Also die erste von mir genannte Möglichkeit.
Naja, für alle Beteiligten im Rahmen der in unserem Kulturkreis üblichen Moral wohlwollendste Erklärung des von carstenm berichteten Verhaltens Endos wäre IMO, dass Endo die Übungen halt - warum auch immer - tatsächlich nicht selbst übt und auch nicht systematisch unterrichtet, sondern eben in lockerer Runde davon erzählt.
Dieser Interpretation entgegen steht diese Aussage:
Hier wird IMO klar gesagt, dass Endo Lernende in unterschiedliche Personenkreise einteilt, denen er Anderes und anders unterrichtet.
Dass Dich das wundert, erstaunt mich, war es nicht hier in vielen Diskussionen auch bezüglich CMA ein Thema, dass es "äußere" und "innere" Schüler gibt, Eingeweihte und weniger Eingeweihte. Das ist ja nach meiner Erinnerung sogar eine der Deutungsmöglichkeiten von IMA und EMA: EMA ist das nach Außen an die Allgemeinheit unterrichtete und IMA das an den inneren Kreis unterrichtete.
Und ist das nicht auch die Bedeutung von "omote-" und "ura-" Inhalten einer KK von denen carstem schon an anderer Stelle sprach?
Und schließlich ist das die ursprüngliche Bedeutung von Esoterik:
Esoterik (von altgriechisch ἐσωτερικός esōterikós ‚innerlich‘, dem inneren Bereich zugehörig, von innen her [verstehbar][1]) ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen
Für mich also nicht überraschend oder fragwürdig, dass ein Lehrer einer traditionellen KK so verfährt.
Interessanter ist für mich tatsächlich, warum ein Schüler dieses Lehrers, dem die Ura- oder esoterischen Inhalte zugänglich sind, davon in einem öffentlichen Forum berichtet.
Ich selbst habe im Bereich der CMA mitbekommen, was passiert, wenn Schüler eines Lehrers den Verdacht bekommen, jener könnte ihnen wesentliche Inhalte zurückhalten.
Besonders wenn die viel Geld für Unterricht bezahlt haben.
Daher hätte ich vermutet, dass dem Lehrer, der öffentlich erzählt, er würde wesentliche Übungen nicht selbst üben, ein Interesse daran hat, dass die Eingeweihten nicht verraten, dass ihnen solche Übungen vermittelt wurden.
Es sei denn, es soll Ehrgeiz geweckt werden, auch zum Kreis der Eingeweihten zu gehören.
Das geht dann natürlich nur, wenn es keine Alternative gibt, bei der man dann die geheim gehaltenen Übungen ganz offen lernen kann, ohne zu einem inneren Kreis zu gehören.
Geändert von Pansapiens (02-07-2022 um 08:39 Uhr)
Don't armwrestle the chimp.
Na ja, hier geht es ja nach dem wie ich es verstehe nicht um spezielles Geheimwissen, sondern um grundlegende Übungen um überhaupt das erreichen zu können, was im Kern von Aikidô steht, die internal power.
Aber ja, wenn Endô diese power hat, ist ihm vielleicht einfach nicht bewusst, welchen Anteil die Soloübungen dabei hatten, oder er hält sie für nicht so wichtig. Insgesamt scheint ja beim Aikidô mindestens so viel Unklarheit darüber zu bestehen, worum es eigentlich geht und wie es erreicht wird, wie im Taijiquan :-)
ich würde z. B. peng, song und jin als wesentliche Qualitäten des Taijiquan definieren, zu deren Entwicklung der Unterricht zielgerichtet führen sollte. Ob man dann noch kämpferisch tätig wird oder mit der Gesundheitsförderung zufrieden ist, kann jeder selbst entscheiden. Aber ohne peng, song und jin m. M. n. kein Taijiquan (sondern Gymnastik oder externer Kampfsport/Kampfkunst). Dass das viele Gruppen trotzdem nicht unterrichten liegt m. M. n. daran, dass sie/der Lehrer es halt selbst nicht kann/gelernt hat.
Und die Übungen zur Entwicklung von peng, song und jin werden auch bei mir/uns im Unterricht allen zugänglich gemacht.
Insofern wäre die Frage an CarstenM natürlich noch, ob internal power ein wesentlicher Aspekt dessen ist, was für ihn Aikido ausmacht.
