Für mich ist das nicht vernünftig.
Wenn es führ ihn Mehrwerte bringt, heißt das nicht das es für seine Schüler das Gleiche bringt.
Man muss kein Zen üben um Aikido zu verstehen.
Religionszwang wiederspricht dem Gedanken Ueshibas.
"Sein Aikido", das klingt einfach schon sehr vermessen. Weder Aikido ist "seins" noch Zen ist "seins".
Geändert von Gast (06-12-2020 um 11:50 Uhr)
Ah.
Hier, unter Nr. 14 ist es:
https://uni-tuebingen.de/fakultaeten...publikationen/
Naja ich gehe davon aus, dass Toyodas Schüler zu ihm gekommen sind um zu lernen, was er kann. Und wenn Zen dafür wichtig ist, ist es nur folgerichtig, dass er es auch unterrichtet. Außerdem bedeutet "sein" Aikido ja nicht, dass Aikido "seins" ist. Sondern sein Aikido im Sinne von dem, was er macht. So wie Nishios Aikido oder Shiodas Aikido oder Suenakas Aikido usw. Aber ich habe den Originaltext ja mittlerweile verlinkt.
Das würde ich im Großen und Ganzen auch so sehen. Natürlich bringt jeder Mensch seine ganz persönliche Biographie in sein Üben mit ein. Unsere körperlichen Angewohnheiten (sei es aus der Arbeit, aus der bisherigen Sozialisierung, oder aus selbstgewählten Hobbys/Sport), aber auch unser Blick auf die Welt bestimmt vermutlich mit, was wir wahrnehmen und wie wir etwas wahrnehmen (uns selbst, andere, Bewegung) und interpretieren, wie wir an das Üben herangehen usw.
Und oft heißt es ja, man muss irgendwie in den "kulturellen Background" eintauchen, wenn man wirklich gut werden will. (Wobei das noch unspezifisch ist, und meist Sprache lernen und allgemeine Beschäftigung mit Historie, Philosophie etc. von z. B. China oder Japan meint.) Aber ich bin mittlerweile auch weitgehend der Ansicht, dass das nicht wirklich nötig ist. Kampfkunst ist primär eine körperliche Übung, dazu braucht es halt vor allem Freude am Üben selbst, einen guten Lehrer, Zeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen usw. Vermutlich tritt das eine einfach häufiger mit dem anderen zusammen auf, d. h. sehr gute Fertigkeiten bei Personen die sich auch mit den Hintergründen etc. beschäftigen. Aber auch hier wieder - um ein Spitzensportler etc. zu werden, braucht man ja nicht die Fußballgeschichte kennen; um ein toller Handwerker zu werden, muss ich keine Zunftregeln von vor 300 Jahren kennen oder Christ sein etc.
Speziell Zen mit viel Zazen ist natürlich auch körperlich eine Herausforderung, weshalb es den Körper auch mitprägt. Dass sich das irgendwie ins Aikido überträgt, schon möglich. Aber notwendig oder auch immer hilfreich - hätte ich auch Zweifel.
Nur sehe ich bei Tyoda überhaupt gar nichts, was man nicht auch genauso ohne Zazen können kann.
Jede Übung, die den Körper zusätzlich prägt, Struktur aufbaut, die Verbindungen entwickelt, kann ja hilfreich sein.
Aber warum gerade Zazen? Jemand übt das für sich, und drückt das seinen Schülern auf um zu zeigen, guck mal, ich mache was besonderes. Nur wenn man hinguckt ist nichts besonderes zu sehen.
Naja für seine Schüler oder besser gesagt uchi deshi machte das ja offenbar schon einen Unterschied, andernfalls könnten sie ja irgendwo anders trainieren. Außerdem finde ich Deine Aussage davor etwas widersprüchlich. Du schreibst jede Übung ... kann hilfreich sein aber warum gerade Zazen? Gegenfrage - warum eigentlich nicht Zazen, wenn es hilfreich sein kann? Toyoda hat nun einmal Zen unterrichtet. Ein anderer macht vielleicht Feldenkrais oder Shiatsu oder Iaido oder was weiß ich, was ihn und seine Schüler prägt. Weiter vorne hieß es ja, dass Doshu im Hombu den kleinsten gemeinsame Nenner unterrrichtet. Was bedeutet, dass es außerhalb des kleinsten gemeinsamen Nenners unterschiedliche Schwerpunkte geben muss. Wenn die zum gleichen Ziel führen, mag das so sein.
Könnten sie auch.
Aber meist ist es ja so, das man, wenn man sich für eine Person als Lehrer entschieden hat, dort auch bleibt.
Was auch immer man da lernen mag.
Man müsste halt die Person näher kennen. Für das, was ich in Toyodas Aikido sehe, und was ich offen gesagt nicht wirklich gut finde, braucht man kein Zazen.
