Der Tag wird kommen und es wird spaßig - also für Dich.
Aber das sind doch Sportler, sowas würde doch nie vorkommen. Abgesehen davon unterschätzen sehr viele untrainierte Menschen die Wirkung von Würfen (etc.) und wer damit klarkommt, nimmt auch mal ein paar Schläge, genauso wie der Boxer nicht direkt nach einem Tritt umfällt, nur weil er das nicht kennt.
Noch mal, Du musst Dir bis zum Kampf und im Kampf alles mit viel Aufwand erarbeiten...
Ja, es soll eine gute Verteidigung darstellen, gleichzeitig Darm und Blase zu entleeren, während man sich übergibt und sich mit einem Heulkrampf in den Aussonderungen zu wälzen.
Wenn das nicht auf Kommando funktioniert, wäre es evtl. hilfreich, den Aufwand zu investieren... Es geht hier nicht einmal um irgendwelche komplizierte Geschichten. Alleine nach dem ersten harten Treffer nicht dicht zu machen und unter Druck decken zu können oder auch wieder anzugreifen, ohne das halbherzig zu machen, da man die Reaktion oder den Konter fürchtet, braucht bei vielen Menschen schon echt viel Übung und dabei sind wir noch nicht einmal beim Angreifen.
Es geht hier um absolute Grundlagen des Kampfes und um diesen nur irgendwie möglichst unverletzt (im Rahmen eines Sports) zu überstehen... „Auf der Straße“ hast Du bereits damit häufig zu wenig gelernt, da Dich dort kein Rundenende rettet...
Wann hast Du das letzte Mal jemandem nicht nur leicht ins Gesicht gefasst oder ihn ein Bisschen mit dem Schlag getätschelt, sondern ihm richtig eine gelangt?
Zwischen der Bereitschaft etwas zu tun und dem Ausführen liegen Welten... Schon mal nachgesetzt, wenn die andere Person angeklingelt ist/war oder bewusst Verletzungen/Schwachstellen angegriffen?
Gegen Pratzen zu hauen oder jemanden beim spielerischen Sparring zu berühren, ist das eine. Erst gestern habe ich einer Dame gezeigt, warum sie nicht bereit für die Wettkampfvorbereitung ist. Technisch echt gut, im spielerischen Sparring brauchbar, gute Nehmerqualitäten bzw. steckt die unabsichtlichen (härteren) Treffer gut weg und auch sonst eigentlich bereit. Ich habe sie dann einfach aufgefordert, mir erst einmal so richtig ein paar Lowkicks (ohne Schoner) zu verpassen, danach ein paar Schläge zum Körper und am Schluss eine Kombination zum Kopf mit abschließendem Kick zum Kopf. Die Lowkicks gingen noch, je höher es ging, desto schwächer wurden die Aktionen und auch auf die mehrmalige Aufforderung, jetzt endlich zuzuschlagen, kam nichts, bis sie irgendwann den Tränen nahe war und meinte, sie könne das einfach nicht. Das Spiel machen wir jetzt bereits das 3. Mal (seit zwei Wochen) und jedes Mal ist sie der festen Überzeugung, dass es dieses Mal anders wird und sie weiß, dass sie mir hart ins Gesicht schlagen kann. Sie will mir jedes Mal beweisen, dass sie nicht noch etwas Zeit und Übung braucht und bereit ist; sie ist auch tatsächlich der festen Überzeugung, dass es dieses Mal dann besser läuft - sie muss ja nicht wissen, dass ich den Kick blocken oder aufnehmen werde.
Sie kann (echt) was und verfügt über weit mehr Erfahrung als Du. Wie Du in solchen Situationen reagierst, kannst Du nicht beurteilen und die Gewaltbereitschaft, von der Du schreibst, ist ein schlechter Witz. Einer der Gründe, warum ich nie MMA kämpfen werde, ist, dass ich - sobald ich eine Person angeklingelt oder auf die Bretter befördert habe - nicht hinterhergehen kann und es beenden... Während sie runter geht, kein Problem, stehend KO, kein Problem, auf dem Boden mit GnP beginnen und zu Ende bringen, kein Problem, aber sobald sie zu Boden geht, ich die Ebene wechseln muss, sie zusammengekauert am Boden liegt und versucht sich zu schützen oder sogar beinahe komplett weg ist; nein, kann ich einfach nicht - da hilft mir auch kein "würde" oder irgendwelche Phantasien bzw. Übertragungen aus Partnerübungen/Rollenspielen und es ist für mich auch nicht wichtig, mir das abzutrainieren. (... und ich habe leider schon weitaus ernstere Situationen (außerhalb des Rings) erleben müssen und auch dort meine Grenzen erlebt und überschritten.) Jetzt kommst Du und erzählst, was Du alles würdest...
