Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
Ich finde das eine sehr schwierige Frage, auf die ich für mich noch keine Antwort gefunden habe. Davon ausgehend, dass mensch im normalen Leben wohl nur zu 5% (oder so - habe dazu keine Statistik) auf Täter mit kämpferischer Kompetenz trifft und dass mensch zudem noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, kann ich auch keinen Sinn darin erkennen, den Menschen permanent vor Augen zu führen, wie hilf- und chancenlos sie sind.

Gefühl würde ich mir eher in der folgenden Fraktion verorten: Flieh‘ wenn Du kannst und wenn nicht, wehr Dich, so gut es geht und nutze konsequent die wenigen Chancen, die sich Dir bieten. Ob es reicht, wirst Du dann sehen aber mit dem Kopf unter dem Arm rumlaufen, erhöht deine Chancen in keinem Fall.
Ich denke, da sind wir nicht so weit auseinander mit unseren Ansichten. Die Kernfrage ist meines Erachtens, was man als was verkauft - wenn ich "SV" auf meine KK schreibe und dann Länge mal Breite halbgare "Verteidigungen" gegen inkompetent geführte Angriffe zeige, aber zum Beispiel gar nicht auf Gefahrenerkennung, Risikominimierung usw. eingehe, dann ist das Prädikat "SV" in meinen Augen eben nicht wirklich zutreffend.
Ich hab die folgende Geschichte schon mal erzählt, aber sie passt hier grad mal wieder recht gut. Ich hatte vor über zehn Jahren mal auf nem Fechtevent in Deutschland ne lustige Unterhaltung mit einem Typen zu dem Thema. Damals habe ich noch ein Fixed verdeckt getragen, weil ja §42a das Führen von Einhandmessern verbietet, und ich versuche ja brav zu sein, wann immer ich kann. Wie dem auch sei, er erzählt von seinem Allkampftrainer, der ja so ein toller Typ sei und die Kommandospezialkräfte von (kleiner unbedeutender Ort in Bayern) trainierern würde und ihn zu nem total unschlagbaren Strassenkämpfer gemacht hätte. Ich so «na ja, Messer ist halt immer schwierig, würd ich persönlich nicht unbezahlt machen», er dann «Na, is doch easy, einfach umhauen, das sieht man doch, wie der zieht…». Ungefähr zu dem Zeitpunkt (wührend ich mich gefragt habe, ob er denn schon je jemanden umgehauen hat) habe ich meine Hand in die Tasche gesteckt und wieder rausgezogen. Dann haben wir uns fünf Minuten lang über Basketballtraining unterhalten, dann habe ich ihm gezeigt, was ich in der Hand habe und ihm einen schönen Abend gewünscht. Am nächsten Tag war er dann als mein Gegner für einen unchoreographierten Kampf eingeteilt. Für den Fall, dass er Typen mit Messer in der Tasche durch die Bank für inkomptent gehalten haben sollte, habe ich ihm dann noch eine kleine Demonstration gegeben – dass er mich mit der Waffe nicht berühren kann, ich ihn aber wann und wo immer ich will. Am Ende war er unbeschädigt, aber sichtlich geknickt.
Ich habe den Typen nie wieder getroffen, lustigerweise aber ein paar Jahre später den besagten Trainer. Kurioserweise haben wir uns auf und neben der Matte blendend verstanden (merke: nicht immer vom Schüler auf den Lehrer schliessen und umgekehrt), sein Angebot, einen Vertrag als Wettkämpfer zu unterschreiben musste ich dann aber dankend ablehnen, weil ich schon unter Vertrag war
Zurück zum Thema: es geht nicht darum, den Leuten zu zeigen, dass es Leute gibt gegen die sie chancenlos sind; aber es geht durchaus darum, Situationen einschätzen zu lernen (dazu gehört eben auch "woran erkenne ich, dass ich hier deklassiert bin" - nur für den Fall, dass jemandes Ego noch Probleme damit hat, sich aus der Situation zu entfernen) und Gefahrensituationen zu minimieren. Je schlechter man im "Weghauen" ist, desto mehr sollte man sich um die anderen Punkte Gedanken machen.
Wie gesagt, ihr Leben leben können alle, wie sie das für richtig halten. Dennoch fühle ich mich immer noch verpflichtet, auf gewisse Argumentationslücken hinzuweisen, wenn man darauf besteht sie mir unter die Nase zu reiben.