Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
Es hat jetzt ein wenig gedauert, bis ich zum Schreiben kam und hier hat sich viel getan.

Zu deinen Fragen:
Ich glaube einen Geist zu besitzen, der nicht unbedingt an den Körper gebunden ist. Es ist allerdings für mich nicht die "Seele", von der in der Religion die Rede ist, sondern eine Art Software, die auf meinem Körper läuft. Und theoretisch auf einem Computer oder in einem Cyborg laufen könnte. Auch finde ich die Vorstellung spannend, dass ich evtl. noch nicht mal eine zusammenhängende Hardware brauche, sondern es ausreichen könnte, wenn meine Gedanken verstreut auf verschiedenen "Computern" liefen - vergleiche Cloud Computing. Beweisen kann ich nichts davon, das ist für mich nur ein Gedankenexperiment und meine persönliche Mystik, wenn man so will.
Das kann ich mir auch vorstellen.

Glaubst du denn, diese "Software" könnte auch a) ohne eine Hardware existieren, oder b) auf einer Hardware laufen, die uns nicht als solche erkennbar ist, zum Beispiel auf irgendeinem "Äther" oder anderer Materie? Könnte diese Software auch nicht-lokal existieren?


Ich denke auch, dass der "Geist" (hier: Bewusstsein) generell überbewertet ist. Wenn ich die Versuche angucke, die zeigen, wie überwältigend groß der Einfluss des Unterbewusstseins auf unsere Entscheidungen ist, dann frage ich mich, ob die Persönlichkeit, wie ich sie bisher definiert habe, nicht einfach ein krankhaft aufgeblähtes Ego ist.
Wenn ich davon ausgehe, dass das Ego lediglich ein Werkzeug ist, dass ursprünglich die Kommunikation zwischen mir und meiner Umwelt vereinfachen sollte - und somit das Bewusstsein für die Trennung zwischen mir und der Umwelt liefert - dann hätte sich das Ego dann plötzlich von einem einfachen Navi in einem Auto zum Steuermann in ebendiesem Auto befördert, ohne dass es tatsächlich die Entscheidungen träfe.
Ist auch nur ein Gedankenspiel von mir und - ich hänge schon sehr an meinem Geist, unabhängig davon, was ich gerade über das Ego erzählt habe.
Interessante Ansicht.

Ich hingegen glaube, das "Ego" das Bewusstsein, das bin ICH, und das Unterbewusstsein, bzw. grosse Teile davon, sind Erzeugungen meines Gehirnes. Manche davon sind hilfreich, andere muss ich im Zaum behalten.

Ob ich "nur" ein Chemie-Cocktail bin, oder eine geordnete Entität? Beides. Die Sachen schließen sich für mich nicht aus.
Auch das sehe ich gleich. Kann den Gedanken gut verstehen.

"parallele Wahrheiten"

Und ja, ich glaube an eine ordnende Kraft. Ich glaube nur nicht daran, dass diese Kraft eine Absicht hat, oder eine Entität besitzt. Und schon gar nicht, dass sie sich für uns Menschen interessiert. "Meine" Kraft ist einfach nur Energie in all ihren Formen und wie sie sich verhält, hängt von Naturgesetzen ab. Sie braucht keinen Plan und kein Bewusstsein - aber ich sagte ja bereits, dass das Bewusstsein (auch bei einer göttlichen Macht) in meinen Augen überschätzt wird - um ein Universum zu "leiten" ist das Konzept des Bewusstseins wahrscheinlich eh ungeeignet, da zu leistungsschwach und fragil. Von uns steuert ja auch niemand und dauerhaft seine vitalen Funktionen bewusst - da würde man wohl ganz schnell vergessen zu atmen usw.. Wie soll es dann erst beim Universum werden?
Sehr interessante Gedanken. Vor allem die Konklusion.


Ich möchte noch mal zurück zum Thema Erziehung:

a) Wie bist du an die Religion herangeführt worden? Warum ist es bei dir ausgerechnet katholisch geworden?

und

b) Wie wird es bei dir aussehen, wenn dein Kind sich eines Tages für etwas anderes als katholische Kirche entscheidet? Wirst du es tolerieren und wenn ja, gibt es für dich eine Grenze? Also nur Christentum, nur Weltreligionen, Weltphilosophien oder kann es auch etwas "exotisches" sein?
a) Ich bin sehr religiös aufgewachsen. Meine Eltern sind katholisch, also wurde ich katholisch erzogen.

Ich glaube, beim Glauben geht es massgeblich um das Glauben. Obwohl ich glaube, dass viele Wege nach Rom führen, glaube ich auch, dass es wichtig für mich ist, bei meinem Weg zu bleiben.

In meiner Vorstellung hat Gott uns allen einen eigenen Weg beschieden, den wir gehen sollen. Die Herausforderung ist oftmals, dass es eben auch andere Wege gibt, die jedoch nicht für uns sind.

Eine meiner Aufgaben ist es, Christ zu sein. Diese Aufgabe nehme ich sehr ernst. Wessen Aufgabe es ist, Muslim zu sein, oder Atheist, deren Aufgaben respektiere ich.

b) Auf diese hypothetische Frage kann ich mangels Erfahrungswerten keine Antwort geben.

Ich muss vermuten, dass ich jede seiner Entscheidungen tolerieren würde. Denn als Vater bereite ich mich darauf vor, dass mein Kind seinen eigenen Weg geht.

Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass er sich vom Christentum abwenden würde.

Zuletzt ist es natürlich eben so, dass ich nicht über eine Situation mit Gewissheit sprechen kann, die ich nicht kenne. Ich kann da ein grosses Blabla machen, aber die Realität wird sich zeigen.