Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
Doch noch eine Nachfrage:
Beim Tanzen geht es ganz wesentlich darum, daß beide Partner von vornherein eine gemeinsame Bewegung ausführen. Es gibt dabei keinerlei Gegeneinander. Und dieses Miteinander löst sich nicht auf, sondern wird im Gegenteil immer stärker, je fortgeschrittener die Tänzer. So jedenfalls habe ich es erlebt.

Ich kenne Lehrer, die auch aikidô in eben dieser Weise unterrichten: Beide Partner bewegen sich miteinander um ein gemeinsames Zentrum, das durch den Fluß der Bewegung aus den beiden Zentren der Übenden sich neu bildet. Es gibt keinerlei Konflikt der Partner, sondern beide bewegen sich miteinander.

Um das zu erreichen, wird auf eine Weise geübt, durch die die gemeinsame Bewegung gewissermaßen "automatisiert" wird. D.h. beide Partner arbeiten daran, sich immer besser aneinander anzupassen, sich immer besser aufeinander einzustellen. Beide versuchen, zu einem gemeinsamen Rhythmus zu finden.
Ich habe bisher an eine solche "Automatisierung" der gemeinsamen Bewegung gedacht, wenn im Zusammenhang mit aikidô von flow die Rede war.

Beschreibt das so auch dein Verständnis einer Übugnsweise, die zu "Flow" führt?
Nein, überhaupt nicht. Obwohl so etwas vielleicht ungewollt und unbewusst entstehen kann, wenn zwei Aikidoka immer wieder miteinander üben.

Der psychologische Flow und "flow" im Sinne von Bewegungsfluss sollten nicht verwechselt werden. Aber natürlich kann der Bewegungs"flow" zweier Tanzpartner zu einem "psychologischen" Flow führen, den jeder Partner für sich erlebt.

Es wird dem Aikido (von Außensehenden) oft vorgeworfen, es wäre ein choreographierter Tanz. Für mich wäre es ein Kompliment, wenn man sich bei einem Angriff gegen den Willen des Angreifers so bewegen könnte, dass es wie ein Tanz aussieht. Ki-no-michi wäre nichts für mich, ich brauche schon noch die Rollen von Uke und Nage. Das Kata-Training könnte man schon mit Tanz vergleichen, weil ja die Bewegungen von Uke und Nage aufeinander so abgestimmt sind, das keiner blockieren oder Widerstand leisten muss.

Interessant und herausfordernd wird dann das Randori, wo die Techniken nicht mehr vorgegeben sind (im Rahmen des Settings) und Nage intuitiv die angemessene Technik des geringsten Widerstandes finden muss. Und Uke kann sich nicht mehr gedanklich aufs Rollen oder Fallen vorbereiten sondern muss spontan das passende Ukemi ausüben. Aber das gehört ja zum (psychologischen) Flow, dass Anforderungen und Können zusammen wachsen.