Ich möchte zu der Angelegenheit kurz aus dem Nähkästchen plaudern, da mir die These, die Eltern würden das ausschlaggebende Moment ausmachen, wenn es um die schulische Entwicklung des Grundschulkindes geht, immer noch zu kurz gegriffen scheint. Wir haben während der Grundschulzeit meines Ältesten den Wohnort von Hamburg nach Schleswig Holstein gewechselt. Während der Hamburger Klassenlehrer ins Zentrum seiner Pädagogik die Lust am Lernen gestellt hat, ging es in Schleswig Holstein um das meist relativ trockene „Durchlernen“ von Fachinhalten. In Hamburg ging es oft darum, eigenständig und im Team Vorträge vorzubereiten und vorzutragen - gern auch aus Feldern, die direkt dem Interesse der Schüler entsprangen. Eine regelmäßige Schülerkonferenz wurde abgehalten, um sich über die Situation des Klassenverbandes auszutauschen und um die Kinder zu befähigen, kleinere Probleme selbst unter sich zu lösen. In diesen Zusammenkünften hat der Klassenlehrer nur moderierend eingegriffen.

An der neuen Schule war bis auf den alten anonymen Meckerkasten nichts zu sehen, was in Richtung selbständiges und reflektiertes Verhalten ging.

Ich habe also zwei völlig verschiedene Perspektiven und deren Umsetzung auf das Feld Grundschule selbst miterleben dürfen.

Daß mein Sohn ein Mensch geworden ist, der sich selbstständig Herausforderungen sucht, sich das Endziel vor Augen in auch unbequeme Aufgaben vertiefen kann und (in meinen Augen besonders wichtig) in adäquatem Rahmen bewertet, was für ihn wichtig oder weniger wichtig ist, hat er nicht nur den sicher maßgeblichen Eltern zu verdanken, sondern einem engagierten Klassenlehrer, der mit Freude, Engagement und einem klaren Ziel so gut es eben ging jedem Einzelnen gegenübertrat.

Hätte mein Sohn die ersten Grundschuljahre an dem „Frontalunterricht“ teilgenommen, wie er an der Schleswig-Holsteinischen Grundschule stattfand, würde er jetzt nicht so selbstsicher an die Herausforderungen an die weiterführende Schule herangehen.

Übertrage ich das auf Familienhintergründe, die schwieriger sind als unsere, muss ich am Ende feststellen, daß der Grundschullehrer eben doch ein wichtiges Vorbild darstellen kann, wenn es zu Hause eben nicht wie gewünscht läuft.

Mir sind mir die Realitäten bezgl. Lehrermangel, Burnout, etc, die ja systemisch bedingt sind, klar.

Ich wollte nur mal kurz einen Eindruck geben, wie gut es in einer „besseren Welt“laufen könnte und wie wichtig und befruchtend der Lehrer auch für Grundschüler sein kann.