Geändert von Gast (02-07-2022 um 09:06 Uhr) Grund: Ergänzung
Was auch immer das "Geheimnis des Aiki" sein mag, ich finde es gibt zahlreiche Aikido und Daito Ryu Lehrer, die aus meiner Sicht überzeugend gute Struktur und Bewegungsmuster demonstrieren können. Ob das jetzt das Takeda Aiki sein mag oder auch nicht. Und halt so Kasper mit Tanzeinlagen am Teich...
Zutat: Pansapiens
Ansonsten scheint er zumindest ein intuitives Verständnis für Biomechanik zu haben, so wie er sich hinstellt (Standfläche bezüglich der angreifenden Kraft maximieren).
Zutat.MGuzzi
Er steht im hanmi, das ist einfach wie ein Aikidoka steht.
Wenn ein Aikidoka sich für eine Übung mit parallelen Füssen zum Trainingspartner hinstellt , dann ist das , WEIL es so schwerer ist ist. Er will die Standfläche nicht maximieren , sondern seine Skills im Strukturaufbau .
Und DAS bedeutet das er dies macht , WEIL er ein biomechanisches Verständnis hat .
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
In der mir bekanntesten TJQ-Linie wird IMO recht klar dargelegt, worum es geht und wie das erreicht wird.
Die "Fähigkeiten" der Spitzenkönner kann ich mir ohne geheime Übungen, die mir nicht zugänglich sind, erklären.
Allerdings bilde ich mir nicht ein, weil ich einen Ausschnitt gesehen habe, über jegliches TJQ sprechen zu können, oder gar über jegliche CMA.
Angesichts der Heterogenität des Taijiquan habe ich keinen Ehrgeiz, allgemeine Kriterien für "das Taijiquan" zu definieren. Noch dazu mit Begriffen, die selbst wieder unklar definiert sind.
Meines Wissens hat Chen Peishan Ingenieurswissenschaften studiert, da sollte er die Mittel und die Ziele seiner Linie IMO auch klar darlegen können.
Da carstenm auf meine Frage nach der internal Power ausführlich über "Aiki" sprach, ging ich davon aus, dass IP für ihn ein wesentlicher Bestandteil von Aiki sei, wenn nicht gar das Gleiche.
Aiki scheint mir so etwas wie der heilige Gral der Aikidoka.
Don't armwrestle the chimp.
Häh?
Wer sagt das?
Der Typ steht im hanmi, nicht im Parallelstand.
Er macht halt was völlig normales.
Ich weiß nicht warum er so ein
Gewese drum macht, und was in diesem Video eigentlich genau gezeigt werden soll, einer seiner Schüler drückt sanft gegen seine Schulter und er tut so, als wäre er der Bär, es ist also nicht wirklich beeindruckend.
Geändert von MGuzzi (02-07-2022 um 12:14 Uhr)
Der Witz ist:
Ich wollte eigentlich ein ganz anderes Video posten. Offenbar hab ich beim copy and paste irgendwas verbumfiedelt.
Interessant, was sich aus der Verwechslung ergeben hat ...![]()
Ca. von 98% aller Aikidoka wird Aiki nicht als zusammenhängender Begriff verstanden, sondern die meisten werden die Silben einzeln übersetzen, so etwa mit Harmonie, Kraft und Weg, und basteln irgendwelche sind Zusammenhänge daraus in der Art: Der Weg der harmonischen Kraft etc., verstehen aber meistens nicht genau was sie damit meinen, oder geben recht schwanmige Erklärungen.
Von daher: Heiliger Gral würde ich eher verneinen.
Es ist halt der Name der Kampfkunst, die sie betreiben, mehr nicht.
Falls Dich meine diesbezügliche Meinung tatsächlich interessiert, schreib mir eine PM.
Von mir aus kann auch jemand achtsames Nasenpopeln als Taijiquan bezeichnen.
Das bedeutet nicht, dass achtsames Nasenpopeln dadurch irgendeine Qualität bescheinigt bekäme.
Don't armwrestle the chimp.
Du hattest gefragt: "Wie harmonisiert das mit den Aussagen in diesem Video?"
Ich integriere beides inzwischen, indem ich die Alternative, die das "Anstatt" ausdrückt, ersetze durch das ganzheitliche "Bevor".
