Der hätte fast von mir sein können...irgendwie muss man ja Freunde finden.
Ist dieses Prinzip in Europa soviel älter? Vom Bauchgefühl her würde ich sagen, dass es v.a. mit den "Jiu Jitsu"-Derivaten und deren Auslegung echter und vermeintlicher japanischer Kampfkunst im Westen aufkam. Ich vermute darüber hinaus, dass dies auch aus einem Missverständnis über die Kata und was diese eigentlich alles beinhalten resultierte (mittels Herunterbrechen auf ein einfaches "Trainingspartner attackiert mich mit Angriff X, ich kontere "selbstverteidigend" mit Technik Y."). "Selbstverteidigung" entwickelt als wirklich alleinbestimmendes Thema vieler Kampfkünste, mitunter speziell neuentworfener Stile, würde ich sogar (zumindest auf Deutschland bezogen) erst auf gut das letzte Jahrzehnt des letzten Jahrtausends datieren.
Wie gesagt beruhen meine Aussagen hierzu aber auf meinem Bauchgefühl und meinem sehr begrenzten Wissen über "Selbstverteidigung". Die Frage nach der Entstehung von "Selbstverteidigung" bzw. deren Verbreitungsweg weltweit wäre vielleicht ein interessantes neues Thema (für mich als Koryûfreund aber wiederum nicht interessant genug, um solch ein Thema selbst zu eröffnen).
Grundproblem ist für mich folgendes (wurde im verlinkten Thread auch angesprochen): man hat ein Kanji mit einer bestimmten Bedeutung und über dessen Bestandteile (etwa Radikale, die mitunter selbst bereits komplette Kanji sein könnten) und deren genaue Beziehung zueinander lässt sich viel spekulieren. Auf diese Weise kann man in die Kanji - obwohl sie ja eigentlich eine einigermaßen fest umrissene Bedeutung haben - mitunter sehr viel hineininterpretieren, was den eigenen Zielen und Idealen entgegenkommt.
Das Aufbröseln von Kanji ist zwar interessant und deren Entstehung und Verwendung im Verlauf der Geschichte manchmal auch nachvollzieh- und belegbar - trotzdem warnte man uns davor, das Aufbröseln aller möglichen Kanji in ihre Bestandteile einfach mal so als Beleg für ihren heranzuziehenden Bedeutungshintergrund anzusehen.
In der verlinkten Diskussion (mit 2013 ja noch relativ jung) vermisse ich übrigens noch die mittlerweile aufgeworfene Frage nach der Bedeutung von Bu als "den Speer senken", worin einige Leute das genaue Gegenteil von "den Speer stoppen" sehen. Sie argumentieren, dass man den Speer in kriegerischer Absicht senkt (und somit auf den Gegner richtet) und viele Gruppentaktiken (weltweit, wie es scheint) beinhalten ja auch genau das (man nehme nur mal den beliebten stehenden Schutzwall aus Speerspitzen gegen eine anreitende Kavallerie oder auch Fußsoldaten).
P.S.. zum Thema Antworten, nach denen Niemand gefragt hat:
In der verlinkten Diskussion taucht der Begriff Hoko für Speer auf, womit offenbar chniesische Speere (bzw. auch in Japan verwendete Hoko genannte Speere älterer chinesischer Machart) gemeint sind. Es verläuft bei diesen Speeren keine Angel durch den Schaft wie etwa beim "üblichen" jap. Yari, sondern die Klingenangel ist zu einer Tülle ausgeformt und auf den Schaft aufgesetzt worden, diesen also umschließend.
Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass gerade Du neben dem Schildern Deines Übens sehr häufig ganz großen Wert auch auf theoretische Hintergründe legst (so sehr sogar, dass ich mich meist bewusst aus diesen Diskussionen heraushalte, weil mir Vieles zu speziell ist, betreibe ja weder irgendein Aikidô noch einen Abkömmling von diesem). In diesen Thread hier hinein hat mich denn auch in erster Linie das ja nicht aikidôspezifische bu 武 gelockt.Zitat von carstenm
Grundsätzlich denke ich, dass wenn ich behaupte, dass ich ein Budô übe, auf diesen Begriff angesprochen, bu 武 bzw. Budô nicht einfach ausklammern kann, nur weil die Praxis bei mir im Vordergrund steht. Dies gilt m.A.n. insbesondere, wenn ich mein Budô in einer Diskussion nach Außen hin bewusst gegen Dinge wie SV und Kampfsport abgrenze.
Kürzlich gab es in einem anderen Forum eine Diskussion darüber, ob es einen Ehrenkodex im Dôjô/der Kampfkunst gibt oder nicht. Ein User bejahte dies vehement für sich (ist ja sein gutes Recht, die Dinge für sich selbst auszulegen, wie man sie am liebsten hätte), sah aber nicht ein, dass seine persönliche Vorstellung halt nicht mehr als seine persönliche Vorstellung ist (und sich übrigens auch mit der Realität ein wenig beißt).Zitat von carstenm
Insofern möchte ich behaupten, dass es mitunter wichtig ist, klar zu trennen zwischen den Gedanken des Einzelnen bezüglich seines Übens i.V.m. dem Begriff Budô (wäre für mich auch erst der zweite Schritt) und der nichtindividuellen Bedeutung, die solch ein Begriff in sich trägt (das wäre für mich der erste Schritt, also insgesamt vom essentiellen Groben/Allgmeinen hin zum - und das nur ggf. - Kleinen/Individuellen).
Das würde ich so unterschreiben und diese Punkte machen zumindest eine ganz strikte Trennung etwas schwierig, soweit es nicht um die Extreme geht (ähnlich wie bei Kampfkunst/Kampfsport und Bujutsu/Budô).Zitat von Inryoku
Darüber hinaus stellt sich möglicherweise noch die Frage, inwieweit Aikidô überhaupt (noch) als Budô aufgefasst werden kann, wenn es so ganz anders ist als die vielen anderen Ausprägungen des Budô.Zitat von carstenm






heisst Budô eigentlich "militärischer (kriegerischer) Weg".
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