Befreie Dich von Konkurrenz-Denken. Du bist hier, um zu erschaffen, nicht zum Wetteifern um das, was bereits erschaffen ist. Du musst ein Schöpfer werden, nicht ein Konkurrent.
Würdest so soweit gehen, dass sich hier aus Elementen des WT bedient wird, ohne das "Ganze" System zu erfassen?
Zu dem Thema „Ganzes System“: Ich finde, dass die von mir benutzten Elemente Wesentliches, wenn nicht sogar das Wesentliche aus dem ganzen System erfassen, soweit ich es beurteilen kann als 2. HG.
Das wesentliche sind für mich die freien Chi Sao-Elemente und die Verformungen.
Solche "Skills" könnten doch theoretisch auch aus z.B. dem Tai Ji Quan gezogen werden?
Inwiefern diese Skills aus dem TJQ gezogen werden können vermag ich nicht zu beurteilen. Dazu müsste ich wissen und erleben, inwiefern TJQ "selbstschutzfähig" ist. Unter Pädagogen wird ja auch gerne Aikido präferiert, weil es diese friedliche Philosophie hat und man als Pädagoge meistens keinem weh tun will - schon gar keinen Klienten. Manchmal muss man aber zum Selbst- und Fremdschutz in gewissen Maße etwas robuster sein. Und nein: ich meine defintiv kein "niederprügeln".
Ich persönlich praktiziere Aikido und finde, das WT mit Aikido sehr gut funktioniert. Zumindest als Kampfkunst. Für den Selbstschutz sehe ich die Eignung nicht so, weil es zu sehr auf Kooperation trainiert wird und man schon sehr erfahren sein muss, um mit einer Aikido-Technik einen unkooperativen um sich wütenden Menschen „einzufangen“. Angesichts dessen, das man Laien auf einen Ernstfall vorbereiten will, auf den sie nicht täglich trainieren, sehe ich beim WT noch die besten Ansätze um eine gewissen vernüntigen Selbst- und Fremdschutz üben zu können.
Ist WT (Wing Chun) nun ausgelegt für SV oder ist eine viel breitere Spanne vorhanden, die aber irgendwie nicht wahrgenommen wird?
Was die anwendungsorientierten Inhalte angeht: Da gibt es wie schon gesagt die wesentlichen Elemente des WT: die freien Chi Sao-Elemente und die Verformungen. Viele der SV-Techniken, findet man aber auch im Krav Maga oder ähnlichem. Das macht für nicht das WT aus, sondern es sind die bio-mechanische Prinzipien (was nach oben geht, muss nach unten – was nach vorne geht, muss nach hinten) oder die Kampf- und Kraftprinzipien.
WT ist definitiv SV, wenn es entsprechend trainiert wird, aber natürlich hat es eine breitere Spanne: es ist Kampfkunst, es kann – richtig trainiert – SV sein und es hat auch Aspekte von Kampfsport im WTPlus.
In der (fach)öffentlichen Wahrnehmung ist aber ja leider so, das *ing / *ung erheblich gebasht wird. Ich sehe es eher umgekehrt: WT wird schon als "nette" Kampfkunst wahrgenommen, aber überhaupt nicht als SV. Und dies wird in den MMA- und UCC-Kreisen ja massiv befeuert. Wo Aikido als Bullshido eher belächelt wird, haut man auf WT richtig drauf. Aber an so was beteilige ich micht nicht. Die wenigsten sehen, dass jede SV-Form, ob nun aus dem Kampfsport oder der Kampfkunst oder der "reinen" SV (wie z.B. Krav Maga) ja auch immer eine bestimmte Zielgruppe und eine bestimmte "Konfrontationsform" bedient. Der Kampfsportler wird sicherlich mit dem versierten und austrainierten Kämpfer besser klar kommen als ein Freizeit-WTler. Ein WTler wird aber in einer Überraschungsaktion gegen einen "Dumpfbeutel" eine Chance haben. Und das muss reichen. Und das ist auch okay, dass man einen Normalbürger halbwegs satisfaktionsfähig bekommt, so lange man ihm nicht einredet, das er unbesiegbar wird. Unser erster Lehrsatz hieß: Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf.
Geändert von Takezo (08-07-2025 um 19:08 Uhr)
So ein Sparring wie du es beschrieben hast gibt es definitiv im WTPlus. Da werden Abwehren gegen Boxer, Kickboxer und Grappler geübt und da werden auch die Techniken im kräftigen Sparring (mit Mund- und Tiefschutz und Handschuhen) angewendet, die man trainiert hat, ABER: ohne die Fingerstiche zu den Augen oder die Handkante zum Kehlkopf (was ja mit Boxhandschuhen auch nicht geht) und ähnliches was ein hohes Verletzungsrisiko beinhaltet.
Insofern würde es auch mich interessieren, wie das funktionieren soll.
Wir hatten in meiner Schule so einen dicken Ganzkörperanzug. Da konnte man wirklich alles an Dirty Tricks ansetzen. Aber selbst der Fitteste von uns kam nach spätestens 10 Minuten klitschnaß raus aus dem Teil.
