Hallo,

Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
kommt drauf an, was mit einer "solchen" genau gemeint ist
Ein Social-Scoring-System sicherlich, die Erweiterung technischer Überwachungsmöglichkeiten nicht unbedingt.
Ob ein Werkzeug im moralischen Sinn gut oder schlecht ist, entscheidet sich ja in der konkreten Verwendung.
Das Schaffen einer Überwachungsinfrastruktur an sich ist schon ein Merkmal eines Unrechtsregimes. Warum?

Es ist schon eine Weile her, dass ich 1984 gelesen habe; es ist also nicht mehr alles parat. Aber woran ich mich noch so halb erinnere, war ein Gefängnis, dass ähnlich wie die Speichen eines Rads aufgebaut war. In der Mitte saß ein Wärter, die Zellen (mit Sichtfenstern, nur von Außen einsehbar) waren darum herum angeordnet. Das Prinzip bestand darin, dass nicht genug Kapazität vorhanden ist, um alle Gefangenen immer zu überwachen. Durch diese Anordnung konnte aber jeder Gefangen jederzeit überwacht werden. Da kein Gefangener weiß, ob er jetzt gerade beobachtet wird oder nicht, muss er sich die ganze Zeit konform verhalten. Allein aus dem Grund, da er gerade beobachtet werden könnte.

Das ist ein Grundprinzip, dass von allen herkömmlichen Überwachungsstaaten dankbar übernommen wurde. Die Bürgern konnten (zumindest bisher) nicht die ganze Zeit vollständig überwacht werden. Aber jedem Bürger war jederzeit klar, dass er gerade im Moment überwacht werden kann und ist deshalb gezwungen, sich jederzeit systemkonform zu verhalten.

Heute (auch ohne Social Scoring) geht das aber alles schon viel weiter. Da jegliche Kommunikation mitgeloggt wird, haben die Geheimdienste jederzeit Zugriff auf alle Seiten, die jeder Bürger jemals aufgerufen hat. Damit ist praktisch jeder (und damit auch jeder zukünftige oder derzeitige Politiker) erpressbar. Das hat alles nichts mit "konkreter Verwendung" zu tun. Das an Sich ist schon Unrecht.

Grüße
SVen