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Thema: Klingen-Schutzkonzept Videos

  1. #241
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    Ich bin ja der Ansicht, dass in der Förderung Achtsamkeit der Hauptbeitrag jeglicher KK/KS zur SV liegt. Davon ausgehend, dass damit 95% der SV abgedeckt sind und es eigentlich so gut wie nie zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, wenn man versucht, sie zu vermeiden, sind die Diskussionen um SV-Tauglichkeit bestimmter KK/KS geradezu lächerlich. Aber das bin ja nur ich.
    „Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“

  2. #242
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Ich bin ja der Ansicht, dass in der Förderung Achtsamkeit der Hauptbeitrag jeglicher KK/KS zur SV liegt. Davon ausgehend, dass damit 95% der SV abgedeckt sind und es eigentlich so gut wie nie zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, wenn man versucht, sie zu vermeiden, sind die Diskussionen um SV-Tauglichkeit bestimmter KK/KS geradezu lächerlich. Aber das bin ja nur ich.
    Bin bei dir. Lediglich über den Prozentanteil ließe sich trefflich streiten
    Geändert von Takezo (05-08-2025 um 17:12 Uhr)

  3. #243
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    Zitat Zitat von Takezo Beitrag anzeigen
    Bin bei dir. Lediglich über den Prozentanteil ließe sich trefflich streiten
    Ja, der liegt vermutlich noch deutlich höher, wenn man nicht gerade in Detroit, Marseille oder gar Tijuana lebt.
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  4. #244
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    wer in einer helikotptereltern-wohlfühl-wohlstandsblase aufgewachsen ist und sogar vor kleinen unfällen beim spielen ferngehalten wurde, weil alles zu gefährlich sei, der hat leider eine sehr reduzierte lebenserfahrung, die beim "gefahr riechen" helfen könnte.
    da reichen auch die seminare nicht aus. die machen das problem allenfalls bewußt, beseitigen es aber nicht.
    das ergebnis kann dann schnell entweder gar keins sein (außer rationaler erkenntnis) oder in paranoides überall-gefahren-sehen münden. auch letzteres ist keine echte aufmerksamkeit, denn, wenn überall gefahr ist, dann ist man nicht auf eine ganz bestimmte, gerade TATSÄCHLICH existente gefahr "aufmerksam". ein gesundes maß der umsetzung, bringt nur die erfahrung (vor oder auch nach seminaren) und nicht das seminar selbst.
    zudem: gerade diese leute, die keine echten gefahren in ihrem alltag erleben müssen, wenn sie nicht enormes pech haben, bauchen SV seminare am allerwenigsten. ein kreislauf: man ist ängstlich und kann gewalt und sich anbahnende gewalt nicht einschätzen, WEIL MAN NICHTS DAMIT ZU TUN HAT. deshalb geht man in einen SV kurs, wo man lernen soll, gefahren zu erkennen, die einem sehr wahrscheinlich nicht begegnen werden, was dazu führt, dass man auch weiterhin keine erfahrungen macht, sondern sich noch mehr fürchtet und sich öfter umschaut und alles und jeden meidet, ohne, dass dieser innere stress notwendig wäre, aufgrund theoretischer möglichkeiten, die man immer noch nicht wirklich in ihrer praktischen ausübung einschätzen lernen konnte. man fühlt sich also noch unsicherer und hält es evtl. dann um so wichtiger, noch einen kurs zu besuchen auf dem auf noch mehr gewaltszenarien "aufmerksam gemacht" wird. ... das geschäft läuft.

    die andere seite der medaille: leute, die sich völlig überschätzen, weil sie meinen, durch ein eigentlich ziemlich theoretisches seminar so gewappnet zu sein und alles aufmerksam auf die reihe zu kriegen, dass es selbstgefährdend wird, weil man glaubt, etwas unter kontrolle zu haben, was man nicht unter kontrolle hat.

    es ist ein dilemma: ich finde, dass SV auch für gewaltfremde möglich sein sollte und das "etwas" immer besser, als "nichts" ist, sehe aber, dass die SV konzepte meist nur bei leuten funktionieren, die entweder im realen leben oder durch training in kampfsport oder etwas "ruppigeren" KK stilen zumindest ETWAS "gewalterfahren" sind (im sinne von: körperliche auseinandersetzung ist einem nicht fremd).
    und natürlich ist "aufmerksamkeit" das erste, was da sein sollte - bevor es eskaliert und auch während dessen.
    nur: wie kriegt man das hin, ohne "feldforschung" (teilnehmende beobachtung) in den subkulturen der milieus in denen gewalt alltäglich ist oder ohne sparrings und physich konfontative szenarios, deren bewältigung man mindestens monatelang trainiert?

