Sag mal, hat das Greifen nur Relevanz in der Langdistanz oder generell?
Sag mal, hat das Greifen nur Relevanz in der Langdistanz oder generell?
Na vielleicht gibt´s da doch mit den Koryu große Schnittmengen. Müsste man mal bei denen nachfragen.
Wenn das im Yiquan "große Kraft" bedeutet, scheint´s auch dort so unwichtig ja nicht zu sein.
Da beginnen eben - wie für fast jeden - die Probleme, da die Leute nicht um die Ecke wohnen. Na ja, mal schauen.
Allgemein zu Begrifflichkeiten und Verständigung:
Über den oben von mir erwähnten Wado-Top-Mann sagt einer seiner Schüler, dass der mit schlauen Begriffen wie "Grounding", "Connected Body", "Pulling Silk" etc. nichts anfangen kann. Die sagen ihm einfach nichts. Er hat deren Inhalte so herausgefunden über die Arbeit mit seinem Lehrer.
Problem an der Sache allerdings ist, dass er es auch nicht wirklich vermitteln kann. Da heißt´s dann, die ausgelegten Brotkrumen zu finden, zu deuten und selbst sein Brot zu backen, also darauf zu kommen und es umzusetzen. Was ziemlich dauern kann.
Grüße
PS: @Gibukai: wieder ein sehr interessanter Beitrag.
Ok
Geändert von Alephthau (09-04-2016 um 21:52 Uhr)
In Kankens Dauerbashing des Karate sehe ich immer drei Argumente:
1. Gefühl 2. Historie 3. Die Matte
"Gefühlt" haben wohl auch sehr viele Karateka über die Jahrzehnte sehr viel. Darüber kann man sich gepflegt unterhalten. Aber wie jedermann weiß, kann man "Gefühle" verbal letztlich nicht vermitteln.
Zur Historie der asiatischen KK sollte man immer promovierte, bestenfalls habilitierte Akademiker des betreffenden Sprach- und Kulturkreises zu Rate ziehen. Für das Karate haben wir mittlerweile dafür ganz hervorragende Kenner!!
Über das Niveau des "Austragens" auf der Matte sollte man mal irgendwann hinaus sein. Oder man lädt eine Kohorte erfahrener Kämpfer mal zu einem ernsten Dojovergleich ein. Mit Arzt und Sanka. Hatten wir alles schon.
Nur als Anmerkung - von den drei für mich guten deutschen Autoren zum Thema Karate Historie (Bittmann/Quast/Wittwer) ist nach meinem Wissen nur Bittmann promoviert und keiner habilitiert. Welche Kenner kannst Du zu dem Thema empfehlen?
Du kennst doch FMA, hier kannst Du Dir gut das Gefühl der Stockhaltung vorstellen und auch das Gefühl, was der kleine Finger beim Schlag macht bzw. wie die Bewegung initialisiert wird. Mit Bo oder Schwert ist das Griffgefühl und die Bewegung des kleinen Fingers ebenfalls sehr gut übertragbar (und auch, dass die Hand beim Waffenhandling eben nicht felsenfest geschlossen ist und man alles am Ende anspannt, weil das mit dem Gewicht der Waffe dann tierisch auf die Gelenke geht).
Anderes Bild: Irgendwo hatte ich hier mal ein Video, wo Yamashiro/Kikuno das Gefühl bei der Bewegung mit einer rollenden Bowling-Kugel vergleichen. Arakaki nutzt hier ähnliches und beschreibt einen gefüllten Wasserballon, wie er in einem gespannten Handtuch umherrollt.
Geändert von FireFlea (10-04-2016 um 08:19 Uhr)
Das von mir empfohlene Peter Lorge ist habilitiert und lehrt chinesische Militärgeschichte an der Vanderbilt Universität, des Weiteren ist er Vorsitzender der "Chinese Military History Society"
Ansonsten wäre da noch Prof. Filipak zu nennen, aber sein Buch "Die chinesische Kampfkunst" ist recht "schwere Kost".
Empfehlenswert ist auch "The Shaolin Monastery" von Prof. Meir Shahar, der an der Uni von Tel Aviv Ostasienstudien lehrt.
Damit hätten wir jetzt drei Professoren zu asiatischen KK.
Im Bereich der Karatehistorie würde ich vor allem Andreas Quast empfehlen, aber der ist in der Tat weder promoviert noch habilitiert. Ob der jetzt in den Augen vom Kurzen nichts gilt????Ob der Kurze überhaupt Karate 1.0 gelesen hat???
Ich habe ein bisschen Problem das nachzuvollziehen. Meine mal gelesen zu haben, dass die Stabilisierung durch den kleinen Finger geschieht oder ähnliches. Das mit der Haltung des kleinen Finger die Fauststabilisierung sich ändert kann man ja direkt spüren. Bin sicher, wenn ich das mal gezeigt bekomme, ist es kein Problem mehr sich das bildlich vorzustellen. Wichtig ist aber auch hier, dass es Menschen mit anatomischen Unterschiede gibt,welche sich auf die individuelle Haltung auswirkt.
