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Katamaus
Wie auch immer, wer die Geschichte der eigenen Kultur nicht kennt,
Bin damit ich gemeint?
Zur Klarstellung: nur weil ich sage, dass ich mich an so was nicht erinnern kann:
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Katamaus
An der Stelle darf man sich dann, wenn man meint, die abendländische Kultur bewahren zu wollen, gerne daran erinnern, dass diese nicht auf dem Alten Testament beruht ("Auge um Auge, Zahn um Zahn,..."), sondern auf den christlichen Werten von Vergebung und Barmherzigkeit. Weswegen auch unser Strafrecht nicht Strafe und Rache als zentrale Ziele hat, sondern Vermeidung von Schaden für die Gesellschaft und, falls möglich, Resozialisation.
heißt das nicht, das dass ich die Geschichte "meiner" Kultur (IMO besser der deutschen Kultur) nicht kenne. Ich kenne die nur anders, als von Dir dargestellt.
"Meine" Kultur ist geprägt durch das antike Griechenland, das römische Reich, sicher auch "germanische" und eventuell keltische Einflüsse und eine lange "christliche" Geschichte, die so gar nix mit den behaupteten Werten gemein hat.
Das real exisiterende Christentum war über lange Zeit ein totalitaristisches Gewaltregime, das gegen Andersdenkende mit brutalster Gewalt vorgegangen ist.
Das Strafrecht war sicherlich nicht durch Barmherzigkeit geprägt.
Strömungen, die tatsächlich das neue Testament vom alten Testament abgrenzen wollten, haben sich nicht durchgesetzt.
Und das alte Testament ist etwas umfangreicher, als "Auge um Auge, Zahn um Zahn".
Ich habe in der Schule im alten Testament gelesen und die Hintergründe gelernt.
Viele Bezüge meiner Kultur beruhen auf dem alten Testament.
Der Widerspruch Jesus in der Bergpredigt gegen "Auge um Auge und Zahn um Zahn"
ist vor der dem Hintergrund der damaligen Zeit zu sehen (römische Gewaltherrschaft) und die andere Wange hinhalten kann eher als Ausdruck von Stolz und Trotz verstanden werden, als das, was mancher so oberflächlich darunter versteht.
An der entsprechenden Stelle der Bergpredigt sagt Jesus ausdrücklich, dass er nicht gekommen sei, das (alte Gesetz) aufzuheben, sondern es zu erfüllen und bei Wikipedia kann man zu dem Thema lesen:
Wie andere Torapredigten Jesu stellt auch diese nicht die Geltung des Gebots in Frage, sondern versucht, seinen ursprünglichen Richtungssinn in konkreter Situation zu bewahren: Unbegrenzte Gegengewalt, die die Talionsformel abwehren will, kann jetzt nur durch Verzicht auf Schadensersatz vermieden werden. Das naheliegende, aber tödliche Reaktionsmuster, das Wiedergutmachung nach den eigenen Maßstäben fordert und eigenmächtig durchsetzt, soll durch ein auf Konfliktlösung und Rechtsfrieden mit dem Streitgegner ausgerichtetes Verhalten abgelöst werden.
Dies entsprach biblischer Tradition. Spr 15,18 EU lobt die Tugend des Gläubigen, einen Rechtsstreit durch gütliche Einigung zu vermeiden und im Vorfeld Versöhnung zu erreichen (Spr 17,14 EU), wie es das Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,17ff EU) nicht nur gegenüber Juden, sondern auch Nichtjuden (Lev 19,34 EU) verlangt. Daran erinnerte Jesus in Mt 5,24 EU. In den Klageliedern Jeremias (Klgl 3,30 EU) wird zudem verlangt: „Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, er sättige sich an der Schmach.“ In Jes 50,6 EU sagt der Prophet, dass er dieses Gebot erfüllt und sich nicht gegen die Schmach von Ohrfeigen gewehrt, sondern seine Backe hingehalten habe.
Paulus von Tarsus bestätigt im Römerbrief die Übereinstimmung der Lehre Jesu mit der Tora, indem er auf dessen Gebot der Feindesliebe anspielt und es mit dem biblischen Racheverbot (Dtn 32,35 EU) begründet (Röm 12,17–21 EU):
„Vergeltet niemand Böses mit Bösem […] sondern überwinde das Böse mit Gutem. Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Übt nicht selbst Vergeltung, Geliebte, sondern lasst Raum für das Zorngericht Gottes; denn es steht geschrieben: Mein ist die Vergeltung, ich werde vergelten, spricht der Herr.“
Aber natürlich ist auch Nitzsche und der Antichrist auch Teil zumindest meiner Kultur.
Vor allem ist aber meine Kultur durch die Aufklärung geprägt und darauf beruhen auch solche Gedanken wie Menschenrechte und Resozialisation.
Ich fand es 2015/2016 bezeichnend, dass sich da irgendwelche Vertreter von muslimischen Geflüchteten sich in einem offenen Brief an die deutsche Bevölkerung wandten und darauf hinwiesen, dass Deutschland ein christliches Land sei und wir doch alle an den gleichen Gott glauben würden...
Da hab ich mir gedacht:
"Nein, ich bin aus der katholischen Kirche ausgetreten und bin froh in einem Land zu leben, in dem ich nicht nur das Recht auf freie Wahl der Religion habe, sondern auch das Recht frei von Religion zu sein."
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Katamaus
Ansonsten haben wir hier ja einen Ethnologen, der Euch das ausführlicher erklären kann. (Klappt natürlich nur, wenn man den nicht als Linken mit rosa Brille framt.)
Wenn wir den gleichen meinen, hat der m.E. wohl nix dagegen, als "Linker" bezeichnet zu werden.
Aber wie gesagt, ich bin ein Kind und Anhänger der Aufklärung, des kritischen Rationalismus und bin in einer harten Wissenschaft ausgebildet.
Ich höre mir gerne die Meinung von Experten an, glaube die aber nicht ungeprüft und denke mir sicher auch nicht bei Gerichtsurteilen "das wird schon alles seine Richtigkeit haben".