Hm, vielleicht habe ich einen Knoten im Kopf?!
Jetzt mal nur ganz fix und nicht bis ins Letzte zu Ende formuliert:
Das Üben von Selbstverteidigung - so wie ich es verstehe und kennengelernt habe - geht von einem Bedrohungsszenario aus und sucht entsprechend nach der richtigen Lösung.
Dazu gehören zunächst immer auch die Aspekte der Vermeidung und der Deeskalation.
Wenn beides nicht möglich ist und also die Eskalationsstufe eines körperlichen Angriffes erreicht wird, dann werden frei die Mittel gewählt, mit denen - ausgehend von dem jeweiligen Szenario - dieser Angriff erfolgreich abgewendet werden kann.
Da vom Szenario her gedacht wird, sind SV-Systeme in aller Regel Hybridsysteme. Und verändern sich auch relativ schnell.
Zudem wird in aller Regel die sog. Verhältnismäßigkeit betont, auch wenn sie im Notwehrparagraphen nicht verankert ist. So unterrichten z.B. viele KM Instructoren keine Angriffe gegen den Kehlkopf oder zu den Augen.
Die Motivation, sich mit Selbstverteidigung zu befassen, besteht meiner Erfahrung nach oft darin, daß die Umwelt in irgendeiner Form als bedrohlich erlebt wird.
Das Üben eines budô ist dagegen - nach meiner Auffassung und Erfahrung - gerade nicht Szenario-orientiert. Das Üben von kata, ist interessanterweise das gerade nicht.
Es werden kodifizierte Inhalte gewisssermaßen "um ihrere Selbst willen" geübt, um den Übenden ein Repertoire an Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, mit deren Hilfe er dann in einer entsprechenden Situation agieren kann.
Zudem bietet dieses Handlungsrepertoire bestimmte Handlungsmöglichkeiten, die sich nicht an Notwehrrecht und schon gar nicht an dem Gedanken der Verhältnismäßigkeit orientieren müssen, sondern davon frei sind.
(Es gab hier mal eine Diskussion zum tödlichen Potential von aikidô-Techniken. So etwas wäre z.B. nach meiner Wahrnehmung für zivil unterrichtetes KM zunächst kein Thema.)
Die Motivation, ein budô zu üben, besteht meiner Erfahrung nach häufig in dem Interesse an einer Form von persönlichem Wachstum.
Kurz:
SV wird gedacht und geübt von Bedrohungszenarien her.
budô wird gedacht und geübt von der tradierten Form des jeweiligen budô her.
Hilft diese Antwort weiter?
Grüße aus dem verregneten Norden. Und alles Gute für deine Krawatte ....



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Da muss ich passen. Es gibt bei uns 1 mal in der Woche eine Trainingseinheit mit Jo und Bokken, die für mich aber terminlich so ungünstig liegt, dass ich da nicht teilnehmen kann. 