    ich sehe das so: SV kurse sind dazu da, das thema mit all seinen aspekten zu verdeutlichen und die leute ein paar basics machen zu lasen, die sie davon überzeugen können, dass sie das auch in einem regelmäßigen training hinbekommen und sie so für KS/KK zu interessieren. dann wird irgendwo "gewaltgewöhnend" trainiert (kämpfen - mehr oder weniger kontrolliert) und gelegentliche zusätzliche SV seminare mit speziellen themen machen dann auch sinn, weil die theorie/verhaltensrichtlinien und auch bestimmte, einfache "techniken" auf eine basis trifft, in der die erfahrung der physischen konfrontation und eine entsprechende haltung (innere, aber auch körperhaltung/-spannung) vorhanden sind, um das gezeigte auch umsetzen und eindrillen zu können (und gesteigerte aufmerksamkeit auf noch zu erlangende "feinfühligkeit" und auch pitsche-patsche-kampf illusionen nicht die einzigen ergebnisse sind)

    eigentlich ist "SV" lernen was ganz individuelles. da müsste jede(r) entsprechend der vorhandenen (meist nicht vorhandenen) voraussetzungen anders trainiert und geschult werden.
    vielleicht ist das ja auch einer der gründe, warum Björn verlangt, dass gewisse mindestvoraussetzungen erfüllt sein sollten. stellt sich die frage, ob die, die die voraussetzungen haben, dann auch noch auf "basic" kurse gehen müssen, wo sie von Ute und Hans gebremst werden...

    SV anbieter sollten auf diese art von problemen hinweisen und nicht lachhafte versprechen machen. dann ist alles gut. den einen bringt es was für die "straße", den anderen und allermeisten, weil sie mal die sau rauslassen können im training (was ja auch eine wichtige erfahrung für echte SV ist). hauptsache, es wird nicht diese illusion von "wehrhaftigkeit für jeden" verkauft.
    Geändert von amasbaal (05-08-2025 um 17:44 Uhr)

  5. #245
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Ja, der liegt vermutlich noch deutlich höher, wenn man nicht gerade in Detroit, Marseille oder gar Tijuana lebt.

  6. #246
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    Zitat Zitat von Takezo Beitrag anzeigen
    Du meinst ernsthaft dass das Lernen aus dem Internet ausreicht?
    Wieso ich?
    Du hast gesagt dassman dss im Internet findet.

  7. #247
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    Zitat Zitat von amasbaal Beitrag anzeigen
    sehe aber, dass die SV konzepte meist nur bei leuten funktionieren, die entweder im realen leben oder durch training in kampfsport oder etwas "ruppigeren" KK stilen zumindest ETWAS "gewalterfahren" sind (im sinne von: körperliche auseinandersetzung ist einem nicht fremd).
    Das sehe ich nicht so (wobei ich nicht weiß, auf welche Konzepte Du dich beziehst. Es gibt nach meiner Erfahrung (ich mache auch manchmal so 1-Tages-Grundkurse) verschiedene Dinge, die den Menschen auf die unterschiedlichste Art helfen können. Wenige einfache Beispiele:

    * Eine Frau, die meint, es habe eh keinen Sinn, sich zu wehren, weil sie sowieso zu schwach ist. Da können schon wenige Ohrfeigen an der Pratze (sowohl ausgeteilt als auch für eine vergleichbar untrainierte Person gehalten) helfen ihr klar zu machen, dass sie sehr wohl Wirkung entfalten kann. Sie wird sich deswegen nicht für unbesiegbar halten und immer noch versuchen, Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wehren wird, wenn es nicht mehr anders geht steigt.

