
Zitat von
Käptn_Blaubär
Sollte man, wenn man Gewicht verlieren will, nicht eher darauf achten, den Stoffwechsel möglichst oft und lange in Gang zu halten, und zwar durch regelmäßige Nahrungszufuhr.?
Denn wenn man zu viele Stunden täglich dem Körper keine Nahrung zuführt (Fasten), "denkt" der Stoffwechsel, es liegt eine "Hungersnot" vor und schaltet deshalb auf Sparflamme.
Mit anderen Worten, der "Grundumsatz" an Kalorien sinkt.
So jedenfalls die bisherige, landläufige Meinung, an der ich mich immer orientiert habe.
Also zunächst ist das Thema hier Fasten und Gesundheit, d.h. es geht nicht vorrangig darum um Gewicht zu verlieren.
Kann man, wie ich vorne schrieb, der ersten Minute des verlinkten Beitrags (den wohl außer Chris und Ripley kaum einer geguckt hat) entnehmen:
Da wird eine der Protagonistinnen vorgestellt, die durch Heilfasten ihre Autoimmunkrankheit lindern will, vorgestellt.
Bei der gucken die eher darauf, dass die nicht zu viel Gewicht verliert, weil die ohnehin schon dünn ist.
Der Ansatz beim Intervallfasten oder zeitbeschränkter Nahrungsaufnahme ist, dass der Köper nicht dauernd im Aufnahmemodus ist, sondern eben auch die Reserven leert.
Bezüglich Deiner "landläufigen Meinung", die ist inzwischen widerlegt, zumindest für kurze Fastenintervalle von - ich meine - bis zu 72 Stunden.
Der Stoffwechsel muss nicht durch andauerndes Essen angekurbelt werden.

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Käptn_Blaubär
Deshalb scheitern ja auch so viele "Diäten", weil man dem Körper eben zu wenig Nahrung zuführt.
Sie scheitern, weil die Leute i.d.R. diese Vorgehensweise nur kurzfristig durchziehen.
Wenn sie ihr "Wunschgewicht" dann erhalten haben, essen viele aber wieder "normal" und die Folge ist, dass der Stoffwechsel diese Mengen dann nicht mehr gewohnt ist, und in der Folge schneller Fett ansetzt, als vor der Diät.
Man kennt dies vom sogen. "Jo-Jo-Effekt"
das ist richtig, aber das tritt vor allem (auch) bei stark kalorienreduzierten Diäten auf, insbesondere, wenn es an Protein mangelt und der Umsatz durch Muskelabbau sinkt.

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Käptn_Blaubär
Ist es nicht wichtiger, darauf zu achten, WAS man isst (Ballaststoff- und Proteinreich, Low-Carb, Low-Fett, Gemüse, Obst, usw.), anstatt darauf zu achten, WIE OFT man isst.?
laut dem Beitrag, den wohl außer Chris und Ripley kaum einer gesehen hat, nicht unbedingt.
Natürlich ist es besser, sich "gesund" zu ernähren, wobei da auch die Definitionen auseinandergehen.
Wenn man nur einmal am Tag isst, ernährt man sich eventuell auch bewusster.
Eine Low-Carb bzw. Ketogene Diät ist teilweise vorteilhaft, da man, bei längeren Fastenphasen, dann besser damit umgeben kann, wenn die KH-Speicher leer sind.

