
Zitat von
kanken
Weil ich gerade bei "Kuden" und Anfängeranweisungen bin: Wer erklärt mir was die "Doppelknochenannahme" mit dem Prinzip der "drehenden Hände" zu tun hat, wie das mit der Zentrumsarbeit kombiniert wird und wie man das sehr gut am Makiwara üben kann? Das wäre so ungefähr Wissen vom Anfänger zum fortgeschrittenem Anfänger. Lustigerweise taucht diese Verbindung sowohl im Naha-te in der Sanchin auf, als auch in der Naifanchi des Shuri-te und zwar auf ungefähr dem gleichen Level der Übung. Das Shuri-te entwickelt das Konzept vermehrt über die Arbeit mit dem Zentrum, das Naha-te mehr über die Atmung und eine stärkere Konzentration auf die Visualisationen. Wäre mal interessant zu wissen ob sich die Altvorderen des Karate über solche Gemeinsamkeiten ausgetauscht haben.
Jetzt bin ich mal ein wenig konkreter geworden, evtl. bekomme ich ja jetzt Antworten?
Grüße
Kanken
Ein wenig konkreter. In erster Linie name dropping als polemisches Mittel.
Du nennst Bezeichnungen, wir sollen Abläufe liefern.
Ich würde es begrüßen, wenn wir eine Bewegungsform nehmen könnten, und einfach unseren Umgang damit beschreiben.
Auf die Art braucht Du uns auch weiterhin keine Eisbergspitzen verraten, für die Du genaue Dojo-Etikette befolgen musstest, ohne das uns das juckt.
Da Bujun schon guten Willen gezeigt hat :
Meine persönliche Assoziation zu Doppelknochen Annahme :
Bezieht sich auf Speiche und Elle in meinem Unterarm und Aufnahme mit an seinen Angriffsglied entlangrotierenden Kontakt meines Armes.
Mein Zentrum macht da mit, um den verlängerten Kontakt auch in eine Richtungsmanipulation zu münzen. Das kann aus der Bahn drückend oder sich um ihn zusammenfaltend ( nachgiebig in Hüfte, Schultergürtel und Elllenbogen ) geschehen.
Letztlich eine Ganzkörperbewegung.
Da es im Threadverlauf u.a. um Kihon, Schritte und Naifanchianfängernutzung ging :
Hier meine didaktische ( und persönliche) Nutzung des Stampfschrittes und der Fußfegers in der Tekki/NF.
Vorab noch dieses um Sprache, Bilder und Karate.
Für mich wird Karate primär nonverbal unterrichted.
Frühe Shotokanmissverständnisse zu Krampfkime kamen z.B. durch Worte zustande.
Bilder sind eine Krücke mit individueller Wirkungsbreite, wo Bewegungen universell suchbar und in ihren indivduellen Abweichungen sichtbar bleiben.
Der Stampfschritt am Anfang (u.a.) der Tekki Shodan.
Für mich eine Art, Druck von unten nach oben durch den ganzen Körper zu entwickeln. Das Stampfen, das ich meine, findet übrigens im Standbein statt.
Der Druck von unten ist relativ starr und mündet oben in lockerere Glieder ( Hüfte und Haishu Uke Arm ).
Dazu muss man den Leuten erlauben, ihren Körper zu entriegeln, was im Shotokan oft gegenteilig gehandhabt wird.
Didaktisch lehre ich aber erst den Fußfeger, da hier von locker unten in locker oben gearbeitet wird.
Dafür lasse ich die Leute enger und höher stehen als im Kibadachi.
Die Bewegung ist kein Feger vom technischen Standpunkt her, obwohl die Körpermechanik auch dafür genutzt werden kann.
Hier bei 30 sec. das Prinzip im Goju. Meine Ausführung sieht anders aus. Bei uns sind wir angehalten, uns von Go zu Ju zu entwickeln. Und ich bin in dieser Entwicklung an dieser Stelle an einem anderen Punkt. Aber man sieht es schön von der Seite.
Miyagi hat die Gekkisai gemacht.Diese Stelle wohl aus der Saifa. Bei der ist " Fegen " beim Otoshi Tettsui und "Stampfen" bei den Kniestößen im Standbein.
https://youtu.be/aKm-rS24O3Q
Fegen heißt, durch ein "Rühren" eine Welle mein Fußgelenk und mein Kniegelenk und mein Hüftgelenk hinauf in meine Schulter, meinen Ellenbogen und mein Handgelenk zu leiten.
Die Ausprägung der Bewegung ist letztlich individuell. Wir haben hier eine große Bewegung, in den Kata gar mit einem Heben des Beines, die in der Anwendung sehr klein wird. Nicht alles "rührt" letztlich sichtbar, aber alles ist im (Ent-)Spannunszustand, der es ermöglicht. Äußere in Innere Bewegung auf Gürteltier/Goju Art.
Nach dem Feger in der Tekki lehre ich Grün bis Braungurte das Fegen im Stehen(-bleiben! Der Fuß bleibt am Boden ) im Jun Tsuki aus dem vorderen Bein kommend.
Heben und Abstellen des Fußes wird zu eine Kraft von unten nach oben durch den Körper schicken und sich in den Schlag ( minimal sichtbar ) Senken im "Abstellen" des Fußes.
Mein Zentrum ist das auffälligste Element der Welle, aber nicht ihr Start. Der Start im Fuß/Bein erlaubt mir, mein Zentrum noch natürlicher zu bewegen.
"Fegen" der Tekki eignet sich auch für kurze Schritte. Dann beginnt es im hinteren Fuß und endet, wenn dieser vorne ist.
Große Schritte lehre ich mit Stampfen. Oft zunächst mit Zk Gyaku Tsuki.
Gestampft wird mit dem vorderen Bein.
Da gebe ich Gibukai ganz recht : Karate ist individuelle Nutzung der Körperprinzipien.
Mein ZK Schritt kommt aus meinem vorderen Bein. Das stampft wie in der Tekki mein Standbein. Das hintere Bein ist das Bein, dessen Knie in der Tekki gehoben wird.
Mein vorderes Bein saugt sich in den Boden und zieht den ganzen Rest, der entspannt auf einer Höhe bleibt.
Das ist mein schnellster und dynamischter ZK Schritt. Die Inoe Methode kenne ich ( nicht von ihm ) auch, aber ICH bin damit langsamer. Das ist ein Flug, stampfen mit dem vorderen Bein eine Teleportation vom Gefühl für mich. Im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Ich brauche kein Bild. Die Tekki gibt mir alles. Zentrum auf einer Höhe lassen, Start, Art und Ende der Bewegung.
Wenn ich "Fegen" und "Stampfen" unterrichtet habe, halte ich meine Schüler an, im Rest der Tekki mit den Füßen am Boden auch zu Fegen und zu Stampfen.
Es beim Schlagen gegen Wiederstände, beim Ude Tanren, in der Kakie-Routine
,in Clinchschritten etc. zu nutzen. Bei Armmanipulationen sollen sie ERSTMAL mit Fegen einsteigen, bei Schritttrips und Aushebern mit Stampfen... und dann können sie ihre eigenen Prioritäten suchen.
Du, Kanken, könntest z.B. Deine Karatenutzung der Naifanchi umreißen.
Für mich ist dies hier auch ein Ort des Austausches.
Das Lernen der Kata und das mühevolle Nachvollziehen wollen langer Posts zeigt mir ausreichenden Respekt der Leser.
Geändert von Gürteltier (10-04-2016 um 20:17 Uhr)
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