Also wirkliches Sparring mit Dampf und Druck - so á la UCC Hamburg - kenne ich nur ohne die "gefährlichen" Techniken. Und dann wird eben aus WT-Sparring schlechtes Kickboxen, wie die Basher sagen. Allenfalls ein softes Sparring, wo man dann gefährliche Techniken andeuten kann, wie z.B. mein "Lieblingsmove": von der Seite ins Knie durchtreten, könnte ich mir vorstellen.
Geändert von Takezo (08-07-2025 um 18:55 Uhr)
Und wie soll ich dein Dilemma jetzt lösen, wenn du nur glaubst was du siehst?
Suche im Internet eine WTplus Schule und schau es dir an.
Falls dir aber lesen zunächst mal reicht:
Im WTplus werden die Box- und Ringerangriffe vermittelt. Natürlich nicht auf Spezialistenniveau, aber Jab, Cross, Hook etc sind nun ja auch keine Geheimwissenschaft.
Ebenso wird Angriff um zum Boden zu bringen geübt.
Dann werden im Sparring Box- und Ringerangriffe gemacht und die WTPlus Techniken und Ringertechniken aus demBJJ, die vorher technisch geübt wurden, dagegen ausprobiert.
Externe Boxer oder Ringer werden nicht eingeflogen. Es sagt auch niemand das die WTplus Leute das auf dem Niveau der Spezialisten von Grapplern oder Boxern können, aber immerhin wird sich damit auseinandergesetzt.
Natürlich kann man das als ungenügend bezeichnen, man kann aber einräumen das es ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Im übrigen habe ich am ganzen WingTsun und WTplus genügend andere Kritik und will die hier nicht verteidigen sondern erklären.
P.S.es nervt unglaublich, dass man Beiträge verfasst und dann muss man sich neu einloggen und alle Umlaute sind zerschossen. Bisher habe ich das immer per Hand korrigiert. Jetzt habe ich darauf keinen Bock mehr
Übrigens habe ich auch keinen Bock auf Polemik zu antworten. Fürs erste unterstelle ich dir das einfach mal nicht, auch wenn mir das bei deiner Wortwahl schwer fällt.
Also antworte mir sachlich, meinetwegen sehe das anders, aber auf Polemik gehe ich nicht ein. Das ist einfach nur ungesund, deswegen habe ich schon Facebook und Instagram verlassen.
Übrigens Gegenfrage: du machst laut Profil Ving Tsun: wo bekommt ihr die Boxer und Ringer her, oder übt ihr deren Angriffe garnicht
Geändert von Takezo (08-07-2025 um 21:53 Uhr)
Das liest sich schon mal nicht schlecht.
Und den ständigen tritt vor den sack, ins knie, auf den fußspann, die kniegelenkshebel, den fauststoß in den hals, knie in den rücken, etc.?ABER: ohne die Fingerstiche zu den Augen oder die Handkante zum Kehlkopf (was ja mit Boxhandschuhen auch nicht geht) und ähnliches was ein hohes Verletzungsrisiko beinhaltet.
Genau das wäre imo die aufgabe, ein freikampftrainingssystem für interessierte schüler zu entwickeln, das zu einer derartigen trainingsfreikampffähigkeit ohne ständige verletzungen hinführt.Insofern würde es auch mich interessieren, wie das funktionieren soll.
Wahrscheinlich würde das auf verschiedene freikampfformen (ggf. stufenmäßig) hinauslaufen, unterschieden zb nach eingesetztem schutzequipment, kontaktstärke, gegenseitiger bewegungsgeschwindigkeit, erlaubten techniken, technischen und körperlichen voraussetzungen der trainierenden.
Sifu kernspecht hatte mit sowas möglicherweise mal angefangen, ist dann aber in eine andere richtung abgebogen?
Das wäre doch zb eine mögliche der o.g. freikampfformen?Wir hatten in meiner Schule so einen dicken Ganzkörperanzug. Da konnte man wirklich alles an Dirty Tricks ansetzen. Aber selbst der Fitteste von uns kam nach spätestens 10 Minuten klitschnaß raus aus dem Teil.
Imo zb eine weitere mögliche freikampfform.Also wirkliches Sparring mit Dampf und Druck - so á la UCC Hamburg - kenne ich nur ohne die "gefährlichen" Techniken.
Und noch eine!Allenfalls ein softes Sparring, wo man dann gefährliche Techniken andeuten kann, wie z.B. mein "Lieblingsmove": von der Seite ins Knie durchtreten, könnte ich mir vorstellen.
Um ein derartiges training ernsthaft dauerhaft durchzuführen, wird man wahrscheinlich einiges voraussetzen müssen, zb:
1)
Eine gewisse stufe technischen könnens und körperlicher fitness der teilnehmer
2)
Bereitschaft zu einer gewissen eigenkontrolle.
Wer sich nicht im griff hat, fliegt raus.
3)
Trainingsfleiß:
Wer nicht regelmäßig kommt, soll ins normale training gehen.