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Käptn_Blaubär
Ich könnte daraus drei reichhaltige (aber eben kalorienarme) Mahlzeiten machen, sodass möglichst keine Hungergefühle aufkommen.
Oder aber man "fastet" fast den ganzen Tag und haut sich dann abends den fetten Cheeseburger mit Pommes und Mayo rein.
In beiden Fällen hat man die gleiche Energiebilanz.
Ob man aber mit dem zweiten Beispiel ähnlich erfolgreich Gewicht verliert, wage ich zu bezweifeln. :-)
Stichwort: "Heißhungerattacken". Hervorgerufen durch rapides Hochschnellen und darauf folgenden starkes Absinkens des insulinspiegels.
Und insofern halte ich auch nicht viel von "Fasten" in Bezug auf Gewichtsreduktion.
Lieber mehrere kleine Mahlzeiten am Tag.
Ich mach seit Weihnachten an Arbeitstagen 20-4 und bin meistens satt.
Der Trick ist, dass das Gehirn weniger abhängig von Glukosezufuhr ist, weil es auch Ketokörper aus Fetten verwerten kann.
Wenn Du den Zuckertank immer gefüllt hältst, eventuell auch noch dadurch, dass aus Deinem Verdauungstrakt dauernd Glukose nachfließt, dann haben Muskeln und Nervenzellen keinen Gelegenheit/Veranlassung, sich auf die Nutzung von Ketonkörpern aus Fettsäuren einzustellen.

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chris1982
Ah, der Körper "stoppt sämtliche Stoffwechselvorgänge". D.h. man fällt direkt tot um? Denn ohne Stoffwechsel bekanntlich keine Glukose fürs Gehirn.
Belegt ist, dass man auch länger - z.B. mal ein Jahr nichts essen kann ohne dass das der Fall ist:
das ist ein Extremfall.
Der Glukosebedarf geht auch bei längerem Fasten nicht auf Null zurück.
Glukose kann man aus Proteinen und dem Glycerin von Triglyceriden (drei Fettsäuren + Glycerin = Fett) herstellen, dass macht ungefähr 10% von Fett aus.
Jemand hat mal ausgerechnet, dass der Mensch aus dem Video einen so hohen Kalorienbedarf hatte, dass er durch seinen Fettabbau wahrscheinlich ausreichend Glycerin frei setzte, um den Bedarf von Nervenzellen, roten Blutkörperchen etc. zu decken.
Ein weniger fetter Mensch wird vorher auf lebenswichtiges Protein zurückgreifen und dann an Organversagen sterben.

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chris1982
Sagen wir man nimmt durch Fasten massiv ab und ist dann im Normalgewicht. Danach fastet man jedes Mal wenn man wieder etwas zu viel hat wieder auf Normalgewicht. Sagen wir alle Werte sind top, Gesundheit Top, kein Muskelverlust. Man nimmt dann noch die oben angeführten gesundheitlichen Vorteile des Fastens mit.
In wie fern wäre das inkonsequent und hätte langfristig nicht den gewünschten Erfolg?
Helmuth Kohl hat jedes Jahr eine Mayr-Kur gemacht, dabei abgenommen und ist hinterher noch fetter geworden.
Da sind die Ansätze des IF von 5:2 bis zu den vier Fastentagen von Valter D. Longo IMO sinnvoller.
Michael Mosley hielt ja die vier Fastentage schon für unpraktikabel, um die in den Alltag zu integrieren, und ist dann auf 5:2 gekommen.
Dabei wird an zwei Tagen die Woche die Kalorenzufuhr auf 400 bis 500 kcal (Frauen/Männer) beschränkt, an den restlichen Tagen isst man normal.
Es zeigte sich, dass man die Einsparung an den Fastentagen nicht wieder reinfrisst. So kam es bei ihm zu einer moderaten Abnahme mit Reduktion von viszeralem Fett und verbesserung von bestimmten Parametern. Insbesondere IGF1, der mit bestimmten Krankheiten in höherem Alter in Verbindung gebracht wird.

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Käptn_Blaubär
Außerdem braucht der Körper doch auch (komplexe) Kohlehydrate, um über den Tag genügend Energie zur Verfügung zu haben.
Wenn ich auf "low carb" umsteige, fühle ich mich schon den Tag über recht schlapp.
natürlich fühlst Du Dich schlapp.
Das liegt eben daran, dass Dein Gehirn auf Glukose läuft (nein, das sind keine komplexen Kohlenhydrate).
Nach ein paar Tagen werden bei KH-Mangel vermehrt Ketonkörper hergestellt, aber es dauert etwas länger, bis (manche) glukoseabhängige Gewebe die auch in ausreichender Form verwerten können.
Dazu können natürlich noch individuelle Unterschiede kommen.