Genau, aber man muss keine Doktrin draus machen.
Zen ist nun mal kein Bestandteil des Aikido, Feldenkrais ebensowenig.
Womit ich nicht einverstanden bin.
Er unterrichtet Standard-Aikido, dss ist vielleicht ein gemeinsamer Nenner, aber nicht der kleinste.
Was Anderes sehe ich bei Toyoda halt auch nicht.
Und dafür braucht man wirklich nur Aikido üben, mehr nicht.
Wer zusätzlich Zazen üben will oder meint er braucht das, kann das doch machen, wer nicht, der lässt es halt.
Um das zu machen was Toyoda zeigt, braucht man es nicht.
Die Formulierung, die man bei Deguchi und in den Schriften der Ômoto kyô findet, lautet: 彌勒の世 miroku no yo. Das müßtest du googlen können, denke ich. Das Kommen der "Welt des Miroku" war von Beginn an und ist bis heute ein wichtiges Element - vielleicht das Zentrale? - der Lehre der Ômoto kyô. Miroku bosatsu ist die japanische Bezeichnung für Maitreya. Der gilt als "kommender Buddha", also grobst vereinfacht gesagt, einer der buddhistischen Messiasse. Bei seiner Ankunft wird er herrschen als "König des shambala (=Himmel auf Erden, the pure lands, ... )". Diese Vorstellung ist sehr stark im tibetischen Buddhismus beheimatet. Wie das von da zu Deguchi, bzw. zur Ômoto kyô gekommen ist, weiß ich nicht zu sagen.
Heute arbeitet die Ômoto kyô nicht mehr auf ein konkretes, auf der Landkarte auffindbares Himmelreich auf Erden hin, sondern daraus ist nach den Erfahrungen in der Mongolei u.a. die Arbeit an einem globalen Frieden geworden.
Geändert von carstenm (06-12-2020 um 21:05 Uhr)
Du hast vollkommen Recht damit, daß das ursprünglich ein zentraler Aspekt war.
Aber bereits 1904 hat Deguchi Onisaburo in einer seiner Schriften, die zu den "heiligen Schriften" der Ômoto kyô gehört, bestimmt, daß diese Besessenheit aufgrund ihrer potentiellen Gefahren nicht mehr geübt werden soll.
Mich interessieren eher die direkt erfahrbaren, medizinischen Vorteile der Sitzmeditation unabhängig vom spirituellen Kontext (des Zen-Buddhismus). Einer, der lange Zazen geübt hatte, meinte einmal, dass es die tiefen Rückenmuskeln stärke und damit Rückenbeschwerden vorbeuge, da man ja die aufrechte Haltung aktiv durch minimale Bewegungen halten muss. Das schien mir so einleuchtend, dass ich vor ein paar Jahren mir einen Swopper, also einen gefederten und gepolsterten Hocker als Schreibtischstuhl gekauft hatte, was dann auch den erwarteten Erfolg brachte.
Machen wir: in einer gut besuchten Trainingseinheit, Taisabaki auf engem Raum, manchmal auf Knien (Shikko), mit dem Ziel, möglichst nicht mit anderen zusammenzustoßen.
Mach ich auch ab und zu in einer U- oder S-Bahn. Allerdings konzentriere ich mich nicht auf "den einen Punkt" sondern eher auf den Bodenkontakt über die Füße und damit indirekt auf die Gewichtsverlagerung.
Ich kenne zazen einfach als zusätzliches Angebot und Gelegenheit, in einem etwas formelleren Rahmen für eine halbe Stunde zu sitzen ungestört von Handy, Telefon, Familie, Lieferanten usw. Dass jemand dadurch schneller Aikido lernt oder sich nur deswegen besser im Aikido-Training bewegt, kann ich auch nicht erkennen.
Die Blütezeit dieser Praxis war zwischen 1916-21, dann wurde sie erst abgeschafft.
Also in der Zeit, in der Ueshiba voll drin war, wurde das noch so geübt.Nach einer Anfangsphase, in der Deguchi Onisaburô selbst das chinkon kishin
lernte und lehrte, erfuhr das chinkon kishin zwischen 1916 und 1921 seine Blütezeit. In
diesen Jahren praktizierten dutzende, später hunderte, von Ômoto-Mitgliedern, von
denen manche nur zu diesem Zweck Mitglieder geworden waren, das chinkon kishin
und staunten über die Erscheinungen von Gottheiten und Geistern. Weil die große Zahl
begeisterter Anhänger außer Kontrolle zu geraten schien und die Polizei mit
Repressalien drohte, schaffte Onisaburô in den Jahren um die Unterdrückung der
Ômoto 1921 das chinkon kishin als religiöse Praxis wieder ab.
Das " reine Land" ist das Land des Amithaba, nicht desMaitreya.Himmel auf Erden, the pure lands, .
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