Klar, aber wenn Du’s müsstest, würde das schon gehen...
Das ist wie mit der ersten Hilfe. Wenn’s so weit ist, steht der Großteil hilflos und überfordert daneben, obwohl er die Theorie mal gelernt hat und in den Situationen erkennst Du die Leute, die tatsächlich „kämpfen“ würden; die helfen mir nämlich meistens dabei und das sind (geschätzt) von den 50 Leuten 1-2.
Zum zurückweichenden Partner wurde bereits genug vom Rest geschrieben - auch könntest Du so doch glatt ein richtiges Bild vermitteln. Es macht auch im Boxen einen Unterschied, ob ich den Partner im Training lediglich durch mein Auftreten und meine Dominanz in der Ecke stelle oder ihn dabei auch noch mit Schlägen eindecke.
Eigentlich wollte ich Dir nur mal die Möglichkeit geben, herauszufinden, ob die Person tatsächlich „glaubt“, dass Du sie verletzen willst. Dann sollte/wird sie dementsprechend reagieren. Meine Erfahrung ist nämlich, dass der Großteil schlicht keine Ahnung hat und ganz genau weiß, dass es momentan sicher ist und die Situation keine unerwartete Wendung nehmen wird.
Ein kleines Beispiel des letzten Rollenspiels, dem ich beiwohnen durfte. Als böser Kampfsportler wurde ich davor sogar explizit aufgefordert, (wann immer ich will) unvorhersehbar und unerwartet zu handeln und der Trainer würde dann der Gruppe zeigen, wie man mit sowas umgeht.
Direkt danach kamen wir dann zu einer Aufgabe, ich sollte den „Angreifer“ spielen und ihn als mein Opfer betrachten. Er würde zeigen, wie man die Situation löst, was ich mache, sei mir überlassen (und aufgrund der Schutzausrüstung, die wir direkt danach angezogen haben, ging ich davon aus, dass auch Kontakt erlaubt war). War an dem Tag nicht allzu gut gelaunt, übermüdet und gestresst; es fiel mir dementsprechend leicht, den genervten und wütenden Typen zu spielen. Nach 5 Minuten Gerede und zunehmender Selbstsicherheit des Trainers, war die Situation „geklärt“. Ich habe mich umgedreht und dann kam von hinten noch der Satz, dass man doch jede Situation für beide zufriedenstellend lösen könne und ich hoffentlich daraus gelernt haben werde. In dem Moment habe ich mich herumgedreht und einfach nur geschrien, während ich ihn ein paar Meter zurückgestoßen, die Handschuhe ausgezogen, den Helm heruntergerissen und neben ihm auf den Boden geknallt habe und auf ihn zugegangen bin. Er ist komplett erstarrt, war hilflos mit der Situation überfordert und hat danach, denn mehr kam von mir nicht, über Minuten versucht, das Versagen zu rechtfertigen und Ausreden zu suchen. Während der Erklärung bzw. diesen Ausflüchten hatte ich dann die Schnauze voll und habe mir seinen „Wunsch“ (unvorhersehbar zu handeln) zu Herzen genommen, bin auf ihn zugegangen und habe ihm einfach nur eine (leichte) Ohrfeige verpasst und ihn auf seinen Hintern befördert. Da saß er dann mit großen Augen, komplett erstarrt und wusste nicht mehr, was er sagen soll....
