UCC und AMA sind keine Spinner.
Was Waffenkampf auf Escrima Basis anbetrifft, sind beide vermutlich mit das Beste, was man in Deutschland öffentlich bekommen kann.
Die Monologe auf den UCC Videos sind teilweise witzig und mit vielen Anekdoten. Der Nordmensch- und Ritterschnack ist zweifelhaft. Niemand kann heute noch nachweisen, wie sich verschiedene Kampfarten gemischt haben und wer wann vom wem was genau gelernt hat. Aber das hat ja nichts mit den Techniken zu tun. Wenn sich der Trainer Axel mit so einer Art Ideologie gut fühlt, und es ein paar Superkräfte aktiviert, ist dagegen nichts einzuwenden. Man kann ja weiterspulen, wenn er mal wieder dazu anhebt.
Ein Mensch kann sich nur auf eine gewisse Art und Weise bewegen, und der Unterlegene lernt schnellt - wenn er die Konfrontation überlebt -, was er in Zukunft anders machen sollte. Gerade in lebensbedrohlichen Situationen wie in früheren Jahrhunderten hat es immer schnell Anpassung und Lernen von effektiveren Systemen gegeben. Das ist heute nicht anders und lässt sich am MMA zeigen. Die meisten Kampfsportarten haben sich als mehr oder weniger ungeeignet für echten Vollkontakt und damit regelmäßig schwere Angriffe herausgestellt.
Hochgradig hybride Systeme sind mutmaßlich reinen Arten (die es vermutlich nie gab und deren Namen nur zur Abgrenzung, zum Ruhm des Erfinders und am Ende zum Kommerz erfunden wurden) klar überlegen. Und wer Bodenkampf nicht integriert, kann heute nicht mehr von sich sagen, er habe ein komplettes System.
Bei UCC muss man dazu sagen, dass der mangelnde bis nicht vorhandene Bodenkampf ein ziemlicher Schwachpunkt ist, was den waffenlosen Kampf im UCC anbetrifft. Wer eine dermaßen große Klappe hat, wie sich das auf den UCC Videos anhört, muss sich in einem MMA-Turnier oder bei Bodenkämpfern im Training stellen und da zumindest zeigen, dass er unter den gegebenen Regeln bodenständiges Anti-Grappling oder ähnliches beherrscht. Niemand wird vom einem Straßenkampfsystem erwarten, dass sich die Kämpfer so gut auf dem Boden auskennen wie ein MMAler oder Grappler. Aber Sportler erkennen sehr schnell, ob jemand auf einem fremden Feld und unter fremden Regeln respektabel mitmachen kann.
Wenn Axel das nicht mehr selbst machen will, wäre das angesichts seines Alters absolut verständlich, muss er nichts. Aber dann sollte er zumindest einen Schüler trainieren, der das macht. Das würde UCC glaubwürdiger machen als der ganze Nato-Geheimarmee Talk.
Man muss leider auch sagen, dass beim UCC Sparring ähnliches gezeigt wird wie (früher) beim WT. Überlegene Trainer verkloppen ihre Schüler im Rahmen der gelernten Trainingsprogramms. Es ist kein echtes Sparring und damit dem Lat-Sao sehr ähnlich, in dem die Schüler ihre Lehrer fast nie gut treffen können, was beim echten freien Sparring oft anders ist, zumal wenn es sich um körperlich sehr starke und sportliche Schüler handelt.
Auf den meisten Trainingsvideos von UCC sind die Schüler dem Trainer Axel (auch bei AMA) nicht nur technisch, sondern auch körperlich deutlich unterlegen.
Jeder Lehrer so gut wie jedes Systems hat natürlich irgendwo einen Alibi-Riesen als Schüler, an dem er die technische Überlegenheit seines Systems demonstriert. Der kommt ja auch manchmal beim UCC vor, hat aber keine Chance gegen Axel, weil Axel ähnlich kräftig ist, aber die Techniken eben zehnmal länger trainiert hat.
Wer sich mit den Techniken auskennt, weiß, dass sie gut sind. Dass sich damit ein echter Brecher, der schlagen, treten und grapplen kann stoppen lässt, wage ich zu bezweifeln. Ich habe nicht eine einzige echte harte Technik gesehen, die durchdringende Stoppkraft hat und den Angreifer zumindest kurzfristig durcheinanderbringt. Kurz und trocken für die Straße, okay. Das wird funktionieren. Aber nicht mehr, wenn der Gegenüber hochgefahren und alarmiert ist.
Zudem ist der UCC Stand (die Basisposition) sehr statisch und steif (Beinposition und Arme auch. Axel nennt das sperrig. Das seitliche hüpfen à la Mike Tyson macht es nicht besser). Beim einem harten Tackle fliegen Angreifer und UCCler vermutlich gemeinsam durch die Gegend und landen ziemlich sicher am Boden.