    * Allgemeine Tipps wie "Wenn Du dich unwohl fühlst, wechsle den Ort, gucke nicht auf den Smartphone, nimm lieber ein Taxi,..." usw., die ich in solchen Kursen vermittelt hab, haben schon dafür gesorgt, dass Menschen nach Monaten kamen und meinten, sie fühlten sich nun deutlich sicherer. Da geht es schlicht um die Vermittlung von Strategien zur Vermeidung von Situationen, die Ängste auslösen (können). Die haben einfach noch nicht einmal eine Idee, was man tun kann (auch wenn eigentlich jedem klar sein sollte, dass man die dunkle Gasse einfach meiden und außen rum gehen kann). Und wenn sie diese Vermeidungsstrategien nutzen, fühlen sie sich nicht nur sicherer, sie sind es auch.

    * Jeder Mensch kann sich bemühen aufrecht zu gehen und auf seine Umgebung achten (sei es nur dadurch, dass er nicht auf den Boden und /oder in sein Smartphone glotzt). Dadurch wirkt er weniger wie ein Opfer und wenn er das tut wird er auch seltener Opfer. Zumindest statistisch gesehen.

    Um das zu vermitteln muss ich keine SEK-Beamter sein oder täglich durch den Görli spazieren und mich mit Dealern anlegen. Im Gegenteil: als normale Büroklammer bin ich für die glaubwürdiger und die können da viel besser andocken. Aus diesem Grund assistiert auch oft meine Frau, die total unbeleckt von KK ist (wobei sie behauptet sie kenne sich mit Gewalt aus, bei all den Ethnien inkl. ausländischer Rocker-Gang, mit denen sie aufgewachsen sei).
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  8. #248
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    Ich zitiere da einfach mal:

    Selbstverteidigung ist zu 75% Aufmerksamkeit und Deeskalation und nur zu 25% körperliches Handeln.

    Letzteres sieht jetzt für den „Durchschnittsbürger“ auch nicht so aus wie im Kino, in dem man einen Angreifer schlägt oder tritt und er umfällt. Körperliches Handeln besteht in SelbstSCHUTZtechniken, die effektiv sind und leicht zu erlernen.

    Was kann das sein?

    Diese Techniken müssen mich in die Lage bringen handlungsfähig zu bleiben, wenn mir körperliche Gewalt angetan wird. Ich muss also lernen was passiert, wenn ich Schlägen, Tritten und Festhaltetechniken ausgesetzt bin und was ich tun kann, damit ich nicht sofort in den Überforderungsmodus komme.

    Dabei geht es nicht darum den Gegenüber K.O. zu schlagen, sondern mich in eine Position zu bringen, in der ich die gefährliche Situation durch Flucht verlassen kann.

    Das können Deckungsbewegungen sein, damit ich nicht ungeschützt getroffen werde, oder Bewegungsmuster, die mich in eine Position bringen, in der ich weglaufen kann. Eine andere Option wäre es noch legale Hilfsmittel einzusetzen, aber auch das muss man immer wieder üben.

    Was genau bringen Kampfkünste jetzt für die Selbstverteidigung?

    Unbewaffnete Kampfkünste setzen mich in jedem Training körperlicher Gewalt aus. Ich lerne wie es ist von Schlägen und Tritten getroffen zu werden (dafür muss ich aber auch eine Kampfkunst trainieren, die mit entsprechendem Kontakt übt). Ich lerne Hilflosigkeit und wie ich sie überwinde. Hilflosigkeit und Schmerz erzeugen Angst und durch die Noradrenalinfreisetzung, in Kombination mit gelernten Bewegungen, lerne ich sie zu überwinden.

    Ich lerne meinen Gegenüber zu DOMINIEREN. Diese Dominanz ist das Ziel einer Kampfkunst. Aus der Dominanz der Situation kann ich aktiv handeln. Training ermöglicht es mir diese Dominanz auszuüben.

    Wenn man jetzt noch den Umgang mit Klingenwaffen dazu nimmt, dann kann man das Ganze noch potenzieren, denn Klingen erzeugen noch einmal mehr Stress. Wenn ich unbewaffnet hartes Sparring brauche, um Hilflosigkeit und Angst zu simulieren bringen mich selbst stumpfe Klingenwaffen sehr schnell in den Zustand der Angst, da man sich einfach keine Fehler erlauben kann.


    Aus diesem Grund trainieren viele traditionelle Schulen auch ohne große Schutzausrüstungen. Ich muss Angst haben getroffen zu werden. Es muss weh tun (aber eben nur so viel, dass man nicht dauerhaft verletzt wird).