Dann kamen die Äußerungen der Gruppe, dass das ja total fies und gemein sei und keine Situation einfach so eskalieren würde und er mich doch eigentlich schon in den Griff bekommen habe, so würde doch niemand handeln und dann auch noch die Überforderung ausnutzen, das sei absolut übertrieben/unmenschlich. Man hat einfach extrem die Überforderung gemerkt, denn obwohl bestimmte Anweisungen gegeben waren/wurden, war er sich doch unterbewusst sicher, dass er die Situation im Griff hat und es nicht soweit kommen würde, es würde doch niemand unerwartet außerhalb der Szenarien oder Rollenspiele agieren oder warum sollte/würde jemand seine Schutzausrüstung ablegen. Für seine Gruppe stimmt das sicherlich auch, da heißt "unerwartet" Handeln, mal kurz zu zucken oder einen Schritt zu machen... (Ich bin aus dem Wettkampftraining ganz anderes "unerwartetes Handeln" gewöhnt. Da ging es ums Gewinnen von Spielen, wenn man beispielsweise dem anderen alles nachmachen soll und als Spiegelbild fungiert, wurde schnell klar, dass man mit "normalen" boxerischen oder kämpferischen Aktionen nicht weiterkommt. Da wurde dann auch mal gegrunzt, gebrüllt, getanzt, ein Handstand gemacht, die Hose ausgezogen usw. und direkt danach (als sei nichts gewesen) boxerisch weitergearbeitet. Das war (anfangs) unerwartet...) Wenn ich tatsächlich glaube, dass die andere Person mich verletzen will, bin ich nicht entsetzt oder überrascht, wenn sie mich tatsächlich verletzt, außer ich rede mir lediglich ein, das zu glauben, während ich eigentlich davon ausgehe, dass es nicht soweit kommt.
Was keiner verstehen wollte/konnte: Was ich gemacht habe, war noch nicht einmal im Rahmen dessen, wozu der Großteil der Angreifer „draußen“ in der Lage ist und vor den Maulhelden muss man sich nicht wirklich in Acht nehmen. Das war nie ein Kampf oder eine Auseinandersetzung und trotzdem hat es bereits gereicht. (Mein Handeln hatte noch lange nichts mit einem Angriff oder Gewalt zu tun, doch die bloße Überforderung, dass jemand nicht wie erwartet handelt oder das Handeln nicht der Norm der Gruppe entspricht, hat schon gereicht. Gleichzeitig habe ich es absichtlich nur am Trainer demonstriert, da ich davon ausging, dass das eine wertvolle Lektion und Lehrstunde - egal wie es ausgeht - für die restliche Gruppe wäre und er die qualifizierteste/fähigste Person sei.)
Mitgenommen haben sie nur, dass sie immer noch total super gerüstet sind, da so etwas nie passieren würde. Stimmt auch, die nächste Person hört nicht auf, wenn sie erstarren...
Du hast doch mal von dem Typ erzählt, bei dem Du Dich umgedreht hast und ihm einfach ein paar KFS verpasst, um Distanz zu gewinnen (oder irgendwie so) oder dem Betrunkenen, den Du „geführt“ hast.
Nicht jeder lässt das einfach mit sich machen. Da knallt es, bevor Du Deinen Mund überhaupt aufmachen kannst. Wieso denkst Du, Du könntest Leute anfassen oder schubsen/schlagen und sie machen nichts, während Du dann (in solchen Situationen) zum Angriff übergehst? Warum sollten sie nicht genauso reagieren?
Ein anderes Beispiel wäre der Typ in der dunklen Gasse, den Du mit einem Schrei losgeworden bist. Eine Wettkämpferin von mir hat sich (wegen einer ähnlichen Situation) dermaßen erschrocken, dass sie der Dame intuitiv eine gezimmert hat... Wäre die Sache danach nicht vorbei gewesen, keine Ahnung, was daraus geworden wäre...
Das ging doch schon davor los, sonst hättest Du das Beispiel doch nie bringen müssen.
Dem würde ich zustimmen, allerdings ist das Erkennen und Blocken von Schwingern als Einzelaktionen jetzt nicht wirklich die Kunst/Herausforderung im kooperativen (etwas freieren) Training. Was passiert dann erst bei kurzen, schnellen Haken oder Kombinationen...
Ich finde es auch immer wieder niedlich, wenn dem „dicken“ 1,90m Fleischberg die Kampfkraft abgesprochen wird, weil er ja fett ist oder ich mir anhören darf, dass ich doch so freundlich und niedlich aussehen würde, während grimmig schauend, Glatze und ein paar mehr Tätowierungen sofort total gefährlich sind. (Noch witziger wird es nur, wenn ich dann vor einem Thailandaufenthalt mit einer Glatze und sichtbaren Tätowierungen breit grinsend zum Verabschieden vorbeikomme
.)
+1!