Die Kraftrichtung der Schläge fliegt über tiefe Angriffen hinweg. Das ist im System begründet und lässt deswegen auch nicht ändern ohne das System zu ändern. Wer das unterläuft, hat gute Chancen den UCCler schnell zu legen.
Für die Straße, schnell schlagen, raus aus der Ecke und rennen, ist UCC sicher sehr gut geeignet. Für Duell und Wettkampf eher nicht. Davon dass Berufskämpfer aus Boxen und MMA, die sehr viel Geld verdienen können, UCC die Bude einrennen, um das ultimative System zu lernen, hat man noch nichts gehört.
Der Trainer Axel wäre sicher sympathischer, wenn er nicht in bester EWTO und WT Manier andere System runterputzen würde. Das macht man vielleicht, wenn man jung und wild ist und sich schlagen will oder aber im privaten Rahmen. Ab einem gewissen Alter wirkt das irgendwie komisch und lässt auch Zweifel aufkommen, ob er sich und sein System an andere Umstände (oben genannt Bodenkampf) adaptieren kann.
Das System stammt grundsätzlich aus den 1990er und Anfang 2000ern (Latosa, Newman, Schubert). Für Leute, die Escrima aus der Zeit nicht kennen, wirkt es vermutlich innovativ. Für Leute, die die Kampfsportentwicklung bis heute mitgegangenen sind, wirkt es wie schon gesagt im Jahr 2025 nicht mehr komplett und ein bisschen angestaubt.
Auf Escrima Basis ist es sicher mit das Beste, was man heute öffentlich bekommen kann. Ich würde auf jeden Fall im Vergleich zu allen bekannten Escrima Variationen alles auf UCC/AMA und die beiden Trainier setzen, wenn mich der Stil grundsätzlich interessiert.
Würde ich mal so annehmen...
Aus dem, was ich bisher so gesehen habe, gehen dorthin, wo Training mit "Selbstverteidigung" gelabelt wird, Leute, die im Schnitt anders drauf sind, als die, die zu einer Kampfsportart gehen. Da finden sich auch Leute ein, die nichtmal eine Vorstellung von einer körperlichen Auseinandersetzung haben oder denken, dass sie ohne besonderen Aufwand - nur durch bequem antrainierte, clevere Technik - im Ernstfall auch körperlich deutlich überlegene Angreifer niedermachen.
Da finde ich es deutlich besser, im Zweifel potentielle Schüler zu verschrecken, als leere Versprechungen zu geben, um genau solche Leute (die wirklich überhaupt keine Ahnung haben) an sich zu binden und denen dann untaugliches Training angedeihen zu lassen.
Ich möchte nochmal dazu sagen, dass ich nicht behaupte, dass das Training dort besonders toll wäre (das weiß ich nämlich schlicht nicht), sondern dass ich das, was er in diesem einen Video erzählt - wenn man vielleicht noch den Atzen-Faktor herausnimmt - nicht falsch finde.
Als Vergleich, hier mal ein Sparring zwischen Axel und einem körperlich deutlich unterlegenen, aber technisch passablen Amateurboxer: https://www.youtube.com/watch?v=VEJlQ_cOf10
Man kann nun spekulieren, wie das Ganze gegen einen Boxer in derselben Gewichtsklasse aussehen würde. Meines Erachtens zeigt das Video sowohl die Stärken als auch Schwächen des UCC gut auf.
UCC ist schon primär ein Infight-System, das darauf basiert, den Gegner zu überrennen (als körperlich Schwächerer auch machbar, aber naturgemäß schwieriger). Für die Straße in Verbindung mit Clinch und Boden top (der Axel hat ja selbst Ringen trainiert, beim Heiko scheint Judo durch), für den Duell-Kampf im MMA-Sinne aufgrund der Distanz wohl eher schwierig, auch wenn der Axel gern auf irgendwelche MMA'ler verweist, die bei ihm trainiert haben.
Auf jeden Fall ist es aufgrund der langjährigen Sparringskultur, die man außer in den VK-Sportarten kaum findet, definitiv einen Blick wert, wenn man sich für's Kämpfen interessiert.
Er hält es für sinnlos SV ohne Messer zu trainieren?Ok, da bin ich halt komplett gegenteiliger Meinung. Messer ist für SV nur sehr beschränkt geeignet und für Anfänger überhaupt nicht. Das halte ich für mehr als fahrlässig. Kannst ja mal hier die Profis fragen, wer sich mit dem Messer verteidigen würde.
Klopper, die bereits mit dem richtigen Mindset kommen, können auch zum MMA, in Boxbude oder zum MT gehen (von mir aus auch zum UCC).Für mich ist das eher eine Frage des Marketings - zieht er mit seiner Art mehr Schüler an, als er verschreckt? Aber das muss er halt selbst wissen...
