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Kensei
Und du stellst dir vor, dass Schüler und Eltern das einfach so hinnehmen, diese "Erfahrungen", und dann eben mit den schlechten Noten leben?
ja klar. Ich teile etwas mit wie "hier in der Schule räumt jeder selbst das Chaos auf, das er oder sie verursacht", oder konkreter "nimm deine Turntasche und hänge sie an deinen Haken, und die Schuhe darunter aufs Schuhgitter" und dann ist das eben so.
Gibt's denn noch Noten für Ordentlichkeit und Betragen?
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Für normal entwickelte Kinder nicht, nein. Für alle anderen schon. Dass es Kinder gibt, die keine altersgerechte Entwicklung nehmen, scheint in deiner Erfahrungswelt keine Rolle zu spielen. Es gibt nicht DIE Kinder, denen du mit pädagogischen Binsenweisheiten gerecht werden kannst.
meine "pädagogische Binsenweisheit" ist, dass jedes Kind anders ist, und dass ich Mühe habe mit der Idee, sie zu kategorisieren in "normal" oder "unnormal". jedes Kind hat Eigenheiten, wo es überdurchschnittlich gut ist, und andere, wo es unterdurchschnittlich ist. und bei jedem Kind muss man dort anfangen zu arbeiten, wo es eben gerade ist.
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Das sind erstmal haltlose Unterstellungen. Sowohl den Eltern, als auch den Lehrern gegenüber. In wievielen Unterrichtsstunden bist du denn so dabei, um die Arbeit der Lehrkräfte einschätzen zu können?
Mein Job ist Nachhilfe, und es ist das Normale, dass den Kindern niemand sagt, was sie gut können, und dass extrem selten über den Wert von Fleiss und regelmässigem Üben gesprochen wird. (ausser beim Sport - die Sportler wissen das und tun das) und das in mittelständischen bis gutbürgerlichen Umgebungen.
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Schreiben lerne ich nicht in der Turnhalle, sondern mit Stift und Papier.
Gerade für die Jungs würde ich es empfehlenswert finden, Schreiben auch mal in der Turnhalle oder dem Fussballrasen zu üben, und nicht nur auf Papier.
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Kinder mit normal entwickelter Psyche und ohne sonstige Krankheitsbilder können außerdem ohne Probleme über längere Zeit ruhig am Platz sitzen und dem Unterricht folgen.
Sie können es, aber es ist grausam, es von ihnen zu verlangen. Erst wird in der ersten Klasse "still sitzen" geübt... und wenn sie es in der fünften Klasse dann können, kommen die Sportlehrer und beklagen sich, dass die Kinder immer nur rumsitzen und einfachste Bewegungsabläufe nicht beherrschen.
Langes Sitzen ist bekanntlich etwas vom Ungesundesten, was man machen kann. Wir sollten aufhören, es von Kindern zu verlangen.
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Daneben gibt es ja heutzutage mehr Konzepte zur "bewegten Schule", als noch vor 20 oder 30 Jahren. Man weiß und macht dsbzgl. also viel mehr und trotzdem gibt es immer mehr Kinder mit auffälligem Verhalten.
fragt sich, ob und wie diese Konzepte dann umgesetzt werden...?
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Du bist immer noch im falschen Denkmuster. Wenn ich von Entwicklung schreibe, meine ich nicht Lehrpläne, sondern die psychische Reife.
Zwischen Lehrplänen und psychischer Reife sollte idealerweise ein gewisserZusammenhang bestehen. Zum Beispiel die Idee, dass den Kindern nur solche Inhalte vermittelt werden, für die sie reif sind. Was längst nicht immer geschieht.
Zum Beispiel wird kaum mehr auswendig gelernt, wofür das Grundschulalter eigentlich die perfekte Zeit wäre.
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In Klassen mit einer großen Zahl auffälliger Kinder kommst du überhaupt nicht zu Lehrplaninhalten, weil die ganz normale Lernbereitschaft und Arbeitshaltung schon nicht da ist.
Kinder sind Lernmaschinen, wenn man die nicht aktiv am lernen hindert - lernen sie. Und zwar von selbst und alleine.
Was in diesen Klassen nicht stimmt, sind die Strukturen und Rahmenbedingungen. Zu wenig Platz, zu wenig differenzierter Platz (zB um laute und leise Bereiche zu unterteilen), ungünstiger Einsatz der vorhandenen Mittel (zu viel Bürokratie, zu wenig eigentlicher Unterricht).
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Es geht auch nicht darum etwas zu "überspringen" oder zu "erzwingen". Solche Floskeln bringen uns in dem Kontext nicht weiter.
Doch, natürlich geht es darum.
Mir wurde zB in der Mathe Didaktik damals vermittelt, man solle Kinder früh dazu anhalten, nicht mit den Fingern zu zählen, sondern im Kopf. Da das Kopfrechnen ein Anzeichen dafür ist, dass die Zahlen automatisiert und verstanden wurden.