Ich schließe die Faust beim schlagen auch nicht komplett und lasse sie locker. Beim Kontakt spannt sie sich selber an. Das kam aber von alleine nach nicht mal 10 Stunden am Makiwara. Und meinen Stock halte ich eh nicht verkrampft sondern mit einer leichten Spannung. Reicht, dass es nicht wegfliegt.
Bei uns im Corto Mano Escrima spielt die Ellipse eine sehr wichtige Rolle. Ich habe seit je her Probleme diese körperlich auszuführen.
Vor paar Wochen fragte ich meinen Trainer ob ich das nicht weg lassen kann und stattdessen mich in den Boden Schrauben könnte, da ich damit keine Probleme habe. Darauf meinte er, dass die Ellipse helfen solle, um sich in den Boden zu schrauben.
Während das eine Bild (Ellipse, die auch körperlich ausgeführt werden soll und später in der Bewegung immer kleiner wird) mir massive Probleme macht, funktioniert das andere Bild sehr gut (das Schrauben führe (zumindest ich) auch körperlich aus, hilft mir aber eben auch in der Vorstellung).
Die "kreuzende Kraft" ist eine der "Kräfte" (Jin) die man übt/einsetzt, da gibt es noch mehrere von , wie z.B. die "sinkende Kraft" und die Spiral/Seidenspinnerkraft.
Geübt werden sie auf unterschiedliche (schweißtreibende) Weise, in der Anwendung kombiniert man diese "Kräfte" dann!
Gruß
Alef
Ein wenig konkreter. In erster Linie name dropping als polemisches Mittel.
Du nennst Bezeichnungen, wir sollen Abläufe liefern.
Ich würde es begrüßen, wenn wir eine Bewegungsform nehmen könnten, und einfach unseren Umgang damit beschreiben.
Auf die Art braucht Du uns auch weiterhin keine Eisbergspitzen verraten, für die Du genaue Dojo-Etikette befolgen musstest, ohne das uns das juckt.
Da Bujun schon guten Willen gezeigt hat :
Meine persönliche Assoziation zu Doppelknochen Annahme :
Bezieht sich auf Speiche und Elle in meinem Unterarm und Aufnahme mit an seinen Angriffsglied entlangrotierenden Kontakt meines Armes.
Mein Zentrum macht da mit, um den verlängerten Kontakt auch in eine Richtungsmanipulation zu münzen. Das kann aus der Bahn drückend oder sich um ihn zusammenfaltend ( nachgiebig in Hüfte, Schultergürtel und Elllenbogen ) geschehen.
Letztlich eine Ganzkörperbewegung.
Da es im Threadverlauf u.a. um Kihon, Schritte und Naifanchianfängernutzung ging :
Hier meine didaktische ( und persönliche) Nutzung des Stampfschrittes und der Fußfegers in der Tekki/NF.
Vorab noch dieses um Sprache, Bilder und Karate.
Für mich wird Karate primär nonverbal unterrichted.
Frühe Shotokanmissverständnisse zu Krampfkime kamen z.B. durch Worte zustande.
Bilder sind eine Krücke mit individueller Wirkungsbreite, wo Bewegungen universell suchbar und in ihren indivduellen Abweichungen sichtbar bleiben.
Der Stampfschritt am Anfang (u.a.) der Tekki Shodan.
Für mich eine Art, Druck von unten nach oben durch den ganzen Körper zu entwickeln. Das Stampfen, das ich meine, findet übrigens im Standbein statt.
Der Druck von unten ist relativ starr und mündet oben in lockerere Glieder ( Hüfte und Haishu Uke Arm ).
Dazu muss man den Leuten erlauben, ihren Körper zu entriegeln, was im Shotokan oft gegenteilig gehandhabt wird.
Didaktisch lehre ich aber erst den Fußfeger, da hier von locker unten in locker oben gearbeitet wird.
Dafür lasse ich die Leute enger und höher stehen als im Kibadachi.
Die Bewegung ist kein Feger vom technischen Standpunkt her, obwohl die Körpermechanik auch dafür genutzt werden kann.
Hier bei 30 sec. das Prinzip im Goju. Meine Ausführung sieht anders aus. Bei uns sind wir angehalten, uns von Go zu Ju zu entwickeln. Und ich bin in dieser Entwicklung an dieser Stelle an einem anderen Punkt. Aber man sieht es schön von der Seite.
Miyagi hat die Gekkisai gemacht.Diese Stelle wohl aus der Saifa. Bei der ist " Fegen " beim Otoshi Tettsui und "Stampfen" bei den Kniestößen im Standbein.
https://youtu.be/aKm-rS24O3Q
Fegen heißt, durch ein "Rühren" eine Welle mein Fußgelenk und mein Kniegelenk und mein Hüftgelenk hinauf in meine Schulter, meinen Ellenbogen und mein Handgelenk zu leiten.