    Ein solches Training führt aber eben auch dazu, dass man lernt seiner eigenen Aggression Raum zu geben und lernt dem Gegenüber Gewalt anzutun (wenn auch kontrolliert). Richtig. Wenn ich lernen will mit Gewalt umzugehen, dann muss ich lernen Gewalt auszuüben und dafür muss ich mich mit Aggression auseinandersetzen.

    Kampfkünste belohnen erfolgreiche Aggression mit Dopamin, dadurch lerne ich Gewalt zu akzeptieren und ihre Ausübung als etwas Gutes zu sehen. Das ist nichts für jedermann.

    Aber auch Kampfkunst alleine reicht noch nicht aus, um sich wirklich effektiv verteidigen zu können denn es bedarf noch eines Punktes:

    Den regelmäßigen Umgang mit realer Aggression und Gewalt.

    Spätestens hier sind wir an dem Punkt, an dem so gut wie alle Durchschnittsbürger nicht mehr weiterkommen werden.

    Regelmäßiger Umgang mit realer Gewalt findet entweder im behördlichen Umfeld, dem Militär, geschlossenen Einrichtungen, „an der Tür“, oder dem kriminellen Milieu statt. Nur dort kann man den Umgang mit Gewalt so trainieren, dass es etwas „Alltägliches“ wird.

    Diese Gewöhnung ist der Schlüssel für das Ausbilden neuronaler Netze, die einen befähigen handlungsfähig zu bleiben, wenn man Aggression und Gewalt ausgesetzt ist.

    Wirkliche Profis nutzen den Virus Angst und Gewalt um direkt in den Modus „aktiviert“ und „erregt“ zu gelangen. Bei Ihnen setzt es direkt Glutamat und Serotonin frei.

    Diese Personen sind in aggressiven/gewalttätigen Situationen in einem Modus wie der Jäger/Sammler auf der Jagd: Aufmerksam, freudig erregt und ruhig. Sie sind „im Flow“ im Angesicht der Gewalt. Ihr Puls geht eher runter als hoch, sie werden ruhiger und nicht nervöser. Sie sind wie der Tiger vor der Beute: Sie dominieren ganz natürlich die Situation.

    Es gibt genetische Voraussetzungen, und bestimmte Situationen vor und nach der Geburt, die unser Gehirn so verändern, dass es diesen Zustand einfacher erreicht. Man spricht bei Personen, die solche Veranlagungen haben, dann von Sensation Seekern, aber auch bestimmte Persönlichkeitsstörungen können sich daraus entwickeln. Es kommt immer darauf an, wie man mit den Veranlagungen umgeht, bzw. in welchem soziokulturellen Kontext man groß wird.

    Auch dort, wo professionell mit Gewalt umgegangen wird, schaut man sich die Leute, die man dafür dort arbeiten lässt, sehr genau an und nicht jeder wird in eine solche Situation gelassen.

    Die meisten Menschen haben jedoch eben nicht diese Veranlagung als Sensation Seeker und für sie besteht Selbstverteidigung in Aktivierung und Wahrnehmung und daraus resultieren dann das Erkennen und Zulassen von Angst. Für sie bedeutet „Gewaltkompetenz“ der Situation aus dem Weg zu gehen, bzw. so schnell und unverletzt wie möglich der Situation entkommen.

    Professionelle Gewaltkompetenz geht, auf der anderen Seite, auch mit „Selbstverteidigungsfähigkeit“ einher, aber der Preis dafür ist eben auch das Akzeptieren und Trainieren der eigenen Aggression und der Fähigkeit anderen Menschen Gewalt anzutun. Man muss lernen andere Menschen zu dominieren. Das kann ein gefährlicher Weg für die eigene Psyche werden und das ist der Grund warum viele traditionelle Kampfkünste, ab einem gewissen Grad, eine Verbindung zu Religion und Philosophie haben. Wo Licht ist, ist auch immer Schatten.
    Aus Neurobiologie & Selbstverteidigung

    Die beste Vorbereitung für den Otto-Normalbürger ist ein guter Deeskalationskurs und das Buch „Mut zur Angst“. Evtl. noch ergänzt um den Umgang mit Pfefferspray.
    Geändert von kanken (05-08-2025 um 18:19 Uhr)

