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Zitat von
Lugasch
Zu deiner Threadfrage:
Ich habe ja ausgeführt, dass ich ein Atheist bin und dass ich mein Kind nichtreligiös erziehen würde
Nichtreligiös, weil meine Erfahrungen mit der Religion/Kirche durchweg negativ waren.
ich selbst habe stets sehr viel Heuchelei und Scheinheiligkeit erlebt. Ich wurde auch, als ich klein war, oft in die Kirche geschleppt, um mir sterbenslangweilige Predigten anzuhören und das von Leuten, die Wasser predigten und Wein soffen. Auch habe ich erlebt, wie furchtbar einige tiefgläubige Menschen ihre Verwandten behandelt haben, als diese auf Ihre Hilfe hofften.
Darauf angesprochen gab es das Zitat: "Ich brauche nur meinen Gott um Verzeihung zu bitten, dann ist alles wieder gut."
Ich höre oftmals ähnliche Geschichten. Diese Geschichten machen mich manchmal traurig, manchmal zornig.
Ich kann verstehen, dass man beginnen könnte, zu glauben, die Religion wäre an diesen Dingen schuld.
So ähnlich, wie manche zum Rassisten werden, und braunhäutige Menschen generell ablehnen, nachdem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. (suboptimales Beispiel, sorry)
So ähnlich, wie manche Menschen die Wissenschaft für etwas Schlechtes halten, weil sie sehen, wie Waffen entwickelt werden und Tierversuche gemacht werden.
Zitat:
Das sind eigentlich Einzelfälle, aber das Konstrukt Kirche scheint mir solches Verhalten zu begünstigen und das unabhängig von der Glaubensrichtung (man schaue sich zb. die blutigen Konflikte, die die Buddhisten untereinander geführt haben).
Daher ist meine Einstellung zur Kirche negativ.
Anders sehe ich das bei dem Glauben: dort habe ich erlebt, dass der Glaube einigen Menschen in meinem Umfeld unglaubliche seelische Kraft verliehen hat. Wenn man so will, ist der Glaube ein Vertrauen. Dieses Vertrauen hat sein Gutes (unabhängig von dem zu glaubenden Gott/Wesen/Prinzip), es kann aber auch blind machen. Ich betrachte es daher als ein nützliches und manchmal gefährliches Tool.
Eine kluge Betrachtung. Ich stimme nicht Allem zu.
Zitat:
Ich persönlich schöpfe eine Kraft aus meinem Glauben daran, dass kein intelligender Schöpfer hinter allem steht, sondern ich selbst alldem einen Sinn gebe und meine Entscheidungen treffe. Deshalb habe ich vorhin gesagt, dass mein Atheismus durchaus mit einem Glauben vergleichbar ist
Das interessiert ich jetzt: Wer bist "du" denn? Glaubst du, einen Geist zu besitzen, der über dein Gehirn hinausgeht? Bist du lediglich ein Chemie-Cocktail, oder bist du eine geordnete Entität?
Glaubst du, es gibt eine ordnende Kraft, oder ist Alles Zufall, dass du bewusst bist und eine Person bist?
Zitat:
Bezogen auf die Kindeserziehung möchte ich (...)
Bringt dir diese (meine) Ansicht zum Thema Religion und Erziehung etwas?
Danke für deine Ausführungen. Ja, das bringt mir eine Erweiterung meines Verständnisses.
:)
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Und wenn ich noch eine Metapher aus dem Bereich KK/KS bemühen dürfte:
(...))
Ich brauche weder KK noch KS, um zu kämpfen.
Ich brauche keine Kata, um zu kämpfen.
Und ich kann in verschiedenen Schulen trainieren - sofern diese das zulassen. Ich brauche also nicht das eine Dojo, um Kämpfen zu lernen.
Das alles kann mir helfen und es kann mich von meinem Weg abbringen und die Wege zum Erfolg oder Mißerfolg sind ungezählt.
Schöne Metapher. Danke. :)
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Zitat von
Lugasch
Rein materialistisch betrachtet würde ich das fast genau so unterschreiben. Es ist aber nicht die einzige Betrachtungsweise für mich.
Cool. Das geht mir genauso. Ich kann diese Sichtweise nachvollziehen. Empfinde aber andere Facetten auch als sehr interessant.
Zitat:
Ich kann ja abstrahieren und hier würde ich mich der Theorie anschließen, dass die Moral ein Auswuchs der Evolution ist.
Es macht in diesem Sinne ein evolutionsstabiles System aus, dass sich die meisten Individuen "moralisch" verhalten, weil es von Vorteil für die Gruppe und überwiegend auch für die einzelnen Personen ist. (Vergleiche die Falken-Tauben-Theorie von Dawkins)
Diese Theorie halte ich für richtig. Sie deckt sich mit meinem Verständnis, auch mit meinen spirituellen Vorstellungen.
Die Tatsache, dass ein Stein einen Berg hinunter rollt, schliesst ja nicht aus, dass dafür eine bestimmte Kraft verantwortlich ist. :)
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Würdest du z.B. völlig entfesselt rauben und vergewaltigen, würdest du wahrscheinlich von anderen recht fix zur Strecke gebracht werden - unabhängig von deiner körperlichen Überlegenheit, womit deine Fortpflanzungswahrscheinlichkeit stark eingeschränkt wäre. Und selbst, wenn die Vergewaltigung "erfolgreich" wäre, wäre keineswegs sichergestellt, dass dein Nachkommen überlebt - Abtreibungen, sozialer Auschluss, etc. Das ist jetzt stark vereinfacht dargestellt, die ganzen Wirkmechanismen sind deutlich komplexer.
Und zum Thema "ungestraftes Handeln" brauch man nach Syrien zu gucken. Oder Irak. Oder oder oder...
Ich hingegen denke, ich könnte all diese Greueltaten tun, ohne erwischt oder zur Strecke gebracht zu werden.
Meiner Erfahrung nach werden Straftaten nur relativ selten aufgedeckt und die Täter wirklich bestraft. Von "zur Strecke bringen" ganz zu schweigen. Und das obwohl die meisten Täter richtig dumm und unüberlegt handeln.
Ich möchte meine Betrachtungen zu diesem Thema nicht weiter ausführen. Aber ich bin mir 100% sicher, ich könnte Verbrechen begehen, welche die Welt erschüttern und erzittern liessen.
Was mich davon abhält ist der Glaube, der Mensch sei mehr, als blosses Fleisch und ich sei mehr, als bloss ein Tier und viel mehr, als ein blosser Materieklumpen.
Keine Angst vor Bestrafung, weder hier noch dort, sondern ein positives "mehr" welches die Lust am Töten überwiegt.