlichem Karma zu verhindern.
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m Gegensatz zu den hinduistischen und den Jain-Quellen wird im frühen buddhistischen Schrifttum ahimsa nicht als technischer Begriff verwendet.[75] Das herkömmliche buddhistische Verständnis von Gewaltlosigkeit ist weniger strikt als dasjenige der Jains. Seine Hauptmerkmale sind:
Buddhismus
Ebenso wie die Jains haben die Buddhisten die rituellen Tieropfer immer verurteilt.[76]
In den meisten buddhistischen Traditionen ist der Vegetarismus nicht vorgeschrieben. Mönche und Nonnen dürfen ebenso wie Laien Fleisch und Fisch essen, wenn sie davon ausgehen können, dass das Tier nicht eigens ihretwegen getötet wurde.[77]
Seit den Anfängen der buddhistischen Gemeinde unterwerfen sich Mönche und Nonnen den "Zehn Tugendregeln" (Dasa-sila).[78] Laien aller Schulrichtungen werden seit jeher dazu ermutigt (sind jedoch nicht verpflichtet), sich zur Einhaltung der "Fünf Tugendregeln" (Silas) – des Pañca-sīla – zu bekennen.[79] In beiden Regelgruppen besteht die erste Regel in der Selbstverpflichtung, kein Lebewesen zu töten.[80]
Im Unterschied zur vedischen Religion und zum Hinduismus hat der frühe Buddhismus gewaltsame Methoden der Bestrafung von Übeltätern und die Kriegführung zur Selbstverteidigung weder ausdrücklich gutgeheißen noch verurteilt.[81] Buddhistische Erzählungen der Frühzeit weisen jedoch auf beispielhafte Erfolge friedlicher Konfliktlösung und auf die Möglichkeit der Bekehrung von Räubern hin.[82
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahimsa
Geändert von Tantal (13-12-2020 um 12:26 Uhr)
Noli turbare circulos meos
Geht es in spirituellen Wegen/Religionen nicht um den Umgang mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und dem Universum? Und der Mensch beinhaltet doch seit seiner Geburt auch Emotionen wie Angst, Wut und Aggressionen. Also erwarte ich doch, dass diese Emotionen auch in solchen Lehren aufgegriffen werden. Und das ist meiner Erfahrung nach auch so. Ich wollte es hier nur speziell fürs Zen wissen, Aber der Tenor scheint jetzt ja doch zu sein, dass so etwas erfolgt.
Noli turbare circulos meos
Sehe ich auch so.
Der Umgang mit Emotionen ist m. W. und m. Erfahrung nach so pauschal und aus dem Bauch heraus gesagt natürlich auch irgendwie Teil der spirituellen Wege, da sie ja wie du sagst Teil des Menschen sind. Aber schon nicht mehr so klar und einheitlich. Da müssten wir halt genau hinschauen, was wie wo jetzt wirklich genau gelehrt wird und auf welcher Grundlage.
Kann ich nicht sehen, dass das hier der allgemeine Tenor wäre. Wenn du über Monate und Jahre stundenlang rumsitzt, wirst du bestimmt mit Wut, Angst und Aggression konfronitiert werden, die in dir Entstehen und Hochkommen. Aber der systematische und effektive Umgang speziell mit diesen Emotionen in vielleicht noch sehr starker Form, und vor allem wenn sie in Verbindungen zu früheren traumatischen Erfahrungen stehen (und nicht nur durch Frustration aus dem Sitzen heraus entstehen), sind zumindest meines Wissens nach nicht standardmäßiger Anteil weder im Zen noch in anderen spirituellen Wegen.
Wie gesagt, Trauerarbeit ist denke ich etwas, was naturgemäß ein Thema in vielen spirituellen Wegen ist. Aber vielleicht magst du einfach mal einen spirituellen Text oder eine Schule nennen, die sich schon seit langer Zeit spezifisch damit beschäftigt, durch (erlittene oder ausgeübte) Gewalt ausgelöste emotionale Entwicklungen zu behandeln?
Opfer und Täter von Gewalt und Missbrauch und ihre innere Verfassung sind doch jetzt nicht das, womit sich spirituelle Wege normalerweise beschäftigen, oder doch? Dass es natürlich auch Menschen mit diesen Erfahrungen in diesen Wegen gibt, ist natürlich auch klar; und auch, dass dann irgendwie damit umgegangen wird.
Oder vielleicht reden wir wieder aneinander vorbei?
Es gibt doch Schuld und Sühne, Buße, Reinigungsrituale, Opfer, Beichten und viele andere Dinge in den Religionen, die sich damit beschäftigen.
