Für eine in Anspruch genommene Leistung zu zahlen hat doch in erster Linie nichts mit Staatsgehorsam zu tun.![]()
Für eine in Anspruch genommene Leistung zu zahlen hat doch in erster Linie nichts mit Staatsgehorsam zu tun.![]()
Ok. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: die ukrainische Familie, die bei uns untergekommen ist, hat mittlerweile eine eigene Wohnung, geht in den Integrationskurs und gibt sich alle Mühe, hier anzukommen. Einen großen Teil ihrer Sozialhilfe schicken sie ihrem in der Heimat gebliebenen Vater, der nicht aus dem Land darf.
Die Beantragung für Übernahme der Mietkosten vom Jobcenter hat mehr als 6 Wochen gedauert. Die Miete hat die 4-köpfige Familie mit zwei kleinen Kindern also zwischenzeitlich aus dem Anteil bezahlt, der für Ernährung und Alltagsbedarf gedacht war.
Die 7-jährige Tochter muss zum Deutschunterricht in einen weiter entfernten Stadtteil fahren und natürlich von einem Elternteil begleitet werden. Macht 4 Tickets täglich. Mittlerweile hat das Jobcenter die Kosten für die Miete übernommen und sie können sich ein Monatsticket leisten. Aber vorher eben nicht. Das sind dann mal locker ca. €6,- täglich. — das meine ich mit „anderen Zwängen“, die die Vertreter der Zero Tolerance hier nicht verstehen wollen.
Geändert von kloeffler (23-09-2022 um 07:48 Uhr)
Das waren keine Interpretationen, sondern Fragen.
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
Entschuldige. Natürlich ist Schwarzfahren nicht „ok“. Die Frage ist, ob dieses Vergehen strafbewehrt sein sollte, oder ob es als Ordnungswidrigkeit eingestuft werden sollte.
Tatsache ist, daß die Menschen, die wegen Nichtzahlung des erhöhten Beförderungsentgeltes und der darauf folgenden Bescheide bis hin zum Haftbefehl, eingesperrt werden, in der Regel aus der wirtschaftlich schwächsten Schicht unserer Gesellschaft kommen - Obdachlose, Menschen mit Suchtproblemen, Flüchtlinge, Langzeitarbeitslose. Viele von denen sind nicht in der Lage, ein geregeltes Leben zu führen oder - was uns vielleicht lächerlich vorkommt - nicht fähig, ein amtliches Einschreiben zu öffnen oder eine Strafe per Überweisung zu zahlen.
Solche Menschen kann man natürlich in einen Topf werfen mit denen, die dazu in der Lage sind - und behaupten, alle müssten gleich behandelt werden. Nur ignoriert man dann die zugrundeliegende Ungleichheit und befähigt weder diese Menschen zu Eigenverantwortung noch schafft man einen allgemeinen gesellschaftlichen Vorteil dadurch, dass man sie wegsperrt.
@kloeffler ich habe das mit den Zwängen schon verstanden nur nicht den Zusammenhang zum Thema Gehorsam ggü. dem Staat.
Ahm, eher nein. Es sind sehr viele Leute, die sehr bewusst nicht zahlen, mit dem Hintergedanken: Der Bus, die Bahn, etc. fährt doch eh. Also ist es egal, ob ich zahle oder nicht.
Und auch den Gedanken, dass Leute die ihr Leben nicht geregelt bekommen, aus welchen Gründen auch immer, eine Sonderregelung haben sollen, erschließt sich mir nicht. Auch die Leute, die Arbeiten können sich nicht alles leisten, was sie wollen und würden dann auch bestraft, wenn sie sich die Sachen nehmen würden.
Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!
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