Passende Anekdote dazu: In meiner Karate Blaugurtphase haben sich zwei der Truppe "berufen" gefühlt, die Anfänger zu unterweisen. Der Trainer war dankbar, weil er damit die Neulinge aus dem Kopf hatte - kann nun so oder so gesehen werden. Auf jeden Fall haben wir "Anderen" uns die Fußsohlen blutig geschrubbt und die Gis durchgeschwitzt, während die beiden Herren sich einen Lenz geschoben und Grundlagen vermittelt haben. Von der damit einhergehenden Ego-Politur ganz zu schweigen.
Jetzt knüpfe bei Royce Gracie 2 an (er spricht mir aus der Seele! Danke!):
"Die Beförderung zum Anfängertrainer ist lieb gemeint, aber oft für denjenigen, was die eigene Skill Entwicklung angeht gar nichtmal das beste."
Absolute Zustimmung! Und schlimm wird es eben, wie im obigen Fall, wenn die Sache irgendwie so schräg verläuft und sich eine Disbalance einstellt. Ich sage es offen: Die alte Truppe war danach nicht mehr wie sie einmal war. Die beiden haben sich als kleine Senseis gefühlt und sind auch so aufgetreten.
Ich wage den Sprung zu den Wing Chun Verbänden: Auch hier eine Gnade, wenn du zum auserwählten Kreise der "Hilfsassistenten" erwählt wirst. Da wurde mir auch zum ersten Male deutlich oder aber verdeutlicht, was für Strukturen da im Hintergrund laufen. Das seht der Berufswelt in nichts nach und irgendwie finde ich das zum Kotzen, weil dies für mich nach wie vor ein entspannter Freizeitsektor sein sollte. Aber diese Vereinsmentalität ist wie Unkraut - auch so ein Thema. Egal. Wo ich hin möchte und hier erneut ein Zitat von Royce:
"Und nun nach vielen Jahren wieder "Schüler" als einfacher Teilnehmer im BJJ"
Auf den Punkt gebracht! Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern (was irgendwo erschreckend ist nach all der Zeit), als eben solch "Auserwählte" auf einmal anfingen die alten Hasen unter uns zu "verbessern" und mit diesen Pseudo-Allüren zu "korrigieren". Ihr werdet diese Allüren kennen und irgendwo hat auch diese Parallelität zur Berufswelt dazu beigetragen, dass sich der Spaß am Training irgendwann verloren hat. Als ich damals von der EWTO in einen anderen Verband gewechselt bin war es einfach nur entspannend mit dem vorhandenen Hintergrundwissen wieder einer unter vielen zu sein und sich rein auf die Verbesserung der eigenen Skills zu konzentrieren und eben nicht den Prüfungen nachzurennen. Anfangs war das auch super. Aber die kommerziellen Wing Chun Derivate mit ihren X Schülerprogrammen lassen dies leider nicht zu oder ich habe es nicht erlebt. Ich hatte schlichtweg keinen Bock mehr diese Prüfungen noch einmal zu machen und im Grunde nur das T-Shirt zu wechseln, um wieder eine Urkunde zu bekommen. Und dann passiert wieder dieser Effekt, dass ein "Anwender" auf einmal drei Graduierungen über dir steht und du dem im Lap-Sao-oder aber Chi-Sao-Spiel schlichtweg überlegen bist, weil du es eben schon länger machst. Jetzt griffen aber wieder diese Hierarchiegedanken und es kann eben nicht sein, dass ein "Hilfsassistent" mit schwarzem T-Shirt einem "normalen Schüler" in einem weißen T-Shirt im Chi-Sao gewissermaßen "unterlegen" oder besser formuliert noch was lernt. Der soll ja mir was beibringen.
Höhepunkt dieser Szenarien, weiß ich heute noch: Chi-Sao Armgewurschtel - recht frei und er gibt mir einen Druck, auf dass ich direkt den Bong zum Ellenbogen einklappe. Heilige Jungfrau Maria, was da los war! Er lief direkt zum Trainer mit den Worten: "Der macht Biu-Tse Ellenbogen!" Achtung: "Das darf der doch noch gar nicht." Entsetzen, große Augen und Stille im Raum. Ich wurde nach dem Training zum Trainer zitiert und von ihm angewiesen(!), dies doch bitte zu unterlassen oder eben endlich mal Prüfungen zu machen. Zwei Tage später habe ich da gekündigt - ich erspare uns jetzt diese Spielchen, bis ich aus dem Vertrag herauskam.
Warum diese Ausführungen?
Weil für mich ein gutes Wing Chun Training derart gestaltet sein sollte, dass eben der unerfahrene Anwender automatisch von einem erfahrenen Anwender was mitnimmt und zwar ohne diese Allüren von wegen "Hilfsassistent" und "das darf nicht". Es ist doch ganz einfach, setzt aber voraus, dass eben auch das Training an sich so angelegt ist, dass sich die Gruppe immer wieder zu neuen Partnern zusammenfindet und durchmischt. Hier sind wir wieder bei dem roten Faden und aus meiner Ansicht nach, muss da auch keiner alleine im Eck stehen. Das ist/war ja auch so eine Sache: Ich habe damals wirklich alleine Stunden über Stunde Schrittarbeit geübt...das lief unter dem Deckmalten: "Ja, wenn du es wirklich lernen möchtest, dann ist dies nun dein erster Test." Ich glaube es hackt! *gg*





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