Wie tief das im Einzelnen gehen kann, ist sicher unterschiedlich, ich bin auch in der Religionswissenschaft nicht bewandert genug. Aber ich glaube doch dass es Formen der Bewältigung in der Religion gibt, wo das schriftlich niedergelegt wird, weiß ich nicht. Vielleicht weiß Carsten da mehr.
Gut ausgedrückt , mit Rahmenhandlung.
Es wird ein Rahmen gewählt um essentielle Sachen der Spiritualität zu lehren.
Um Gewalt oder Gewaltkompetenz auf dem Schlachtfeld ,gehts dabei garnicht. Da dies nur der säkulare Rahmen ist , um Kräfte wirken zu lassen. Der Motor hinter den Kräften und die Wahrheit hinter dem Schleier der Illusion ,ist auch hier das grosse Thema.
Es geht um Pflicht auf spirtueller Ebene und im Gegensatz dazu die eingeschränkte Sicht aus Ego-Perspektive , da dazu verleiten könnte , eben dieser Pflicht nicht nach zukommen. Weil man ein eingeschränktes Bild auf Gewalt hat.
Wenn überhaupt ,dann geht es um die Gewalt die man seiner Seele antut, wenn man dieser Pflicht , aufgrund von Unwissenheit , Unverständnis , Nichterkenntnis , Anhaftungen ( Familie ) Abneigungen ( Feinde) usw. Nicht nachkommt.
Es Geht auch darum ,sich zu unterstellen ( Yoga -Joch - Anbindung an das höhere Bewusstsein) .
Deshalb ist der Lehrer hier auch nicht ohne Grund der Wagenlenker.
Das Schlachtfeld ist ein Perfektes Bild dafür . Symbolisch.
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Im Sanbo Kyodan Zen und dem Herzensgebet ist dies absolut essentieller Bestandteil. Es wird mit dem gearbeitet, was der Übende mitbringt, dazu gehören natürlich alle seine Emotionen.
Sowohl in der christlichen Mystik ist das also drin, aber auch im Soto-Zen (aus dem sich das Sanbo-Kyodan entwickelt hat). Im Bereich der christlichen Mystik würde ich da Anselm Grün und Willigis Jäger empfehlen (z.B. bei den Wüstenvätern). Jäger ist ja als Dharma Nachfolger von Yamada Roshi auch im Zen zu Hause."Der Weg zum innersten Kern unseres Seins führt nicht an unseren tiefsten Ängsten und Emotionen vorbei, sondern mitten in sie hinein und hindurch."
Sein Text:
bringt es ja sehr schön auf den Punkt.Das EINE ist meine wahre Natur und die aller Wesen. Es ist zeitlos und unwandelbar. Es entfaltet sich in der Zeit. Es offenbart sich als diese Form, die ich bin. Es ist weder gut noch böse und mit nichts vergleichbar. Es ist non-dual[37] wie der Ozean. Aus diesem absoluten Jetzt steigen die vielen Formen und Wesen des Universums. So entstehen aus dem Einen Menschen, Tiere, Bäume, Blumen, Steine, Wasser, Berge, Planeten, Monde, Sonnen, selbst unsere Gefühle, Gedanken, Intentionen. Es ist das „Nichts“, das sich immer wieder neu ausformt. "Wir sind eine Form des Nichts, nur ein Wimpernschlag in einem zeitlosen Universum"[38]. Wir sind als Menschen nur eine Masche in einem gewaltigen Netz. Wir sollten endlich begreifen. dass wir zuerst Netz sind und dann erst Masche, dass wir zuerst eins mit dem ganzen Universum sind und dann erst einzelne Wesen. Wir sind Kinder des Kosmos. In der Erfahrung unseres kosmischen Bewusstseins wissen wir uns mit allen verbunden, erleben die Einheit des Seins. Da wir das Eine sind, sind wir auch nicht entstanden und werden nicht vergehen. Wir sind unserem Wesen nach ungeborenen und unsterblich. Wir gehen im Tod nicht unter. Wir verlieren nur dieser Form[39]. Die äußere Form wird sterben. aber was wir sind, ist unvergänglich. Es ist das Eintauchen in das kosmische transmentale, transpersonale Eine. Sterben ist die Rückkehr in unser wahres Wesen, dem wir entstiegen sind.[40] Die Religionen sprechen von einem Jenseits, in das wir einmal eingehen. Aber diese Vorstellung stammt aus einem vormodernen Weltbild. Wir leben aber im 21. Jahrhundert. Einen Himmel und ein ewiges Leben kennt er nicht. Da existiert kein Himmel, Hölle und Fegefeuer, nur der nicht rational erfassbare Seinsgrund[41]. Es geht darum, alle Bilder, Konzepte von Jesus und Gott loszulassen, um das zu begreifen, auf das sie verweisen, auf das zeitlose Jetzt[42].