Ein SV-System, welches die Unbedarften und Ängstlichen gleich wieder vertreibt, ist imho vollkommen unsinnig. SV ist für mich, Normalbürgern beizubringen, wie sie Konflikte vermeiden und, falls nicht möglich, aus selbigen möglichst heil wieder rauskommen. Aber da werden wir uns wohl nicht einig.
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“
Fairerweise hat das Thomas / Gong Fu auch mal geäußert (s. Link). Ich denke man kann ihn als Messerprofi bezeichnen. Unabhängig von etwaigen rechtlichen Überlegungen etc. ist das ja nicht falsch, da Frauen eher einen Ausgleich zum Aufwiegen der körperlichen nachteile als Männer brauchen aber eben nicht für Anfänger, sondern müsste nachhaltend trainiert werden.
https://www.kampfkunst-board.info/fo...06#post3626706
Der Axel drückt sich in seinen Videos wirklich etwas unbeholfen aus und kommt oft auch etwas prollig rüber . Seine Sicht ist , "wenn du Kämpfen lernen willst , musst du dich mit Kampf beschäftigen" , und zwar komplett auch im TUN. Da hat er ja recht . Ab hier aber bringt er Dinge durcheinander
Und das ist das was dir wiederum sauer aufstösst und in meinen Augen auch zurecht . Denn es geht bei SV nicht darum "Mitzukämpfen"
Axel bringt dann gleich immer Beispiele von Mädels die aus KM oder WT kommen , die sich technisch etwas erarbeitet haben (Abläufe , Mechaniken , usw.) , aber entwicklungsmässig in einer Art Zwischenstadium stecken geblieben sind (wie viele KKler) und Nie echte kämpferische Erfahrung gemacht haben oder machen mussten .
Was ich sagen will , er beginnt mit SV-Anfänger in seiner Argumentation , nimmt dann aber immer wieder bezug zu Leuten aus diesem Zwischenstadium , um Schwächen hinsichtlich des Kämpfens aufzuzeigen . Er überspringt also wichtige Etappen .
Der Heiko argumentiert sehr viel differenzierter , in meinen Augen auch intelligenter , bringt auch psychologische Elemente ( "Siezen" beim lauten deutlichen Ablehnung zeigen , um Anwesende darauf aufmerksam zu machen , das es kein Streit unter Freunden/Bekannten ist . Das als Beispiel. Er bleibt also auf der Ebene des SV-Anfängers , begibt sich selber da hin , holt den anderen dort ab und betrachtet wichtige Details IN dieser Ebene . Sagt auch klipp und klar , das es eben NICHT Ums Mitkämpfen geht .
Falls machbar klick mal in die zweite Hälfte des Videos rein , wo auch der Heiko zu Wort kommt , da sieht man sehr gut den Unterschied zw. den Beiden ...
Geändert von Cam67 (02-02-2025 um 17:30 Uhr)
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Ja, der versteht halt den Unterschied zwischen SV und Kämpfen, während der Axel immer wieder mit irgendwelchen WT- oder KM-Wochenendkursen daherkommt. Die sind aber auch nicht das, was ich unter gutem SV-Training verstehen würde. Selbstverständlich hilft auch schon einmal ein WE-Kurs (manchmal sogar auch eine gute Unterhaltung oder ein Buch-Tipp), um die vollkommen Unbedarften überhaupt erstmal für das Thema zu sensibilisieren. Ihnen zu erklären, worum es geht, was frau sinnvoll tun kann und was nicht, welche Vorstellungen einfach Quatsch sind, usw. usf.
Dieses pauschale "Alles Quatsch. Die müssen einfach nur harten KS betreiben" ist einfach nur BS und hilft zudem (fast) keiner Frau weiter. (Das ist wie "Gegen Messer hast Du eh keine Chance!"). Wollen wir den Leuten denn ernsthaft beibringen, ihre Rolle als Opfer zu akzeptieren oder wollen wir ihnen erklären, dass sich wehren lohnt (frei nach R. Miller: Nicht da sein ist besser als deeskalieren; deeskalieren ist besser als kämpfen und kämpfen ist besser als sterben).
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“
Ich meinte eher, dass das Beispiel mit dem Messer einer Anfängerin zeigen soll, dass es (zumindest bei ihm) um den Umgang mit Gewalt geht und er klar machen möchte, dass sie sich ernsthaft mit Gewalt auseinanderzusetzen hat - was das mindset angeht als auch körperlich. Mit dem Messer einen Angreifer zu schneiden ist halt einfach ein drastisches Bild, welches er genau dafür nutzt. Das von ihm dagegen kritisierte Gegenstück wäre SV-Training, bei dem es heißt "Wenn er so kommt, hältst Du deinen Arm so und machst dann das und dann das" oder so ähnlich.
Möchte hier aber nicht seinen Anwalt spielen, da ich weder ihn noch sein Konzept kenne. Es klingt für mich halt einfach nicht so, als würde er Untrainierten raten, mit einem Messer durch die Gegend zu rennen und im Zweifel einfach drauflos zu schnippeln.
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