  9. #249
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    Zitat Zitat von amasbaal Beitrag anzeigen
    eigentlich ist "SV" lernen was ganz individuelles. da müsste jede(r) entsprechend der vorhandenen (meist nicht vorhandenen) voraussetzungen anders trainiert und geschult werden.
    ft.
    Sehe ich auch so. Wie aber will man denn individuell auf etwas eingehen , wenn einem die Erfahrung darüber was einem bei diesem Thema alles begegnen kann , und zwar in beide Richtungen , also sowohl bei dir , in dir ! als auch beim Aggresor , völlig fehlt ? Wie soll das gehen?

    es ist ein dilemma: ich finde, dass SV auch für gewaltfremde möglich sein sollte und das "etwas" immer besser, als "nichts" ist, sehe aber, dass die SV konzepte meist nur bei leuten funktionieren, die entweder im realen leben oder durch training in kampfsport oder etwas "ruppigeren" KK stilen zumindest ETWAS "gewalterfahren" sind (im sinne von: körperliche auseinandersetzung ist einem nicht fremd).
    Und damit sprichst du genau den Punkt an , welche in der aktuellen Diskussion der Kritikpunkt ist .
    Dieses "Gewalterfahren" ist halt nunmal keine Einbahnstrasse. damit meine ich , in gewissen Grenzen gilt das auch für den Instruktor/Dozenten . fehlt sie , dann fehlen meist auch die Augen für Details die über theoretische Konzepte hinaus gehen. Diese Details entscheiden aber nun wie realistisch man Konzepte nun vermittelt, einen Tunnel z.b. auf Techniken verhindert und damit schlussendlich die anvertrauten Leute auch vernünftig korrigiert. (Brodala z.b. kann da ein lied von singen, hat er auch ) Fehlt diese Erfahrung , kann man sich selbst auch nur sehr schlecht korrigieren ...Auch als Dozent.

    Brandschutzkonzepte existieren ja , Katastrophenschutzkonzepte existieren , und eins haben diese Konzepte alle gemeinsam . Sie sind aus der Praxis heraus entwickelt worden und genau deshalb werden sie auch immer wieder angepasst, verändert .
    Wie will man Konzepte entwickeln und vermitteln die keinerlei realen praktischen Erfahrungshintergrund haben , die nie praktisch abgeglichen wurden ? Wo der Vermittler keine reale Basis hat, um eben diese Details aus der eigenen Erfahrung einfliessen zu lassen , damit ein Konzept nicht in der Theorie stecken bleibt ?

    Es wurden ja z.b. SEK Instruktoren als Beispiel gebracht , die auch nicht alle eine Messererfahrung haben/hatten. Das ist auch korrekt . Aber diejenigen welche ich begegnet bin , mit den ich trainierte , hatten durch die Bank Gewalterfahrung , hatten durch die Bank reale Erfahrungen mit Schläge , Tritte . Was nochmal eine ganz andere Qualtität ist als nur reines Grappling . Klinge potenziert es nochmal . Ganz zu schweigen vom Schusswaffengebrauch . Die psychische Belastung (selbst ohne Klinge) die hier eintritt führt zwangsläufig zu der angeführten Aufmerksamkeit/Achtsamkeit . Und zwar als etwas real Gelebtes und damit auch in Seminaren . in direktem Training etwas direkt auch Vermittelbares. Es ist echt.

    Und um das nun einigermassen sinnvoll hinzubekommen braucht es nun Lehrgangsteilnehner die ihren Gewalterfahrunghintergrund schon frei Haus mitbringen . Du hast zwar recht mit deiner Bemerkung , wird da aber nicht das Pferd von hinten aufgezäumt ?

    die andere seite der medaille: leute, die sich völlig überschätzen, weil sie meinen, durch ein eigentlich ziemlich theoretisches seminar so gewappnet zu sein und alles aufmerksam auf die reihe zu kriegen,
    Dieses Problem scheint sich nicht nur auf die Teilnehmerseite zu beschränken ...
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  10. #250
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    Zitat Zitat von MGuzzi Beitrag anzeigen
    Wieso ich?
    Du hast gesagt dassman dss im Internet findet.
    Ich habe das als Beispiel für die Relevanz von Achtsamkeit erwähnt. Nicht das man das im Internet lernen kann.

