Moin!
Ich kann nur meinen Hut ziehen, dass du das durchziehst und deine eigene Schule führst. Durchaus einer meiner stillen Träume - nach wie vor, aber irgendwie hapert es an widrigen Umständen, die im Grunde nur Ausreden und Ausflüchte sind - oder aber auch der Mut, es einfach einmal zu probieren. Es muss nicht immer direkt eine Größenordnung im Sinne der EWTO sein.
Worauf ich gerne kommen würde, habe ich ins Zitat gepackt:
Ja, ich stimme dir absolut zu, was den Ausgleich zum Alltag angeht! Ich zähle oder aber besser zählte mich auch zu diesen Menschen. Da geht es auch um den Aspekt den "Kopf mal ausschalten" und "mal nix denken müssen", weil eben die ganze Woche "gedacht" werden muss. (Aber irgendwie sehe ich nach einiger Zeit meist nur "Vereinsgeschwurbel", was mich absolut abschgeschreckt und zum Autodiakten hat werden lassen.)
Du findest aber diese Intention "Freizeit" in vielen Bereichen der Freizeitaktivität. Die Menschen wollen einfach mal nix denken und trotzdem was Sinnvolles machen. Ob nun reine Bewegung und Cardio oder aber Kampfsport bzw. Kampfkunst. Ich kann mich noch gut an meine Karatezeit erinnern - da war jeden Freitag von 17:30 bis 19 Uhr Training und da hast du dich echt die ganze Woche drauf gefreut. In der EWTO damals auch: Di und Do - 19 Uhr bis 20:30 Uhr - ein Highlight der Woche. Ohne Frage.
Worauf ich kommen möchte und ich schreibe einmal recht zugespitzt: Die Leute wollen unterhalten werden! Und hier sehe ich zuweilen die Krux oder aber die Herausforderung, für einen Trainer und letztlich auch das, was mich hemmt und hindert aktiv zu werden. Lasst uns konkret werden: Wie sieht ein Trainingsabend aus? Wenn ich an meine Karatezeiten denke, da war gut die Hälfte reine Gymnastik. Dann kamen die Kihons, Partnerübungen (Mae-Geri und Gedan-Barai *augenverdreh*) und eben Kata. Das war zwar (aus heutiger Sicht) langweilig und inhaltlos, aber(!) eben auch eine Routine, die dich mental ins Wochenende gebracht hat. Wir gehen zum Wing Chun (Stand 2000): Form, Programme mit dem Partner und je nach Trainerlaune ein wenig Anwendung aus den Programmen heraus. Das war abwechslungsreich, bis zu einem gewissen Grad (hier nicht das Thema). Aber eben bei beiden das Konzept: Du musst als Trainer (ich überspitze) liefern.
Insofern machen die Programme der EWTO at al absolut Sinn (jetzt einmal unabhängig von einem wie auch immer generierten genetischen Aufbau), denn du hast stets Stoff, um die Kunden zu versorgen und bei Laune zu halten (ich schreibe dies absolut wertneutral). Wie würde nun ein alternatives und verbandsfreies-nichtkommerzielles Wing Chun Training aussehen (ohne ausgefeilte Programme), welches ebenfalls nicht zum "Killer" ausbildet, wohl aber doch die wesentlichen Inhalte zu vermitteln weiß und wohin man gerne am freitaglichen Abend geht, um abzuschalten?
Hier kurzer Seitenschlenker zu Karate und der "Massentauglichkeit". Viele Parallelen: Von der privaten Kleingruppe hin zur Massenveranstaltung, die eben versorgt werden möchte? Liegt hier die Krux begraben? Da scheitert es bei mir irgendwie auf jeden Fall oder bin ich da verprägt? Wie werden interessierte Menschen bei Laune gehalten, damit sie auch gerne wieder kommen und (die andere Seite) habe ich als Trainier überhaupt ausreichend Stoff, um sie über einen längeren Zeitraum ohne feste Programme ("Zeitfüller") zu versorgen? Vielleicht befinde ich mich auch zu weit oben im theoretischen Elfenbeinturm und denke zu viel? Irgendwie ist das Wing Chun noch nicht im nicht-kommerziellen Freizeitsektor angekommen, sondern ist so a bissl eine Diva. )
Ihr wisst, wo ich gedanklich hin möchte?