Um dieses Eine zu erkennen muss ich durch meine Emotionen hindurch.
Evtl. dazu noch:
Der Text stammt von meinem Lehrer im christlichen Herzensgebet.In einer weiten Landschaft liegt ein Fluss. Er strömt von Horizont zu Horizont.
Dieser Fluss entspringt einer Quelle und ergießt sich ins Meer.
Auf dem Fluss schwimmen verschiedene Boote: große, kleine, offene, geschlossene,
bewaffnete, friedliche, ... .
Zwischen den Booten springt ruhelos und angestrengt eine kleine Person hin und her.
Diese Person bleibt in keinem der Boote sehr lange - sie springt und springt.
Der Fluss, der all diese Boote trägt, ist das "Wahre-Selbst", - die Boote sind Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Absichten, Ziele, Erwartungen, Verhaftungen, ... .
Die Boote schwimmen auf dem Fluss, gehören zu ihm, sind aber nicht der Fluss.
Die kleine Person ist unser "Ich".
Die Quelle und das Meer sind "die Macht, die größer ist als ich selbst",
sind das "GÖTTLICHE", sind das "ABSOLUTE GEHEIMNIS",
dass das "Wahre-Selbst" hervorbringt, trägt und in seine wesentliche Dynamik bringt.
Immer fährt unser "Ich" in einem der Boote; es ist sehr wasserscheu und hat Angst davor,
ertrinken zu müssen, wenn es die vertrauten Boote verlässt und in den Fluss springt.
"Öffnen von Herz und Geist für das leere GewahrSein, - für mein Wahres-Selbst" heißt:
mutig aussteigen aus dem vermeintlich sicheren Boot, in den Fluss springen und
sich dem Fluss überlassen, fließen als der Fluss,
der man immer schon war, nur-Hier-und-Jetzt ist, immer sein wird, - von der Quelle zum Meer.
Und nun, - frage und erforsche bei Tag und bei Nacht, - bei allem was Du tust und lässt:
Wer bin ich, - nicht?? Wer ist es, der eigentlich
sieht, hört, riecht, schmeckt, berührt, fühlt, denkt will, redet und handelt ??
Was ist mein ureigentliches Wesen, - mein "Wahres-Selbst"??
Geändert von kanken (13-12-2020 um 17:39 Uhr)
https://de.wikipedia.org/wiki/Godwin’s_law
Sorry für das Offtopic...
Kommt halt drauf an was als „Qualifikation“ angesehen wird. Die seriösen Lehrer, die ich kenne, waren entweder Priester oder Dharmanachfolger (oder beides) und die waren absolut seriös, auch in deren Übungsgruppen wurde das seriös gehandhabt.
„Zengruppen“, oder irgendwelche anderen „spirituellen“ Gruppierungen, ohne seriöse Linie, gibt es natürlich wie Sand am Meer, da bin ich absolut bei Dir.
Wer sich in die Tiefen der Seele begibt sollte mit dem klarkommen, was man dort findet. In der psychotherpeutischen Ausbildung gibt es ja nicht ohne Grund auch die Selbsterfahrung als Pflicht (auch wenn das jetzt keine spirituelle Richtung ist).
Wer weit genug in einer „spirituellen Ausbildung“, unter einem seriösen Lehrer, ist, der sollte ja auch tief genug in seine eigenen Emotionen eingetaucht sein (und zwar unter seriöser Führung).
Geändert von kanken (13-12-2020 um 17:38 Uhr)
Sehen ich auch so.
Aber der offene Punkt bleibt: Wo und wie ist denn jetzt speziell der Umgang mit Gewalt/Gewalterfahrungen standardmäßig in irgendeiner Zen-Linie/-Unterweisung/-Ausbildung verankert? (Oder einer anderen spirituellen Tradition.)
Meiner Kenntnis nach ist das eben nicht der Fall. Auch wenn natürlich einzelne Übende und Lehrende damit Erfahrung haben. Und dann halt mehr oder weniger kompetent auch damit umgehen. Aber es gehört halt nicht zum "Standard- oder Kern-Programm", dazu gehören andere Sachen (Existenzängste, Trauer, Schmerz, Krankheit, Lust, etc.).
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