4)
Zusammengefasst:
Das ist ein training für (angehende) kampfsäue, die jeden tag ins training kommen und dazu noch was im kopf haben.
Wer mal nicht kommen kann, ruft beim meister an und gibt bescheid.
Könnte man sich vielleicht vorstellen wie ein mma-leistungstraining, aber auf sv ausgerichtet.
5)
Dem trainer muss klar sein, dass er von den paar leuten, die möglicherweise so trainieren wollen nicht leben kann und ein solcher täglicher extrakurs möglicherweise den restlichen schulmitgliedern die wohlfühlstimmung versaut und dann (stark) geschäftsschädigend wirkt.
Geändert von Kunoichi Girl (09-07-2025 um 09:54 Uhr)
Hi Künstler,
wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann stritten sich da Geister (ach die "oberen") dahingehend, dass die 1. Form die 1. Form ist und es keine "Gesundheitsform" gibt. Aber das nur nebenbei. Ich habe die SNT tatsächlich eine Zeit lang in diesem Zeitlupentempo geübt - joa, man steht halt länger, der Schweiß fließt irgendwann in Strömen und danach fühlst du dich "befreit" und hast was für die Beinmuskulatur gemacht. Das war mit ein Grund, warum uns LT hat damals hinsetzen lassen. Wenn du das nicht gewohnt bist, dann schnattern die Beinchen irgendwann.
Letztlich die klassische "Stehende Säule", nur eben zusätzlich mit extremst langsamen Armbewegungen, die was bewirken? Tja, da scheiden sich nun meine Geister, ob das was bewirkt und bewirkt hat. Ich kann dir mal soviel verraten: Vor meinen Prüfungen an der Uni stand ich immer im Klo und habe die SNT gemacht - hat mich beruhigt und es lief gut. Ob das jetzt ein Alleinstellungsmerkmal der SNT war/ist oder einer gymnastischen Bewegungsfolge an sich stelle ich mal dahin. Du brauchst halt nur knapp einen qm, um diese Form zu praktizieren.
Heute mit knapp 48 Jahren frage ich mich, was meinem Geist und meinem Körper mehr zu bringen vermag: Eine Runde mit der SNT oder aber eine Runde mit einer Tai-Ji-Form. Gewinnen tut die Tai-Ji-Form, weil ich meinen ganzen Körper bewege und nicht nur stehe. Ich nehme einfach mehr mit in Gänze. Aber das ist nur ein rein subjektiver Eindruck.
So gesehen: In unserer WT-Truppe hat das keiner kontinuierlich praktiziert - die SNT ja, aber nicht langsamer als der Sekundenzeiger.
Ich danke dir für deine ausführlichen Ausführungen! Auch, was die Sichtweise der notwendigen "Kooperation" des Trainingspartners, wenn wir in die Aikido Ecke gehen sowie deine Einschätzung, was den Normalbürger angeht. Mit Blick auf dein Alter ("68" laut Profil und damit ein Delta von 20 zu mir) ergibt sich eine Frage in eine ganz andere Richtung und ich würde mich echt freuen, so du dazu eine Einschätzung basierend auf deiner Erfahrung geben könntest:
Praktizierst du aktiv die drei WingChun-WT-Formen und wenn ja, was geben sie dir und deinem Körper?
Das ist jetzt eine ganz andere Schiene, aber mir schwurbelt gerade die SNT im Geister herum und ich würde gerne deinen Erfahrungsvorsprung in dieser Hinsicht sichten, so du magst.
Hallo Takezo,
vielen Dank für deine Ausführungen über deine EWTO Zeit.
Es ist schön, dass hier mal jemand mit noch frischen Erfahrung schreibt, ohne aus "politischen" Gründen einige Punkte wegzulassen oder als aktiver EWTO-Lehrer weglassen zu müssen.
Es zeigt mir auch wieder deutlich, wie sehr die Erfindungen von GM Keith R. Kernspecht seit 1979 (und in der Neuzeit einiger seiner Schüler) die EWTO von der ursprünglichen Lehre von GM Leung Ting entfernt haben und meines Erachtens mit dieser absolut nichts mehr zu tun haben.
Bei deinen Ausführungen zur SNT z.B. diese
wird sehr deutlich, dass der "Sinn" der SNT in der EWTO wirklich rein gar nichts mehr mit dem zu tun hat was ich als Wing Tsun (Stil nach der Lehre von Leung Ting) bezeichnen würde.
Wie erklärte man in der EWTO, dass das WingTsun Classic inhaltlich wenig bis absolut nichts mit dem Wing Tsun von GM Leung Ting zu tun hat. (Also nicht "Classic" ist.)
Diese Frage, die ich mir stelle seit ich zum ersten Mal "Vom Zweikampf" gelesen habe und feststellte, dass GM Kernspecht Chi Sao "anders-/verkehrtherum, umgekehrt" angeht – konnte oder wollte mir in den letzten Jahren niemand beantworten. ("anders-/verkehrtherum, umgekehrt" in Bezug auf die Lehre von GM Leung Ting)
Liebe Grüße
Alexa
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