Ist dir eigentlich klar, dass du fast die ganze Zeit die Neutralität anzweifelst, wenn Untersuchungen gegen die Homöopathie ausgehen, aber gleichzeitig eigentlich so ziemlich der einzige bist, der klar nicht neutrale Quellen verwendet, wie hier das HRI?
Merkst du das eigentlich selber nicht?
Mithin fnde ich einige Aussagen da völlig hanebüchen. Wer soll denn aus welchen Gründen Angst haben zur Homöopathie zu forschen? Kommt dann der Bumann? Die Wahrheit ist doch, wenn jmd. vor der Frage steht zu etwas zu forschen, warum sollte man Zeit und Mühe (SICH SELBST!) in eine abwegige Methode, wie die Homöopathie investieren, statt in etwas sinnvolleres? Und wer sich dazu entscheidet dazu zu forschen bekommt auch keine Probleme. Das einzige, was den Ruf da beschädigen kann ist, wenn man bei der Forschung Mist baut - vllt. sogar gezielt. Ansonsten lebt die Wissenschaft doch davon, dass bestehende Ergebnisse überprüft bzw. Tests wiederholt werden. Das ist bei der Homöopathie nicht anders.
Die medizinische Fakultät der Uni Marburg hat sich zu exakt diesem Thema schon Mitte der 90er geäußert. Seit dem ist im Wesentlichen nix passiert, als dass sich das, was die sagten wiederholt bestätigt hat.
Jetzt haben wir fast ein viertel Jahrhundert später und mittlerweile kann man sich natürlich fragen, siehe die Stellungnahme der Helmholtz-Gesellschaft, wie lange man da noch rumeiern will.
Und man muss sich an der Stelle vllt. auch mal klarmachen, wie die moderne Homöopathiekritik zu stande gekommen ist. Anstoß der offenen Kritik war eigentlich die oben erwähnte Stellungnahme aus Marburg. Aber warum haben sich da mehrere Professoren überhaupt genötigt gesehen so ungewöhnlich deutlich zu werden.
Der Grund war, dass zu dieser Zeit versucht wurde die Homöopathie als inhaltlichen Bestandteil des Medizinstudiums zu etablieren. Zu diesem Zweck wurden im Vorfeld Stiftungsprofessuren eingerichtet. Man hat da sozusagen versucht durch die Hintertür offiziell zu werden. An wenigen Stellen hatte das auch etwas Erfolg, aber die meisten Unis sehen sich da doch der Neutralität verpflichtet, besonders, wenn es um die Ausbildung ihrer Studenten geht. Lustigerweise wurde genau dieser Standpunkt dem invasiven Vorgehen der Homöopathen zum Verhängnis und heute wird das vorgeworfen, was ihnen zum Verhängnis geworden ist. Diese Neutralität, die ins Gegenteil verkehrt - also als fehlende Neutralität von denen benutzt wird, die gescheitert sind, bei dem Versuch sich reinzukaufen.
Solche Versuche laufen auch immernoch. Z.B. an der weiter oben erwähnten LMU, deren Kinderklinik sich mittlerweile klar gegen die Homöopathie positioniert. Es ist noch nicht so lange her, da liefen da Veranstaltungen für Studenten, die von Homöopathieherstellern finanziert wurden.
Es wäre völlig undenkbar, dass z.B. Pfizer Lehrveranstaltungen für Studenten an deutschen Unis abhält.
Die Sache mit Marburg hat dazu beigetragen, dass man sich bewusst wurde, dass das, womit man es hier zu tun hat nicht ungefährlich ist. Es wurde da vielen klar, dass ein wissenschaftlicher Standpunkt nicht zwingend selbstverständlich ist, sondern es durchaus nötig sein kann, diesen zu verteidigen, weil es Bestrebungen gibt hier zu unterwandern.
Das haben damals dann 16 Professoren wie auch wissenschaftliche Gesellschaften, etwa
- Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie,
- Kommission für klinische Pharmakologie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde,
- Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie mit einer gemeinsamen Stellungnahme,
- Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), des Dachverbandes aller medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften
sowie von Gremien der verfaßten Ärzteschaft wie
- Deutscher Ärztetag und
- Wissenschaftlichen Beirats der Bundes*ärzte*kammer
klar zum Ausdruck gebracht.
In meinen Augen wiegt bereits das so schwer, dass es für die Homöopathen nicht zu entkräften ist. Seitdem kamen dann diverse Metaanalysen hinzu, weitere Institute und Fachgesellschaften (die ich hier im Thread bereits erwähnt habe). Gleichzeitig hat sich keine Theorie, wie konkret Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus wirken sollte als belastbar erwiesen. Hinzu kommt, dass eine allgemeine Sensibilisierung für das Thema (Unwissenschaftlichkeit als Gefahr für Wissenschaft und im weiteren für Patientensicherheit) stattgefunden hat.