(Wobei ich das wohl auch nicht könnte/würde. Ich mag meine Opfer (/e: zur Sicherheit: im Ring) gerne „wehrhaft“ oder muss der festen Überzeugung sein, im Recht zu sein und mich zu verteidigen - was in meinem Fall heißt, dass ich noch nie einen Erstschlag getätigt habe und danach sind sie selbst schuld, denn ich entscheide, wann der Zeitpunkt zur Flucht gut ist oder keine Gefahr mehr von ihm ausgeht. Bis jetzt hatte ich Glück und ich hoffe, dass es weiterhin so bleibt und ich solche Situationen vermeiden kann/werde; werde wohl nie ein ausgewachsener Wolf sein und muss mich immer als niedliches Wölfchen durch die Wildnis bewegen, das häufig unterschätzt wird.)
Danke für die Antwort.
Ob das wohl am MMA liegen könnte?!
Wenn ich das lese, fällt mir auch auf, wie sehr sich mein Verhalten unter den jeweiligen Regelwerken ändert. Als würde sich ein anderer Schalter umlegen. Am extremsten ist wohl (interessanterweise) die Abweichung vom MT ins MMA, da ich einfach weiß, dass der Boden meine (mit Abstand) schlechteste Disziplin ist und ich keinerlei Risiko eingehen will, dort selbstverschuldet zu landen.
Mich würde ja interessieren, ob das daher kommt, dass ich im Stand zuhause bin, während Du der Grappler bist und sich meine Vermutung, dass Grappler viel mehr direkt übertragen können, bestätigt... (Wobei mir mein (Kampf-) Stil aus dem MT im MMA auch regelmäßig echte Probleme bereitet, wenn ich in „meine“ Muster verfalle.)
(Achtest Du (noch) verstärkt(er) auf die Kontrolle der Hände? Setzt Du (am Boden) mehr auf Schläge oder verwendest die Schläge doch eher, um die Würger, Hebel und generell Kontrolle zu erarbeiten? Ich merke häufiger, dass mir eigentlich in diesen Situationen ein konkretes Ziel - neben der Flucht, falls möglich - fehlt, auf das ich hinarbeite. Ich versuche lediglich schnellstmöglich maximalen Schadensoutput und wenn möglich ein KO zu erreichen bzw. mir die Flucht zu erarbeiten. Schon im BJJ merke ich, dass es sehr hilfreich ist, ein konkretes Ziel zu haben und darauf hinzuarbeiten.)
+1! Da wird zusätzlich auch noch einmal überprüft, ob sie nur „denken“ bzw. „glauben“ oder es tatsächlich so ist.
Das ist sowas von gemein, ich lache gerade herzhaft. Die Vorstellung ist genial und ich frage mich, warum ich noch nicht auf die Idee gekommen bin
. Ich wurde schon immer für verrückt erklärt, wenn ich die andere Person aufgefordert habe, doch mal zu zeigen, wie sie mir so richtig hart gegen das Schienbein tritt, damit ich beinahe kampfunfähig bin. (Das Argument, dass ich mit meinem Schienbeinknochen sowohl blocke als auch trete, hat irgendwie nie überzeugt
.)
Eines unserer Schwergewichte im Boxen hat den Leberhaken als absolut besten Schlag... Ich kann schon nicht mehr zählen, wie oft er mich nur leicht angetippt und noch in der Sekunde breit über beide Backen gegrinst hat. War auch auf einem Turnier ziemlich nett anzuschauen, 4 Kämpfe, 4x KO durch Leberhaken und ein paar verzweifelte Trainer, die irgendwann die Anweisungen verteilt haben, lieber den Kopf offener zu lassen und die Leber zu schützen.
Hab es vor einem Jahr „etwas“ übertrieben, bei derartigen Ausführungen und weiß mittlerweile, dass der Lowkick dann echt gut ist, wenn die andere Person (trotz Kickshield und Schienbeinschonern) am nächsten Tag tellergroße blaue Flecken auf der Innenseite der Oberschenkel hat, obwohl Außenlowkicks getreten wurden. (An beiden Beinen und das hat auch den verbissenen Gesichtsausdruck und die Reaktion auf die letzten 25 Lowkicks je Seite erklärt. War ein Boxer, der ebenfalls meinte, dass Lowkicks ja kein Problem wären und ich hatte wohl einen (zu) guten Tag.)
Seitdem frage ich mich, ob das wohl auch mit Innenlowkicks funktioniert. Nur ist mir dort das Risiko zu groß.
+1!
Kann ich verstehen und klingt logisch/sinnvoll. (Ich bin immer wieder überrascht, wenn häufig so getan wird, als würden diese Fehler das sofortige Kampfende bedeuten. Wobei ich auch darauf achten würde, sie zu vermeiden und das sinnvoll ist.)
LG
Vom Tablet gesendet.