Die Ausprägung der Bewegung ist letztlich individuell. Wir haben hier eine große Bewegung, in den Kata gar mit einem Heben des Beines, die in der Anwendung sehr klein wird. Nicht alles "rührt" letztlich sichtbar, aber alles ist im (Ent-)Spannunszustand, der es ermöglicht. Äußere in Innere Bewegung auf Gürteltier/Goju Art.
Nach dem Feger in der Tekki lehre ich Grün bis Braungurte das Fegen im Stehen(-bleiben! Der Fuß bleibt am Boden ) im Jun Tsuki aus dem vorderen Bein kommend.
Heben und Abstellen des Fußes wird zu eine Kraft von unten nach oben durch den Körper schicken und sich in den Schlag ( minimal sichtbar ) Senken im "Abstellen" des Fußes.
Mein Zentrum ist das auffälligste Element der Welle, aber nicht ihr Start. Der Start im Fuß/Bein erlaubt mir, mein Zentrum noch natürlicher zu bewegen.
"Fegen" der Tekki eignet sich auch für kurze Schritte. Dann beginnt es im hinteren Fuß und endet, wenn dieser vorne ist.
Große Schritte lehre ich mit Stampfen. Oft zunächst mit Zk Gyaku Tsuki.
Gestampft wird mit dem vorderen Bein.
Da gebe ich Gibukai ganz recht : Karate ist individuelle Nutzung der Körperprinzipien.
Mein ZK Schritt kommt aus meinem vorderen Bein. Das stampft wie in der Tekki mein Standbein. Das hintere Bein ist das Bein, dessen Knie in der Tekki gehoben wird.
Mein vorderes Bein saugt sich in den Boden und zieht den ganzen Rest, der entspannt auf einer Höhe bleibt.
Das ist mein schnellster und dynamischter ZK Schritt. Die Inoe Methode kenne ich ( nicht von ihm ) auch, aber ICH bin damit langsamer. Das ist ein Flug, stampfen mit dem vorderen Bein eine Teleportation vom Gefühl für mich. Im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Ich brauche kein Bild. Die Tekki gibt mir alles. Zentrum auf einer Höhe lassen, Start, Art und Ende der Bewegung.
Wenn ich "Fegen" und "Stampfen" unterrichtet habe, halte ich meine Schüler an, im Rest der Tekki mit den Füßen am Boden auch zu Fegen und zu Stampfen.
Es beim Schlagen gegen Wiederstände, beim Ude Tanren, in der Kakie-Routine,in Clinchschritten etc. zu nutzen. Bei Armmanipulationen sollen sie ERSTMAL mit Fegen einsteigen, bei Schritttrips und Aushebern mit Stampfen... und dann können sie ihre eigenen Prioritäten suchen.
Du, Kanken, könntest z.B. Deine Karatenutzung der Naifanchi umreißen.
Für mich ist dies hier auch ein Ort des Austausches.
Das Lernen der Kata und das mühevolle Nachvollziehen wollen langer Posts zeigt mir ausreichenden Respekt der Leser.
Geändert von Gürteltier (10-04-2016 um 19:17 Uhr)
"We are voices in our head." - Deadpool
Jetzt nochmal zu Kuden und Bilder-CMA-Sets.
Ich für mich nehme an, dass es parallele Entwicklungen gab.
Längst nicht alle CMA werden mit Bildern gearbeitet haben.
Ich sage nichts über die Hirnprogammierende Wirkung, die kann ich nicht einschätzen.
Aber ich bin ein erfahrener KKler und gehe einen anderen Weg.
Das werden andere früher ebenso getan haben.
Sich für den Nabel der Welt zu halten ist mehr ein psychologisches Erbe, als ein logisches.
Offenbar haben bildernutzende CMA Spektakuläres zu bieten.
Beim Eklektizismus von KKlern wird jeder Insider ein Scheibchen davon gehabt haben wollen. Fast jeder.
WT hat die lesenden deutschen KKler der späten 80er u. 90er Jahre fasziniert.
Plötzlich waren viele weich und federnd, mit Fühlreflexen.
Oder zumindest sensibel.
Nach den ersten UFC tauchten plötzlich Bodenkampfelemente in Kata auf.
Früher haben sie sich halt auf das Bubishi gestürzt.
Wieviel KK-Bilderliteratur gab's denn sonst noch so ? Frage an unsere Fachlaute an Board.
Und sie haben Phrasen zusammengeklaubt.
Und Trainingsfitzel.
Ist Karate darum BJJ oder Kung Fu? Nö.
Kuden und Uchi Deshi Denke :
Find ich historisch nachvollziehbar - und völlig hinterfotzig.
Auf dem Rücken der breiten Masse, die Karate populär macht, heimliche Verarsche treiben.
Das Gute daran : Ich halte es vor allem für Selbstverarsche.
Das Geheimwissen jenseits körperlicher Anwendungen im Karate aus den genannten Gründen für rudimentär und aufgesetzt.
Der ewige Trost : Da gibt es noch mehr...
Geändert von Gürteltier (10-04-2016 um 19:38 Uhr)
"We are voices in our head." - Deadpool
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