Das ist aber gerade so ein Erzwingen: wenn man die Kinder dazu zwingt, keine Finger zu verwenden... automatisieren sie das nicht früher oder besser, sondern sie können es nicht ihrer Entwicklung gemäss lernen und entwickeln dann irgendwelche komischen Eselsbrücken, über die sie garantiert später beim Matheunterricht wieder stolpern werden!
und gerade Mathe, wo man tatsächlich das Alte verstehen muss, um dem Neuen folgen zu können: extrem viele wurden irgendwo, irgendwann abgehängt, und stümpern dann eine ganze Schulkarriere lang vor sich hin, ohne zu verstehen, was sie da eigentlich machen. Die Noten von Mathe-Abitur sind offenbar des öftern komplett jämmerlich... das alles müsste nicht sein, wenn man nicht Kinder dazu drängen würde, Entwicklungsschritte zu überspringen.
und auch in andern Fächern lässt sich ähnliches berichten, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Mathe.
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Dann hast du nämlich in der achten Klassen etwa Kinder mit der psychischen Reife eines Viert- oder Fünftklässlers sitzen. Wenn das dann viele betrifft und vieleicht noch mehrere Klassen, und sich dazu die Eltern noch unkooperativ zeigen, dann wird der Arbeitsalltag des Lehrers sehr sportlich.
das glaube ich gerne, es hat schon seine guten Gründe, warum Lehrer burnoutgefährdet sind.
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Mich interessieren Situationen, in denen ich Kinder dazu bekommen will gegen Lust, Laune und Interessen zu handeln.
Das interessiert mich weder für mich noch für andere... sowas mache ich nur und ausschliesslich im absolut notwendigen Mass, aber sicher nicht darüber hinaus.
Ich finde es wichtiger, Interessen zu folgen; und bin auch sehr froh, dass ich das als Erwachsene so halten kann, in den meisten Fällen, und nicht ein Programm von A-Z systematisch und vollständig abarbeiten muss, wie es in der Schule üblich ist.
Wenn ich wieder mal Schulbank drücken muss, was gelegentlich vorkommt, frag ich mich inzwischen, wie ich das als Kind ausgehalten habe... boah. oft sehr sehr öde.
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Das ist eine Phrase. Ich bin hier nicht dafür da, mich mit deinen Vorurteilen gegenüber der Schule zu beschäftigen. Such' dir da bitte jemand anderen für.
das sidn "Vorurteile", die auch von Tests wie PISA bestätigt werden... eine bedeutende Zahl Jugendlicher kann nach neun Jahren Schule weder ordentlich rechnen noch lesen noch schreiben. Das ist leider kein Vorurteil, sondern ein Sachverhalt.
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Das mühsame Erlernen einer lesbaren Handschrift ist eine psychische Herausforderung. Genauso wie das Gehenlernen. Beides - Physis und Psyche - lässt sich aber auch nicht trennen, wie du das hier versuchst.
als "façon de parler" kann man das sehr wohl sinnvoll trennen.
Der Unterschied vom Gehenlernen zum Schreiben lernen ist, dass das Gehen lernen eigentlich immer spontan vom Kind aus kommt, das Schreiben lernen bei vielen Kindern aber erzwungen wird, obwohl sie noch nicht die dazu notwendigen Entwicklungsschritte vollzogen haben. und ja, wenn das so ist, muss Disziplin und Strenge die intrinsische Motivation ersetzen, was anstrengend für alle ist, und vergleichsweise wenig Ergebnis bringt.
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Dass du hier unzulässigerweise wieder fachliche Lerninhalte und die psychische Enticklung zusammen wirfst, erwähne ich jetzt auch zum letzten Mal.
Es gibt Inhalte und Fertigkeiten, die eine gewisse biologische Basis benötigen. Die Fähigkeit zu abstrahieren kommt zB erst recht spät - so gegen das Alter von 20 Jahren - aber es wird trotzdem schon viel früher von den Jugendlichen verlangt, es zu tun. Mit dem Ergebnis: klappt nicht. Sich etwas mehr an diese Entwicklungsphasen zu halten, würde Schule für alle deutlich leichter machen...
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Mich beschleicht beim lesen deiner Beiträge außerdem der Eindruck, dass du eine Rückständigkeit in der psychischen Reife mit psychischen Störungen und Psychosen verwechselst.
nein :rolleyes:
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Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst. Sorry.
ich will sagen, dass man Unterrichten durch die eigene Praxis lernt, eigene Überlegungen, eigenes Gestalten von Unterricht, und nicht von Theoriebüchern.
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Du selbst schriebst doch die Schule respektive "die Lehrerin" müsse das halt leisten wenn die Eltern es nicht täten?!?
Nur in dem Umfang um Unterricht ordnungsgemäss möglich zu machen.