  11. #251
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Evtl. noch ergänzt um den Umgang mit Pfefferspray.
    wobei "distanzmanagement" und einfache methoden, um sich aus "ungewollter nähe" befreien zu können, mit dazu gehören sollten.

  12. #252
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    Das gehört für mich alles zum Umgang dazu. So etwas macht in meinen Augen auch nicht einzeln Sinn sondern gehört in das Gesamtpaket von Deeskalation und Selbstschutz.

    Bei uns sind Deeskalation und Selbstschutz für normale Teilnehmer auf 4-5 Tage (a 8 Stunden) ausgelegt gewesen.
    Geändert von kanken (05-08-2025 um 18:53 Uhr)

  13. #253
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    und das Buch „Mut zur Angst“.
    Ach so heißt das auf Deutsch. Musste googeln...
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  14. #254
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    Mir ist da noch ein Beispiel eingefallen, was die reale Gewalterfahrung betrifft: Walter Röhrl ist mal in einem Interview mit der Zeitschrift "Sports" (die Älteren werden sich erinnern) gefragt worden, wie er sich auf mögliche Unfälle vorbereite bzw. darauf, diese in bestimmten Situationen zu vermeiden, schließlich könne man ja nicht andauernd absichtlich Unfallsituationen herbeiführen, nur um diese zu üben. Antwort: Er stellt sich eine Situation vor und geht sie immer wieder im Kopf durch. Wenn die Situation dann eintritt ist die Reaktion bereits programmiert. Beispiel Gegenlenken: Wenn das Auto rechts hinten ausbricht, lenke nach rechts - auf glattem Untergrund mit Handbremse. Habe ich probiert. Funktionierte (irgendwann später mal mit Papas Sommerreifen auf verschneiten Serpentinen unterwegs in den Skiurlaub)

    Ergo: Ein theoretisches Konzepte und Visualisieren kann funktionieren. Muss nicht, aber kann. Natürlich ist das ein Problem, wenn sich theoretisch Konzepte in der Realität als unbrauchbar erweisen. Aber gerade im Bereich SV gibt es tonnenweise zugängliches Wissen, so dass sich durchaus partiell wappnen kann, ohne im Ghetto aufzuwachsen oder bei der Spezialeinheit anzuheuern. Und natürlich ist die reale Erfahrung wertvoller. Sie ist aber nicht unbedingt wünschenswert und einfach nix machen, kann es ja nun auch nicht sein.

    Und noch eine letzte Anregung: Es wird recht oft (und ich finde nachvollziehbar) darauf hingewiesen, dass männliche Trainer für die Vermittlung von SV Frauen eher suboptimal sind. Was ist also wichtiger? Reale Gewalterfahrung einer Kampfmaschine oder eine Identifikationsfigur? Ich finde kann auch meiner Frau Dinge erklären und die vermittelt sie dann. Das ist im Zweifelsfall erfolgreicher, als wenn ich sie vermittle. Eben weil die anderen Frauen ihr Vertrauen und sich in ihren Problemen bei ihr wiederfinden.

    Und nochmal ganz anders: Wieso zur Hölle muss ich über reale Gewalterfahrung verfügen, um jemandem zu vermitteln, dass er besser die Straßenseite wechselt, wenn ihm spät nachts eine offensichtlich aggressive Gruppe Jugendlicher entgegenkommt? Oder ein Taxi zu nehmen, anstatt in Rio durch die Favela zu laufen?
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  15. #255
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Mir ist da noch ein Beispiel eingefallen, was die reale Gewalterfahrung betrifft: Walter Röhrl ist mal in einem Interview mit der Zeitschrift "Sports" (die Älteren werden sich erinnern) gefragt worden, wie er sich auf mögliche Unfälle vorbereite bzw. darauf, diese in bestimmten Situationen zu vermeiden, schließlich könne man ja nicht andauernd absichtlich Unfallsituationen herbeiführen, nur um diese zu üben. Antwort: Er stellt sich eine Situation vor und geht sie immer wieder im Kopf durch. Wenn die Situation dann eintritt ist die Reaktion bereits programmiert. Beispiel Gegenlenken: Wenn das Auto rechts hinten ausbricht, lenke nach rechts - auf glattem Untergrund mit Handbremse. Habe ich probiert. Funktionierte (irgendwann später mal mit Papas Sommerreifen auf verschneiten Serpentinen unterwegs in den Skiurlaub)

