Moin,
lass uns doch mal für einen Moment aus der Rauffecke gehen: Ja, ich setze auch immer wieder gerne zynische Spritzen, aber letztlich ziehe ich den Hut davor, was KRK da aus dem Boden gestampft hat und was nach wie vor besteht. Über die Art und Weise sowie andere Facetten können wir nach diesen ganzen Jahrzehnten (aus eigener Erfahrung oder aber eben nicht) vortrefflich streiten. Aber letztlich hat er "uns" das Wing Chun nach Deutschland/Europa gebracht und ohne diesen Pioniergeist würde ich heute noch im Karateverein Roxheim stehen und Kihons schrubben, weil es nur A. Pflüger Bücher und kein Internet gab und für mich Shotokan DAS Karate war. Wir haben uns weiterentwickelt und sind mit dem Alter auch mündig geworden. Schaut euch doch einmal an, was die vergangenen Jahre passiert ist im Sinne von globaler Vernetzung und der Einblicke, die nun in/auf Kampfkünste möglich sind, die wir damals gar nicht hatten. Kernsprecht war gewissermaßen ein Heilsbringer und hat hier (in meinen Augen) regelrechte Aufklärung betrieben. Klar, Licht und Schatten auch hier. Aber unterm Strich ist das doch eine tolle Sache!
40 Jahre sind eine lange Zeit und es sei dir absolut gegönnt. Du, wenn sich da nicht widrige Umstände (wir müssen in das Jahr 2000 zurückspulen, da war eine ganz andere Dynamik) aufsummiert hätten (vollkommen unabhängig von der EWTO und deren Inhalten an sich), die damalige Schule auf einmal geschlossen hätte und von Seiten der EWTO so gar keine Reaktion kam, wer und ob da nun jemand gesetzt wird, hey - da wäre ich vielleicht auch noch drin im Verband. Aber schon damals hat mir das Konzept BlitzDefence nicht gepasst und ich habe es als eine irgendwie nicht notwendige Nachjustierung empfunden, die ich eben (subjektiv) nicht mochte und an mich ging. Auch das "muss" dahinter, wie es in die laufenden Programme eingebaut wurde. Ich habe auch keinen Schulleiter damals erlebt, der nicht hinter vorgehaltener Hand einen Spruch über BlitzDefence gemacht hätte. (Boztepe: "Was willst du denn damit? Hier: BAMMBAMMBAMM!" *lach So typisch seine Art eben, wer ihn mal erlebt hat. Und Dingeldein hat nur gegrinst, wenn du mit dem die erste BD-Aktion machen wolltest und er sich keinen Millimeter bewegt hat!)
So gesehen sind die "Blitz-Fight-Konzepte" doch letztlich auch nur wieder eine Feinjustierung oder aber Passung an...ja, an was denn? Ich denke, hier zeigt sich exemplarisch doch, wie verändert das Wing Chun wurde - bitte wertneutral lesen! Es ist doch vollkommen in Ordnung, wenn die EWTO ihr Ding macht und hierbei immer wieder neue Impulse setzt. Enjoy and have fun, sage ich da gerne. Aber in meinen Augen braucht das Wing Chun an sich (wie auch das Karate, wenn gescheit vermittelt) keine speziellen Blitz-Fight-Konzepte, denn es ist (ich wiederhole mich) gescheit und auf dem Boden gelassen vermittelt recht zügig durchaus tauglich. Und Kernspecht hat eben die letztliche Führungskompetenz in dem Laden - er ist der Kapitän und hat das Sagen. Das ist eben so in solch Institutionen (wertneutral zu lesen!!!!!!) - wie sollst du die Meute denn sonst im Griff halten und (wie du schreibst) der Profit muss eben auch im Blick behalten werden. Inwieweit dies nun mitgemacht wird, hier kommt die eigene Meinung ins Spiel und die sollte doch jedem Menschen zugestanden werden.
Insofern hat er das WT der EWTO nicht kastriert. Im Gegenteil! Ich denke eher, er hat aus dem Wing Chun das (sein) WT entwickelt und entwickelt im Rahmen der EWTO weiter. Absolut legitim!
Zum Ende ein interessanter Aspekt, den du ansprichst: "Außerdem kannst du die verschiedenen EWTO Länder aufgrund unterschiedlicher Mentalität nicht 1:1 vergleichen." Jep, absolute Zustimmung! Mir kommt da gerade Mad(d?)ay (Polen?) in den Sinn und was der da treibt im positiven Sinne. Klar, auch hier nur Einblicke durch die Bilder und Clips, die man zu sehen bekommt, aber irgendwie schwingt da noch dieses "old-school" WT mit - also Schweiß, Stress und immer wieder die identischen Drills, bis du diesen Biss hast. Ist der nicht nur noch mit LT unterwegs?