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Thema: Polizeieinsatz in Dortmund - MP-Einsatz

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  1. #11
    Registrierungsdatum
    17.06.2004
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    Standard

    Eigentlich ist das für mich ein Nebenkriegsschauplatz, aber da du so ausführlich Stellung nimmst, will ich dir eine Antwort nicht vorenthalten.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    zur klarstellung:

    es geht um die grundhaltung, den menschen als bloßes objekt staatlichen/autoritativen handelns zu sehen , insbesondere aus einer autorisierungskette heraus, in welcher der handelnde sich befindet, also eine mechanisierende betrachtungsweise, die den menschen für den handelnden entmenschlicht und dem handelnden es so erleichtert, verletzende oder tödliche handlungen gegenüber dem anderen vorzunehmen...
    Wer wurde hier in dem konkreten Fall aufgrund welcher "Autorisierungskette" denn entmenschlicht? Es findet eine Güterabwägung des Polizeibeamten statt. Und der muss vorher in seiner Ausbildung dazu befähigt werden, in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung zu treffen. Was wäre gewesen, wenn der 17-jährige nochmal geflüchtet wäre und andere Menschen totgefahren hätte?

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...Diese haltung muss nicht antrainiert werden...
    Natürlich muss sie das. Weil wir als Menschen im Normalfall "Herdentiere" und soziale Wesen sind, und unser Gegenüber nicht einfach als "Nicht-Menschen" sehen können. Psychische Dispositionen mal ausgenommen. Das impliziert ja auch deine "Autorisierungskette", bei der ich dem Beamten vorher beibringe, dass er quasi die Befehle eines Vorgesetzten zu befolgen hat und nicht hinterfragen soll.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...hierzu gibt es zb das bekannte "milgram-experiment":

    https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment

    dort wurden willkürlich ausgesuchte testpersonen dazu gebracht, ihnen unbekannte personen mit immer stärker werdenden, für die testpersonen vermeintlich echten, stromstößen zu bestrafen, wobei die "bestraften" immer stärker werdende schmerzanzeichen zeigten.

    dieses experiment bestätigt genau meine obigen ausführungen...
    Nein, tut es nicht. Das Milgram-Experiment zeigt, wie Menschen ihr Handeln zunächst hinterfragen, und sich dann entgegen ihres Gewissens einer Autorität unterwerfen, nämlich dem Arzt, wobei ihnen die Gesellschaft anerzogen hat, dass Ärzte in dem Fall ein überlegenes Wissen haben und man ihnen daher vertrauen könne.

    Der Polizeibeamte vor Ort wägt aber verschiedene Alternativen ab und kommt dann selbst zu einer Entscheidung. Bei Milgram trifft der Arzt die Entscheidung und der Proband führt nur aus.


    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...ich bezog mich auf Deine folgende äußerung aus #2731:

    "Als er sich entschieden hat aufs Gas zu treten, hat er sein Schicksal selber gewählt. Ich bin da völlig bei den Polizeibeamten. Die müssen nicht dulden, dass es zu einer erneuten Verfolgungsfahrt kommt. Dass der Treffer dann tödlich war, ist tragisch aber in letzter Konsequenz die Folge von Ursache und Wirkung."

    hierzu fällt folgendes auf:

    1)
    die verantwortung hinsichtlich schießens und tötens des jugendlichen wird dem jugendlichen zugeschrieben, nicht den beamten.
    jedoch mussten sich die beamten entscheiden, auf den jugendlichen zu schießen und dessen tod in kauf zu nehmen oder gar zu wollen.
    zu behaupten, der jugendliche habe dieses schicksal dadurch, dass er gas gegeben hat, gewählt, also gewollt, ist für mich in diesem zusammenhang mindestens zynisch...
    Ich habe nirgendwo behauptet, dass der Junge sterben wollte. Ich schrieb, dass er die Ursache für die Schüsse gesetzt hat und damit selbst verantwortlich war.
    Wenn du Nothilfe leistest gegen einen Angreifer, trägst du dann auch die Schuld für dessen Schaden?