    n?
    Funktioniert wirklich . Ist aber auf der technischen Ebene beschränkt. Und selbst hier benötigst du eine Matrix die durch VORHERIGE Erfahrung beworben wurde , um dem Körper die korrekten Parameter einzubleuen , die du mit Visualisierung unterstützen möchtest. Es ersetzt aber auch hier nicht das Erfahren der inneren Zustände wenn die Post abgeht und es befähigt dich nicht ein Auge für Gefahren zu bekommen , einen sinnvollen Blick für die Situation selbst , ABSEITS von technischer Betrachtung.

    Und nochmal ganz anders: Wieso zur Hölle muss ich über reale Gewalterfahrung verfügen, um jemandem zu vermitteln, dass er besser die Straßenseite wechselt, wenn ihm spät nachts eine offensichtlich aggressive Gruppe Jugendlicher entgegenkommt? Oder ein Taxi zu nehmen, anstatt in Rio durch die Favela zu laufen?
    Wenn es nur darum ginge , würde ich dir zustimmen. Das wären dann einfach nur gesunder Menschenverstand , dafür reicht übrigens Goggeln oder Influenzen , um sich Anregungen zu holen .^^ . Wenn es NUR um sowas ginge bräuchte man auch keine Seminare , egal wie teuer.

    Konzepte allerdings die auf ein ganz konkretes Thema hinaus gehen und dann noch mit Klingenbeteiligung und den Begriff "Schutz" in sich tragen ,und SELBST entwickelt wurden , UND die dann auch noch gelehrt werden , ist ein ganz anderes Kaliber , als allgemeine Verhaltensregeln die man sich mit gesundem Menschenverstand selber aneignen kann. Hier geht es auch um Verantwortung für andere und nicht nur für sich selbst . Welche Konzepte der einzelne für sich fährt ist allein sein Ding . Wenns doof kommt schadet er sich nur selbst damit .

    Und solche Konzepte sollten schon auf einer hinreichenden Basis zum Thema Gewalt mit Klingenbeteiligung stehen .

    und DA gehört ganz oben , daß das ich kenne was es in mir anrichtet wenn ich solch einer Situation gegenüber stehe. Eigene Erfahrung ,und das muss NICHT unbedingt mit Klinge sein aber mit echter Gewalt , die mein System als solches ausgewertet UND reagiert hat !, sollte da schon vorhanden sein . Schläge und tritte ist da ein Minimum . was die dynamik angeht , was die treffer und ihren Umgang angeht , um handlungsfähig zu bleiben. was den Umgang mit der eigenen Angst angeht , was den Fokus angeht . jemanden zu sagen "Gegner mit leichtigkeit wegschieben" oder Effortless zu bewerben , halte ich da für verantwortungslos .

    Da gehört ganz oben , daß ich solche Konstellationen korrekt analysieren kann , Fehler aufzuzeigen , um Vorteile anzubieten . Wenn schon hier deutliche Mängel bei videoanalysen zu bemerken sind , und das waren sie zu Hauf ! , dann schrillen zumindest bei mir die Alarmglocken.

    Da gehört ganz oben , daß man erkennen kann welche Techniken , Anwendungen man besser weglässt als Empfehlung . Wenn man lehren möchte ..
    Den halben Nelson halte ich bis heute für eine Selbstmordaktion. Auch DAS ist dann einer fehlenden Erfahrung geschuldet .

    Es muss keiner durch die Favelas laufen ,um sich Erfahrungen zu holen , genauso wenig wie man Taser und Messer SV bewerben muss , weil man meint bald mit Favelaverhältnissen zu tun haben wird . Das ist nämlich die Kehrseite dieser Medaille. Aber wenn man schon für solche Ausnahmesituationen andere vorbereiten will (ich rede da NICHT von kämpfen ! ) und es anständig bleiben soll (das Lehren ) dann sollte man solche Ausnahmesituationen im Innen wie im Aussen , (muss nicht Messer sein! ) kennen . Siehe oben .

    Alles kein Problem , wenn es nur darum ginge jemanden aufzuzeigen daß er die Strassenseite wechseln soll.
    Geändert von Cam67 (05-08-2025 um 22:26 Uhr)
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

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