Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
Klingt komisch, ist aber so. Kann man auch nicht erklären, muss man erfahren.
ist gar nicht komisch, sage ich jetzt mal aus der südostasien-ecke. kenne ich gar nicht anders. Joko, einer meiner trainer (nicht irgendwer, sondern damals der "europa-repräsentant" des im sultanspalast Yogyakartas "beheimateten" Javanischen stils und trainer der deutschen Penchak Silat nationalmannschaft) hat auf die skeptische anmerkung, dass die Jurus (formen) "techniken" und "technikfolgen" enthalten würden, die wir so, wie in der form, nie trainieren, nur mit den schultern gezuckt und gesagt: egal. darum geht es ja nicht. das seien nur "platzhalter", damit im fluss der bewegung durch den raum keine leerstellen entstehen (inhaltlich. an die worte kann ich mich nicht mehr erinnern). es gehe ums "fühlen" des bewegungsflusses und ums sich fokussieren und nicht zuletzt auch um die kondition und muskulatur, die man braucht. die jurus zeige den "stil" im sinne der art, wie man sich bewegt und nicht techniken oder verschlüsselte anwendungen.
ich denke, das kommt dem nahe, wes du meinst und im Karate-Kata laufen erfahren hast.

bei den südostasiaten ist das aber auch einfach zu erkennen, weil es eben so deutlich und offen dargelegt wird. nicht umsonst ist die formen-königsdiziplin da ja auch Kembangan, eine "persönliche", völlig freie form, die von sich dem bewegungsrhythmus anpassender musik begleitet wird und bei der die "schönheit und akkuratheit" der gezeigten bewegungen und "aktionen" und wie sie rhythmisch (auch gebrochener rhythmus) und "melodisch" fließt im fokus ist (natürlich wird da zwischendurch auch "rumgehauen"). die alten herren und sehr wenigen alten damen "meister" beurteilen die qualität anderer meister zu einem großen teil durch genaues beobachten und analysieren der "Blumentänze" (Kembangan).
Jurus (am ehesten mit Kata vergleichbar - von ganz kurzen abfolgen, bis ewig langen bahnen mit viel hin und her) und Lankas (formen, die in ihrem aufbau speziell bewegungslehre/schrittarbeit/positionierungen verinnerlichen sollen) sind von dieser sichtweise stark beeinflusst, würde ich jetzt mal aus meiner persönlichen erfahrung heraus sagen.

techniken in formen sind manchmal wirklich nur "platzhalter" oder stehen eher "symbolisch" für etwas (für ein "prinzip" oder so was).
ich kann mir gut vorstellen, dass eine wie oben beschriebene denke durchaus in karate-kreisen vorhanden sein könnte. je mehr es noch chinesische einflüsse im stil gibt, desto eher könnte das sein und desto näher wäre sie auch dem, was ich aus dem Silat kenne und beschrieben habe. das erscheint mir logisch.
kenne mich aber im Karate universum nur bedingt aus.
kann da was dran sein oder bilde ich mir das ein und spekuliere... ?

was Hikite angeht, so ist es ja tatsächlich derart präsent in allen möglichen Katas und technikabfolgen, dass man es als in einem ausmaß als grundlegend ansehen kann, dass es schon keine "technik" im eigentlichen sinne mehr ist, sondern schon fast eine art "prinzip", das vielerlei dinge technisch umsetzbar macht und eben auch für ein "gefühl", eine verinnerlichung sorgt, die einen tatsächlich dazu bringt, ziehen und stoßen zugleich oder ohne unterbreching hintereinander auszuführen (also disbalancing, positionsmainipulierung und "in den schlag/hebel/wirf ziehen" usw... hier im westen wäre das teil von "dirty boxing" oder sowas, wie Panantukan).
ob mit oder ohne waffe, ob ursprünglich mit waffe und später dann nur ohne oder immer schon parallel oder was auch immer... ist m.e. nicht wichtig, da es ja zu beiden passt.

dass vieles nicht unterrichtet wird oder zu kurz kommt, was oft zu den spannensten und "anwendungsorientiertesten" sachen gehört, verwundert mich gar nicht. über die möglichen ursachen hat man sich in den verschiedenen unterforen schon unzählige seiten lang ausgestauscht.

niemand wird wohl daran gehindert, Katas anders anzugehen, als in der regel und niemand hindert hoffentlich jemanden, der zahlreiche technikvariationen im zusammenhang mit hikite ausprobiert oder gar lehrt.