Die Terminologie "internal Power" und "external Power" ist vergleichbar, bzw. orientiert sich an der Unterscheidung von inneren und äußeren KK.In Abgrenzung der Körperkraft, die außerhalb des Körpers erzeugt wird?
Im Übend lassen sich beide Methoden - jedenfalls in meinem Übungsfeld - in concreto klar unterscheiden. Was bedeutsam ist, da sie sich (zunächst) gegenseitig behindern (können).
Ich unterstelle bei dieser Rückfrage ein bewußtes Mißverstehen. Falls diese Unterstellung zutreffen sollte: Was ist die Intention?
Falls ich mich irre, die Frage ernst gemeint gewesen sein sollte: Ist sie durch meine Antwort hinreichend geklärt?
Körperkraft kann eine der Auswirkungen von aiki sein. Es ist nicht identisch mit aiki."Aiki" meint also Körperkraft.
Nein.Ist der noch in Foren unterwegs?
Auch hier:Vielleicht wäre "dubios" das passendere Adjektiv?
Mit welchem Interesse bentutzt du einen wertenden, ggf. emotional aufgeladenen Begriff?
In der Nomenklatur von Endô sensei benötigt das "Tun von aiki" im Wesentlichen eine Begegnung/deai, es benötigt die Verbindung/atari, es benötigt die Gleichgewichtsbrechung/kuzushi. Für die klassischen Formen des aikidô/kihon no kata spielt darüber hinaus die Bewegung des Körpers im Raum/tai sabaki eine wichtige Rolle.Um "Aiki zu tun" braucht man also eine "Verbindung von Angreifer und Werfendem" die dann nicht Aiki heißt, sondern "Atari"?
Jain: Um diesen Aspekt zu verstehen, ist es wichtig, das je unterschiedliche Verständnis von "Energie weiterleiten, ausweichen, das ki des Angreifers lenken, etc. ..." zu berücksichtigen. In der Nomenklatur von Endô sensei geht es dabei um das "kimochi".Und das "Aiki tun" meint dann durchaus "Energie weiterleiten, ausweichen, das ki des Angreifers lenken, etc. ..."?
Das ist eine Vorstellung von ki, die nicht meint "Absicht", "Geist", "äußerliche Bewegung", "Angriff", "Angriffsenergie" und dergleichen Dinge mehr. Genau dazu wollte ich ein Video von Patrick Cassidy verlinken - habe mich dabei vertan und ein anderes gepostet. Das, was ich meinte, finde ich inzwischen nicht mehr wieder. Strange.
Aber dieses hier zeigt auch sehr gut, was ich meine:
Patrick Cassidy und Miles Kessler machen sehr viel zusammen. Ich hätte gerne ein Video von Patrick alleine gepostet, weil es um den ja ging.
D.h. Endô sensei meint etwas anderes, wenn er davon spricht, das kimochi des Angreifers zu beeinflussen, zu lenken, zu kontrollieren, "leer" werden zu lassen etc.. kimochi meint wörtlich "Gefühl", d.h. es geht um etwas, das sich im Körper des Angreifers ereignet: Wenn der Körper des Werfenden aiki hat, kann er mithilfe der Verbindung/atari, aiki tun, als das kimochi des Angreifers beeinflussen, kontrollieren, lenken, etc..
Wie schon von anderen angemerkt: Diese Haltung ist keine intuitive, sondern ist im aikidô - wie in vielen anderen jap. budô auch - die erste und wichtigste Körperhaltung/kamae, die von der ersten Stunde an geübt wird: hanmi. Was etwa bedeutet: Halber Körper. Ich habe gerade gestern abend die Prüfung einer 11jährigen nach 0,5 Jahren Training beaufsichtigt. Und dabei war dieses kamae eine der ersten Prüfungsaufgaben.Ansonsten scheint er zumindest ein intuitives Verständnis für Biomechanik zu haben, so wie er sich hinstellt (Standfläche bezüglich der angreifenden Kraft maximieren).
Wobei noch anzumerken ist, dass im aikidô zuallermeist in einem halben hanmi, d.h. hanhanmi geübt wird. Während in kenjtutsu und vor allem auch mit den Langwaffen eine vollständiges hanmi benutzt wird.
Geändert von Gast (02-07-2022 um 14:07 Uhr)
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