Wie gesagt, ich würde da anders herum rangehen.
Man nutzt die Spiritualität um zu lernen mit der Gewalt umzugehen.
Spiritualität selbst hat gar keinen Zweck. Sie ist einfach und manifestiert sich in dem, was da ist. Wenn Gewalt da ist, dann manifestiert sie sich in der Gewalt. Wenn körperliche Übungen da sind, dann manifestiert sie sich in den körperlichen Übungen, wenn ein Motorrad da ist, dann manifestiert sie sich evtl. darin das Motorrad zu warten. Wenn ich atme, dann manifestiert sie sich im Atem und wenn ich denke, dann manifestiert sie sich im Denken.
Spiritualität wird genutzt zur Sicht auf die Welt. Sie manifestiert sich in den Erklärungsversuchen für das, was in uns und um uns herum geschieht und daher wird sie auch in Übungen in den KK genutzt und in den KK selber.
Nimm z.B. Hunyuanli. Im Yiquan bezeichnet man damit im allgemeinen einen “runde Kraft”, also das harmonische Zusammenwirken aller Vektorkräfte.
Das ist aber nur ein winziger Teil des Ganzen, ohne die spirituelle Komponente dahinter wird man sehr viele Dinge, die z.B. für die Körperarbeit wichtig sind, nicht verstehen und diese Dinge manifestieren sich im “Geist”, der wiederum ebenfalls durch spirituelle Konzepte erklärt wird, ebenso die Emotionen und Empfindungen, die sich im Geist manifestieren.
Die gesamte Didaktik in den TCMA, wie ich sie kenne, beruht auf dem spirituellen Verständnis der Welt um uns herum.
Wenn ich jetzt aber schreiben würde:
“Ich muss eins werden mit der universellen Energie des Dao um Harmonie mit meiner Umwelt zu erlangen” würde das niemand verstehen, dabei sind damit ganz konkrete Übungsanweisungen auf körperlicher Ebene gemeint und auch ganz konkrete Anwendungen am Partner.
Die Sprache fasst sie nur sehr speziell zusammen, so wie es auch die medizinische Fachsprache macht. Man kann mit extrem wenig extrem viel sagen (durch die Verknüpfung in den neuronalen Netzen).
Wenn man jedoch diese “Fachsprache” nicht gelernt hat, dann wird man sich die verschiedenen, konkreten, Übungsanweisungen nicht erschließen können.
Hunyuanli besteht u.a. aus dem Zeichen für “trübe” oder auch “schlammig”, bzw. “verworren”. Es kann aber auch mit “komplett”, bzw. “total” übersetzt werden. Letztere Übersetzung wird in der Regel im Yiquan genutzt.
Des Weiteren kommt das Zeichen für “rund” darin vor. Der Ursprung des Zeichens ist der volle Mond.
Zuletzt kommt noch das Zeichen für Kraft darin vor, was ursprünglich der seitliche gehaltene, gebeugte, Arm ist.
Diese Kombi wird dann zur “komplett runden Kraft”. Die Übersetzung ist nicht falsch, ist aber nur eine absolut oberflächliche Beschreibung dessen, was sich noch alles hinter diesen Wörtern befindet.
Neben konkreten Übungen befindet sich dahinter auch eine spirituelle Ebene, auf der man sich mit diesen Begriffen auseinandersetzen muss um die daraus abgeleiteten Übungen zu verstehen. Das ist dann der Bereich der sog. “Lehrwörter”. Die Begriffe werden über den spirituellen Kontext miteinander verbunden und dann u.a. für das Kämpfen genutzt. Man kann all das aber auch völlig ohne zu kämpfen verstehen da sie so essentiell und basal sind dass sie auch im Atmen zu finden sind und jeder Form des “sich in der Welt bewegens”.
Einige Richtungen der KK haben aus dem Körper eine Art “Mala” gemacht, so wie man im Zen u.a. den Atem nutzt um zu üben.
Man taucht jederzeit in den Ozean ein und strömt als das Wasser, das man ist. Immer war und immer sein wird ;)