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...2)
    soweit Du schreibst, dass der treffer tödlich gewesen sei, sei in letzter konsequenz die folge von ursache und wirkung:
    a)
    gerade die reduzierung eines ergebnisses auf das (angeblich) logische prinzip von ursache und wirkung steht aus meiner sicht für ein mechanisierendes weltbild, in welchem die menschen als objekte von ursachen und sich daraus ergebenden wirkungen gesehen und somit entmenschlicht werden.
    ein solches weltbild führt auch dazu, den handelnden (hier polizisten) von seiner persönlichen verantwortung zu entbinden, da sie ja selbst diesem unausweichlichen und allgemeingültigen prinzip unterworfen seien...
    Der Polizeibeamte trägt natürlich die Verantwortung für die Schussabgabe, aber er setzt nicht die Ursache, die diese nötig macht. Die setzt der Jugendliche, wenn er auf's Gas tritt.
    Ich weiß trotzdem nicht, was das mit einer "Entmenschlichung" zu tun haben soll. Nochmal, es sind Abwägungen beiderseits, die dann Konsequenzen zeitigen.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...völlig ausgeblendet wird dabei, dass nicht jede handlung eine automatische ursache für eine bestimmte wirkung sein muss:
    die polizisten hätten sich auch entscheiden können, nicht auf den jugendlichen, der losfuhr ("tötungsursache") zu schießen ("hervorgerufene wirkung") , wodurch die tötungswirkung entfallen wäre...
    Und dann hätte er u.U. in Kauf genommen, das Dritte gefährdet werden, was für ihn moralisch und vielleicht auch professionell scheinbar keine Option war. Dann hätte man nämlich u.U. gefragt, warum die Beamten nicht alles ihnen mögliche getan haben, um den Fahrer zu stoppen und damit eine Gefährdung Unschuldiger zu verhindern. Auch er selber hätte sich das fragen müssen.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...die polizisten hätten mit dem jugendlichen möglicherweise anders umgehen können, bevor er losfuhr, nämlich so, dass er gar nicht losgefahren wäre - unter diesem gesichtspunkt hätten nach Deiner theorie dann die polizisten die tötungsursache gesetzt dadurch, dass sie mit dem jugendlichen nicht entsprechend umgegangen sind...
    Hätte, wäre, wenn und aber. Viel Spekulation, dafür das du dann mal lockerflockig zu dem Ergebnis kommst, dass meine Argumentationsweise zu einer "Entmenschlichung" führen würde.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...b)
    völlig ausgeblendet wird bei dieser betrachtungsweise auch, dass menschen mit seele und emotionen durch derartige "wirkungen" betroffen sind, es geht hier insbesondere um das leid der hinterbliebenen, und ein (hier junges) leben ausgelöscht wurde, welches noch die chance zu positiver entwicklung und entsprechendem gesellschaftsbeitrag gehabt hätte...
    Wer setzt dafür denn die Ursache? Und was ist mit den Hinterbliebenen möglicher getöteter Verkehrsteilnehmer? Blendest du völlig aus.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...3)
    aus o.g. gründen wirkt es mithin sehr wohl auf mich so, als würdest Du die oben in diesem text durch mich präzisiert beschriebene grundhaltung einnehmen...
    Letztlich eine einseitige und extrem unterkomplexe Argumentationsweise, die dich zu diesen Schlussfolgerungen bringt. Und dazu noch KZs und SS-Totenkopfverbände hier ins Feld zu führen, mit dem Impetus zu zeigen, wo das "mal hinführen könnte", ist schon ein ganz schön starkes Stück.

    Deswegen bleibt mein Appell bestehen, einmal mal mehr nachzudenken, bevor du auf absenden drückst.

    Das soll es von meiner Stelle dann dazu aber auch gewesen sein.

    Zitat Zitat von Kunoichi Girl Beitrag anzeigen
    ...dafür spricht aus meiner sicht auch die durchgehend in Deinen beiträgen zu diesem thema vorhandene empathielosigkeit gegenüber dem 17-jährigen opfer und dessen angehörigen.
    "Empathielosigkeit"?
    Ich hatte mehrfach geschrieben, dass ich es tragisch finde, wenn ein junger Mensch so sterben muss. Und das ich es befürworte, dass der Beamte sich bei den Eltern entschuldigt hat. Ich bin Lehrer. Ich habe jeden Tag mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun.
    Dennoch kann ich das Handeln der Beamten rechtlich und moralisch korrekt finden. Warum habe ich mehrfach begründet.
    Diese vermeintliche "Empathielosigkeit" findet nur in den Köpfen der Kritiker statt, die nicht zum Perspektivwechseln in der Lage sind.
    Geändert von Kensei (20-07-2023 um 10:54 Uhr)

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