U.A. aus diesem Grund kam es dann auch zu einer nicht ähnlich scharfen (und ungewohnt deutlichen) Stellungnahme der Arzneimittelkommission - auch in Richtung Politik) aus der ich kurz zitieren möchte:
Die Arznei*mittel*kommission ist sich bewußt, daß "alternative" therapeutische Verfahren zahlreiche Anhänger in der Bevölkerung haben. Dies zeigen auch Umfragen, die aber eher den von vielfältigen Interessen beeinflußten Zeitgeist erkennen lassen als die medizinische Bedeutung dieser Verfahren beweisen. Die zunehmende Akzeptanz "alternativer" Heilmethoden in der Bevölkerung gleichzusetzen mit einer neu erworbenen Mündigkeit (3) würde bedeuten, die Popularität zur Bemessungsgrundlage der Mündigkeit zu machen.
"Öffentliche Diskussion ist ein wichtiges Element gelingenden Lebens, aber sie ist weder die Quelle sittlicher Verpflichtung, noch ist Konsens ein Wahrheitsbeweis. (. . .) Auch wenn wir uns leichtfertig über das Falsche verständigen, dann bleibt es doch das Falsche." (4)
Die Reflexion über Bedürfnisse am Markt, über die Gründe der Zuwendung zur "anderen" Medizin oder über das wahre Spektrum der Wünsche eines Kranken kommt oft zu kurz. Die Arznei*mittel*kommission, ein unabhängiges Gremium der verfaßten Ärzteschaft und daher der Vermittlung einer objektiv bestmöglichen Pharmakotherapie zum Wohle der Patienten verpflichtet, sieht im Grundsätzlichen Handlungsbedarf und Anlaß zur Kritik an Methoden, die sich einer wissenschaftlichen Analyse entziehen, aber gleichwohl dem Kranken als "gleichberechtigt" entgegentreten.
...
Beispiel Homöopathie
Die Homöopathie ist die heute am meisten verbreitete Behandlungsrichtung außerhalb der wissenschaftlichen Medizin. Auch wenn in ihre Konzepte und Erklärungen Aspekte moderner physikalischer Theorien, wie zum Beispiel der Quantentheorie, aufgenommen wurden, basiert sie auch heute noch auf den Vorstellungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts: auf dem Vitalismus (Krankheit und Heilung sind immaterielle Prozesse) und einer mit modernen biologischen Konzepten schwer kompatiblen Definition des Krankheitsbegriffs (Krankheiten sind Regulationsstörungen, wobei nicht zwischen Symptomen und Krankheit unterschieden wird). Nachprüfungen an Gesunden ergaben, daß homöopathische "Arzneimittel" die ihnen früher zugeschriebenen Symptome beziehungsweise Wirkungen ("Arzneimittelbilder") häufig gar nicht zeigen (23). Der mehrfach und kürzlich nochmals wiederholte Schlüsselversuch von Hahnemann mit Chinarinde war nicht zu reproduzieren (24).
Das derzeitige Aufleben der Homöopathie im Umfeld anderer "naturgerechter" Behandlungsverfahren ist nicht ohne Beispiel in der Geschichte. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die "Alternativmedizin" intensiv gefördert. In Berlin wurde ein Lehrauftrag für Homöopathie vergeben, in Stuttgart ein homöopathisches Krankenhaus, in Leipzig eine homöopathische Poliklinik gegründet (25-27). Das Rudolf-Heß-Krankenhaus in Dresden erhielt die Aufgabe, "Schul-" und Außenseitermedizin zu integrieren (26). Dort wurde unter anderem versucht, die Syphilis mit Saftfasten zu kurieren (28). Es sollte eine "Neue Deutsche Heilkunde" etabliert werden (26, 27, 29). Die vom Reichsgesundheitsamt verordnete Testung zahlreicher homöopathischer Verdünnungen verlief niederschmetternd, so daß die Homöopathen seinerzeit gegen die Fortführung der Untersuchungen beim Reichsgesundheitsführer intervenierten. Die Ergebnisse wurden bis heute nicht veröffentlicht (23, 26). Die homöopathische "Forschung" stagnierte nach 1945 über 40 Jahre.
Sie bedient sich nunmehr bei der Deutung des Wirkungsmechanismus von bis zur Wirkstofffreiheit verdünnten homöopathischen Lösungen andernorts nicht reproduzierbarer Versuchsanordnungen (30) oder physikalischer Thesen von der "Einführung des Wassergedächtnisses" (30) bis hin zur Bemühung quantenphysikalischer Erklärungen (31-34). Alle derartigen Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus sind hier, wie auch in der wissenschaftlichen Medizin, nicht geeignet, die therapeutische Wirksamkeit zu belegen. !
Link zur vollständigen Stellungnahme, da sehr lesenswert:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/10...Arzneitherapie