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Käptn_Blaubär
Mir ist schon klar, dass der Körper in der Lage ist, seine Energie aus den Fettreserven zu schöpfen.
Aber warum fühlt man sich dann trotzdem schlapp und matt.?
Weil es eben nicht nur um Energie geht, sondern verschiedene Gewebe verschiedene Treibstoffe verwenden.
Das Gehirn kann im Normalzustand nur Glukose verwerten.
Dafür gibt es einen Speicher in der Leber mit einer Kapazität von bis zu 150g.
In den Muskeln kann man nochmal die doppelte Menge speichern, allerdings kommt die da nicht mehr raus. Die Muskelspeicher stehen dem Gehirn nicht zur Verfügung.
Wenn aus der Verdauung nix mehr nachfließt und der Leberspeicher zur Neige geht, droht ein gefährlicher Blutzuckerabfall und eine Unterversorgung des Gehirns.
Da kann der Körper gegensteuern, in dem er Proteine (einige Aminosäuren) und - wie oben erwähnt - Glycerin aus Fetten in Glukose umwandelt.
Gleichzeitig lernt das Gehirn und die Muskeln, Ketonkörper, die aufgrund des KH-Mangels von der Leber freigesetzt werden zu verwerten.
Das kann dann Tage bis Wochen dauern bis das optimiert ist.
So kann das Gehirn seinen KH-Bedarf mit der Zeit auf ca. 40g/Tag runterfahren und läuft dann größtenteils auf den Produkten von Fettabbau (Ketokörper) und manche fühlen sich damit besser und geistig leistungsfähiger, als (nur) mit Kohlenhydraten.

Zitat von
Lugasch
Beim (Total-)Fasten gibt es grob 3 Phasen:
1. Frei verfügbare Kohlenhydrate im Körper verbrauchen (dauert bei dem Menschen ca. 24h)
2. Energiebedarf aus Proteinen decken (hier erfolgt kurzzeitig der Muskelabbau - Dauer 1-2 Tage)
3. Energiebedarf aus Fettreserven decken (hier fährt der Körper den Proteinabbau wieder stark zurück)
Ungefähr so, nur würde ich "Energiebedarf" mit "Energiebedarf von Nervenzellen" bzw. "Energiebedarf von Zellen, die sowohl Glukose, wie auch Ketonkörper verwerten können" ersetzen. Oder griffiger, wenn auch nicht ganz korrekt: Energiebedarf des Gehirns.
Denn natürlich wird von Anfang an Fett zur Deckung des Energiebedarfs von Gewebe, dass eben Fettsäuren oxidieren kann, verwendet.
Fett ist bei niedrigen Intensitäten der Treibstoff erster Wahl, z.B. für Muskeln.
Die mangelnde Differenzierung hatte ich ja schon im Eingangsbeitrag bemängelt.
Die führt dann dazu, dass Leute glauben, sie könnten kein Fett verbrennen, solange sie KH essen, oder müssten eine halbe Stunde Sport treiben, bevor die Fettverbrennung einsetzt.
IMO die Fehlinterpretation einer bekannten Darstellung der verwendeten Energiesubstrate bei maximaler Leistung.

Zitat von
Lugasch
Ich habe damit angefangen das Abendessen auszulassen und komme damit ungefähr auf das Verhältnis 16:8. Am Anfang ging das Gewicht schnell runter, dann wieder ein bisschen hoch und war dann ok. Hunger hielt sich in Grenzen und ich fühlte mich relativ frisch. Die nächste Herausforderung ist, da etwas Regelmäßigkeit reinzubringen. Aber bereits 2 Intervalle die Woche sollen sich positiv bemerkbar machen.
Wie gesagt - meine Infos stammen vom Hören-Sagen-Lesen (halbwegs seriöse Quellen) und ich habe sie nicht überprüft. Die Argumente klangen für mich halt logisch und mein Körper kommt damit relativ gut zurecht.

hier noch etwas von Joe Rogan:
Geändert von Pansapiens (18-02-2019 um 21:08 Uhr)
Don't armwrestle the chimp.