
Zitat von
Simplicius
Es ist ein Unterschied, ob ich einem Vergewaltigungsopfer sage, "ich verstehe Dich" oder ob ich das zu meinem Professor sage.
Ich habe mich auch nicht auf eine Gesprächsführung bezogen. Ich meinte mit Verständnis, das Verständnis für eine Situation, für einen "Sachverhalt". Bei einer Vergewaltigung bedeutet das: ich verstehe das Verhalten von Betroffenen Personen, weil ich mir z.B. ihre Hilflosigkeit, ihre Ängste, ihre Wut bewusst machen kann. Ich verstehe, dass es hier einen Zusammenhang gibt, das kann ich nachvollziehen und natürlich tut es mir sehr leid. Trotzdem werde ich wahrscheinlich nicht mit verweintem Gesicht einschlafen. Vielleicht, wenn es um enge Bekannte oder Freunde geht, wo ich dann tatsächlich in gewisser Weise in diese missliche Lage involviert bin. Ansonsten kann ich mich persönlich nicht derart auf -für mich- bisher nicht miterlebte Situationen einlassen.
Das Wikipedia-Zitat ist natürlich gerade am Anfang extrem nüchtern formuliert, ich wollte es aber nicht abwandeln. Vielleicht wird meine Meinung jetzt klarer.
Von meiner Versicherung erwarte ich auch keine Diskussion über meine Gefühle, sondern eben Schadensregulierung.
Und trotzdem geht es auch hier teilweise um sehr persönliche Dinge, wo es für alle Betroffene schwer fällt, Gefühle und andere Bereiche zu trennen.
Aber vielleicht haben wir auch nur unterschiedliche begriffliche Auffassungen.
Natürlich sollte man Menschen grundsätzlich Raum bieten, ihre Gefühle zu äußern. Und diese Gefühle ernst nehmen, auch Anteil an diesen nehmen. Es ist doch durchaus auch möglich, nichts zu sagen und die andere Person einfach in den Arm zu nehmen oder zu auf anderem Wege trösten. Wenn es aufrichtig geschieht und nicht aus eigener Unsicherheit heraus, oder weil man meint, dass es "angemessen" sein könnte.
Mir ist bewusst, dass meine Beispiele schwierig mit diesem Threadthema in Einklang zu bringen sind. Und das die Verhaltensweisen natürlich persönlicher sind, wenn sich andere zu solch intimen Themen wie sexuellen Übergriffen äußern. Nur haben doch gerade diese Menschen Anspruch darauf, ernst genommen und respektiert zu werden. Und wenn man selber (zum Glück) Abstand zu diesem Thema besitzt, kann man sich öffnen, der Situation Verständnis und ggf. auch Emotionen entgegenbringen. Aber durch übertriebene Anteilsnahme einen Abstand zu überbrücken finde ich persönlich absolut unpassend.
Oder anders:

Zitat von
Oogway
ich gehe mal davon aus, dass es jemandem sehr schwer fällt, sich in eine emotionale Situation hineinzuversetzen, die man selbst noch nicht durchgemacht hat. Insofern greift die Empathie schon auf die eigene emotionale Welt zurück.
It 's not who I'm underneath but what I do that defines me. Bruce Wayne
Dabei würdest Du sogar beim Schattenboxen verlieren. Kannix